„The Godfather of Electronic Music is in Town“ so könnte man den Auftritt in HH vom Großmeister der Synthies und Elektropionier Jean Michel „Andre“ Jarre aus Frankreich, dem Land der Froschschenkel und Baguettes, sehr treffend beschreiben. Denn Jarre war in Hamburg und hat dort sehr volksnah und gut gelaunt im Planetarium mit Interviews und eigens konzipierter Lasershow seine neue, so ganz besondere Best Of Veröffentlichung mit dem schier untertriebenen Begriff „Planet Jarre“ präsentiert. Zudem feiert der Maestro Jean Michel Jarre in 2018 stolze 50 Jahre Musikproduktionen, denn er begann am Pariser Konservatorium unter dem Einfluss von Piere Schaeffer Ender der 60er/Anfang der 70er Jahre elektronische Klanglandschaften zu kreieren. Das daraus einmal eine fast unglaubliche Weltkarriere wurde, hätte der in Lyon geborene Jarre wohl selber nicht erwartet. Er hatte übrigens mit dem Filmkomponisten und Vater Michael Jarre musikalisch nichts gemeinsam. Es muß außerdem wohl wirklich etwas wahr daran sein, das Musik jung hält, da es kaum zu glauben ist, das die lebende Legende Jarre kürzlich stolze 70 Jahre geworden ist. Rein optisch würden ihn viele, auch nach meinen Erfahrungen, locker auf 10 Jahre jünger einschätzen. Der Mann hat sich wie seine musikalischen Soundwelten, als genauso zeitlos entpuppt. Den Durchbruch erzielte Jarre in 1976 mit der Platte“Oxygene“ und in 1978 mit „Equinoxe. Diese beiden Veröffentlungen katapultierten ihn sozusagen in musikalisch höhere Sphären und seitdem gilt der Künstler als Vorreiter für viele andere Musikbereiche wie Ambient, Synthwave, Soundtracks, Synthpop usw. und hat inszwischen schon sagenhafte 80 Millionen Alben verkauft. Auch bei Livekonzerten erreichte Jarre ganz andere Dimensionen als herkömmliche Künstler. Den Rekord hält eine Performance vor 8,5 Millionen Zuschauern in Moskau 1997, legendär sind ebenfalls seine Konzerte in Houston 1985 und 1999 vor den Pyramiden von Gizeh, sowie 1995 unter dem Pariser Eifelturm. Nun also die äußerst umfangreiche Retrospektive Namens „Planet Jarre “ und wer seit 50 Jahren Musik veröffentlicht, weiß natürlich, das die großartigen Kompositionen von Jarre nicht auf eine einzige Scheibe passen. Also wurden die 41 handverlesenen und remasterten Stücke auf vier Alben=4 Kontinente, die einen Planeten, eben „Planet Jarre“darstellen, aufgeteilt. Den Hörer erwartet eine interessante, verspielte, harmonische elektronische Reise der Extraklasse! Und gleich auf Platte 1 mit dem Arbeitstitel „Soundcapes“ findet man als geneigter Hörer u.a. die drei Minuten Version von „Waiting for Cousteau“, das wunderbare “ Millions of Stars“ und das schwelgerische „Rendez-vous 1“, also viele Tracks, die auf Jarres Einsicht zu klassischen Filmmusiken beruhen. Unter dem Begriff „Themes“ erklingen dann u.a. unverwüstliche Songs und ewige Klassiker wie das damals bahnbrechnende „Zoolookologie“, „Oxygene 4“, sozusagen die persönliche Erkennungsmelodie des Franzosen, „Equinoxe 5″ das für mich ebenfalls die DNA von Jarre präsentiert oder das scheppernde “ Magnetic Fields 2″. Alles Highlights der ersten Jarre Alben. Auf Platte 2 mit Titel „Sequences“ erwarten uns u.a. neuartige, hypnotische Tracks wie „“Stardust“ mit dem „Trance Hero“ ARMIN VAN BUUREN oder „Automatic Part I“ mit Urgestein VINCE CLARK sowie „Exit“ mit dem umtriebigen EDWARD SNOWDEN. Und last but not least betören und verzaubern uns auf „Explorations & Early Works“ u.a. solch genial pathetische Songs wie „Souvenir of China“, das soundtechnisch minimale „Hypnose“ oder das experiementielle „La Cage“ sowie der dereinst mit Sprachsamples getaktete revolutionäre Track “ Ethnicolor“. Alles wie aus einem Guss und eben typisch Jarre, hier wird einmal komplett jede kreative Schaffensphase im musikalischen Leben des Franzosen reflektiert. Die Veröffentlichung der Werkschau „Planet Jarre“ erscheint bei Sony Music als 2 x CD Digipack, 4 x 180 g Vinyl Gatefold Buch + 5.1 Download, Boxset inklusive Digipack, 2 Musik Kassetten und 5.1 Download, digital. Vorfreude exestiert bei mir persönlich übrigens auch schon auf die neue „Equinoxe Infinity“ Platte im November und aktuell bleibt nur zu hoffen, das der Soundtüftler zur „Planet Jarre“ auch auf eine Stippvisite nach Deutschland kommt und die allumfassende Veröffentlichung Live präsentiert, gerne auch in den Planetarien dieser Republik.
(S.Erichsen)
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