NIK BÄRTSCH’S RONIN – Awase (2LP/CD)

Der Schweizer Musiker Nik Bärtsch scheint ein umtriebiger Mensch zu sein, denn er ist neben der Musik noch Clubbesitzer (Exil) in Zürich, kuratiert ein Festival (Apples And Olives), hat ein eigenes Label (Ronin Rhythm Records) und diverse Lehraufträge an Hochschulen inne. Musikalisch konzentriert sich der geschulte Pianist auf seine beiden Projekte MOBILE und RONIN, wobei von letzteren jetzt nach langer Pause das inzwischen schon 8. Album vorliegt. In der Zeit davor gab es in der Band zwei Umbesetzungen und daraus entstand nach eigener Aussage ein neues, schlankeres und beweglicheres Kollektiv. Grob wird RONIN ja im Genre Jazz eingeordnet, aber Nik Bärtsch selbst bezeichnet seinen Crossover-Sound als Ritual Groove Music, was es meiner Meinung nach auch ganz gut trifft. Neben Einflüssen aus Jazz, Funk und Contemporary, bezieht „Awase“ seine Rhythmik und Energie aus dem Aikido, einer japanischen Kampfkunstform, der sich Nik Bärtsch neben der fernöstlichen Lebensweise ebenfalls verschrieben hat. Für einen Hörer wie mich, dem Jazz seit jeher fremd war, ist „Awase“ eine gute Möglichkeit, sich dem Genre eventuell zu nähern. RONIN verzichtet nämlich durch den eigenen Kollektiv-Gedanken auf die im Jazz meist nervigen „Dudel“-Solis und geht rhythmisch sehr repetitiv wie minimalistisch vor. Keiner der vier Musiker drängt sich dabei in den Vordergrund und alle agieren als Einheit, die jedoch genügend Raum lässt, um luftig und flexibel zu spielen. Es ist spannend wie entspannend zugleich, sich in den tiefen Zen-Groove der insgesamt 6 Tracks fallen zu lassen und sicher durch die rund 66 Minuten von „Awase“ getragen werden. Nie klang Bassklarinette und Altsaxophon für mich schöner und hypnotischer, als auf diesem Album, wenn sicher Jazz-Puristen und Coltrane oder Coleman-Fans dazu einschlafen werden. Die Vinyl-Version des Albums soll übrigens dazu ein audiophiler Leckerbissen sein, wenn auch das mehrmalige auflegen bzw. wenden der zwei Platten der rituellen Sogwirkung etwas abträglich ist. Für mich ist jedenfalls Nik Bärtsch die Entdeckung des Jahres und ich freue mich schon sehr auf das Konzert im November in der Jazz Tonne Dresden, wo ich das Vinyl hoffentlich direkt von der Band erwerben und signieren lassen kann! (Marco Fiebag)

Format: 2LP/CD
Vertrieb: ECM Records
 

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