OBERON – Aeon Chaser (CD)

Oberon aus Norwegen gehörten in der Mitte der 90s zu den vielen, wichtigen Entdeckungen im Bereich der nordisch, schwermütigen Klänge. Bandleader und Einzelkämpfer Bard schuf gerade mit der 1. EP auf Prophecy Prod.und dem Debüt „mysteries“ Kleinode in Sachen melancholischer Klänge, die so typisch für diese Epoche war. Der Norweger ließ in seinen Klängen von Anfang an  eine in sich ruhende Schönheit walten, die an die Genre-losgelöste Traurigkeit so genialer Bands wie den Finnen von Decoryah oder den heute noch glänzend aufspielenden Russen von Kauan erinnert. Transzendente Stimmungen, klarer Gesang, alles irgendwie aus sehr speziellen Kanälen speisende Klänge, die auf ihre ureigenste Weise diese spezielle nordisch anmutende Klarheit innehatten. Stilistisch irgendwo zwischen zerbrechlichen Neo-Folk, Ambient, einem anspruchsvollen Hauch Dark Wave und viel ätherischer, weit ausholender Atmosphäre angesiedelt. Viele Jahre Pause folgten dann bis zum Neuanfang „Dream Awakening“ von 2014. So richtig im Ganzen konnte diese Platte die Magie der frühen Aufnahmen nicht einfangen und so war es spannend, wie die für den Herbst angekündigte „Aeon Chaser“ eben diese alte Klasse zu erreichen vermag. Nach einigen Hördurchgängen fällt mir ein Fazit schwer, bin ich ob der stilistischen Band-Breite der neuen Songs etwas unschlüssig zu bilanzieren. Da stehen auf der einen Seite wieder diese ach so wunderbar elegischen Songs wie z.B: „Brother of the Order“, die mit diesen Oberon-Typischen ausladenden Nachtklaren Synthies eine majestätische Atmosphäre erzeugen und der dazu warmen, weichen Stimme Bards erneut in perfekten Synergien erstrahlen , sowie tolle Neo-Folk Balladen wie „Worlds Apart“ oder „Laniakea“(leichter Pink Floyd-Einschlag) sowie „Lost Fouls“ welche an die alten folkigen Klassiker der Frühwerke gemahnen. Klassischer Wave-Pop, sakral, erhaben, nordisch..was will man mehr. Was mich letztlich nicht in Gänze überzeugen kann, ist die Annäherung an die doomige Seite des Metal, welche in Songs wie „to live to die“ nach stimmigen Songbeginn irgendwie gestrig wirkt, da die Riffs doch sehr im Sumpf/Echo alter Helden wie Tiamat(siehe Gaia) speisen. Derlei Parts erreichen dann leider nicht das Format dieser Klassiker. Wiederum kräftig nach vorne rockende Tracks wie „Omega“ gelingt dieser Spagat außerordentlich gut, schafft Bard hier mit einer Düster-rockigen Schmissigkeit positive Referenzen an alte Goth-Rock/Metal Tage, währenddessen in z.B „The Secret Fire“ schon fast klassischer 80s-Goth-Rock zelebriert wird. Da spürt man die Motivation des Norwegers, mit mehr Dynamik und ein Mehr an Härte ein größeres Maß an Variabilität herzustellen. Was ihm zwar hoch anzurechnen ist, fehlt letztlich aber die elegische Schwere der frühen Klassiker hier komplett. Das muss man mögen und findet es bei unzähligen anderen Bands auf qualitativ ähnliche Weise oder sogar stärker wieder. Schwierig, da es sich unvoreingenommen anders anfühlen durfte. Was Oberon in den Anfangstagen auszeichnete, war gerade diese nicht zu fassende, definierende Stilmenge aus grenzenloser Elegie, welche aus sphärischen Synthies, akustischen Gitarren und Bard seiner nordisch klaren Stimme erzeugt wurde. Das ließ kaum Vergleiche zu, maximal die Erhabenheit früher Pink Floyd und mancher der Klassiker aus den mittigen, späten 90s. Atmosphäre-technisch waren Oberon in dieser frühen Phase von einer Klarheit, die sich wohltuend von jeglichen Genre-Definitionen lösen konnte, gleichzeitig durch die sehr melancholischen Melodien gerade Freunde aus Gothic, Neo-Folk und diesen typischen Natur-inspirierten romantischen Rock-Klängen begeistern konnte. Auf „Aeon Chaser“ ist man sehr um Abwechslung bemüht, welche aber mit Hinwendung zu härteren Gitarren, straighterer, rockiger Stimmung/moderner Elektronik ein Gegenpol zum Schönklang der typischen Oberon-Seite darstellt. Lässt man die Vergleiche zu den Frühwerken außen vor, hat man es mit einem schönen herbstlichen Album nordischen Dark Wave´s zu tun, welcher punktuell die große Erhabenheit der Frühwerke durchblitzen lässt, die am Ende auch die stärkere Seite des neuen Albums ausmachen. Schaffen Oberon in Zukunft diese modernen, härteren Passagen stimmungsvoller, origineller undbesser auf den Punkt zu spielen, ist mit dieser Stiloffenheit natürlich ein Plus/Gewinn im Sound diazugewonnen, so bleibt es ein dezentes Manko.

 

(R.Bärs)

Format: CD
Vertrieb: Soulfood/Label:Prophecy
 

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