EYE OF NIX – Black Somnia (CD,Vinyl)

Wow, was für ein Koloss dieses 3. Album dieses experimentellen Quartetts aus Seattle. Aufgenommen mit keinem geringeren als Billy Andersen, der zuletzt schon andere Schwergewichte des modernen Doom/Post-Metals wie Pallbearer oder Bell Witch Aufnahme-technisch betreuen durfte. Herausgekommen ist ein schwerfälliger, doomiger Bastard aus allerlei feinen Zutaten. Hervorzuheben ist unbedingt die Vocal-Performance der Sängerin Joy von Spain, die an die ganz Großen im Female Avantgarde-Metal Himmel erinnert.Sie umspannt eine Bandbreite von fast bösen Hexen-artigen Screams , welche Black-Metal Nähe offeriert, nur um im nächsten Moment fast lieblich folkig, oder wie die meiste Zeit mit sehr exaltierten, fordernd theatralischen Vocals den Hörer herauszufordern. Gelegentlich männlich verzerrte Backing-Vocals tun ihr übriges. Das knapp 41-minütige Album lebt von einer sehr leidenschaftlichen emotionalen Stimmung. Den Songs, denen viel Raum gegeben wird sich zu entfalten, welche natürlich die üblichen Song-Längen innehaben, um wie z.B. im furiosen „A Curse“ exemplarisch von feingliedrigen stillen Beginn zu wahren Kakophonie-Monstern zu mutieren, mit Hass-erfüllten Vocals den puren Wahnsinn intonierend. Von Spain dazu: „Das Album untersucht Kräfte wie Angst und Kontrolle und reagiert auf diese heimtückischen, unsichtbaren Mächte, auf diese Schemen, die übrig bleiben, wenn wir aus rätselhaften und furchteinflößenden Träumen erwachen“. Eye of Nix gelingt der schwierige Spagat aus avantgardistischen sperrigen Momenten, die gerne nahtlos in wahlweise sphärische Postrock-artige Gebilde driften, darüber jederzeit thronend der Gesang Von Spain´s. Das dürfte Freunde solcher Female-fronted Avantgarde-Metal Bands wie Atrox, Madder Mortem, ganz frühe nächtliche Third and the Mortal, Anna von Hausswolff oder Universe 217 schmecken, werden Doom, Black-Metal Elemente mit allerlei zerbrechlichen feingliedrigen Mustern durchbrochen(s.“toll on), also letztlich dem Zeitgeist entsprechend viel Post-Sounds involviert, welche dem Ganzen viel Schmackes verleihen. Die dunkle, jederzeit nächtlich vibrierende Atmosphäre lebt in ihrer komplett eigenen hypnotisch, teils psychotischen Sphäre. Psychedelische folkige Gitarren-Akkorde wie in „Fear´s Ascent“, über denen der fast klassich angehauchte Sangesstil Von Spain´s ein Tänzchen vollführt, entführen in doomig, gotische Gefilde…zeigen eine große stilistische Offenheit, im stetigen Wechsel aus Harmonie und Weirdness. Prophecy-like wurde mit der visuellen Seite von “Black Somnia” nicht gegeizt, entstand diese in Zusammenarbeit mit dem Okkult-Fotografen und Künstler Carlos Melgoza (Anima Nocturna) und einer internationalen Gruppe von Butoh-Tänzern (Alan Sutherland, Vanessa Skantze, Marina Sossi) mit Susan DuMett (Vox Vespertinus). Ein Werk für die dunkle Jahreszeit, mit Langzeitwirkung..fordernd, sperrig, düster..aber mit der nötigen Aufmerksamkeit wird man als Fan dunkler doomiger Metal-Klänge++++belohnt.

(R.Bärs)

Format: CD,Vinyl
Vertrieb: Soulfood/LabelProphecy-Prod.
 

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