Was da passiert ist war keinesfalls geplant, wie könnte man so etwas auch planen. Das Klavier ist für mich eine Art musikalisches Tagebuch und meine Kompositionen sind für mich ein Mittel, die Dinge die mich bewegen zu beschreiben und zu verarbeiten. Alles was ich nicht in Worte fassen kann lässt sich musikalisch einfach begreifen und ausdrücken. Insofern ist das auch für mich eine sehr persönliche Sache und ich hatte nicht die Absicht, mein „Tagebuch“ der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich habe dann aber 2010 auf Druck von Freunden eine meiner Klavierkompositionen eingespielt und auf der Musikplattform Soundcloud veröffentlicht. Am nächsten Tag lief mein elektronisches Postfach über, weil das Stück „To The Sky“ über Nacht auf Platz eins der Soundcloud Classic Charts hochgeklickt und somit vor einem Millionenpublikum präsentiert wurde. Das war der Startpunkt einer für mich bis heute noch unglaubliches Entwicklung. Innerhalb von 5 Jahren hat sich meine Musik dann einmal über den gesamten Erdball verbreitet und über eine Million Leute hören heute weltweit regelmäßig meine Musik. Das ist eine unglaubliche Zahl und natürlich wollte ich irgendwann dann auch diese Menschen kennenlernen und so entschloss ich mich im Jahre 2016 dazu, den nächsten Schritt zu gehen und meine Werke auch vor Publikum vorzutragen. Es folgte 2017 meine erste kleine Europa-Tour die weitgehend ausverkauft war. Aktuell habe ich bei Cargo Records mein neues Album „Avalanche“ veröffentlicht und gehe ab Herbst erneut auf Deutschland-Tour, Start ist natürlich in Ulm, meiner Heimatstadt.
Hat man in Deinem „Genre“ überhaupt Kontakt zu anderen Bands, da Du Anfang der 90er Jahre mal im Synthpopbereich unterwegs warst, oder gar zu Gleichgesinnten aus der „Klavierszene“ ?
Ja, ich habe sogar einen regen Austausch mit anderen Pianisten und Musikern auf der ganzen Welt. Viele der Kontakte sind seinerzeit über die Plattform Soundcloud entstanden und ich habe diese über die Jahre intensiviert. Daraus sind
Freundschaften und Kollaborationen, gemeinsame Musikproduktionen und gemeinsame Konzerte enstanden und auch aktuell plane ich für mein neues Album wieder eine Zusammenarbeit mit einem isländischen Komponisten, der einige meiner Stücke sinfonisch ausarbeiten wird. Darauf bin ich bereits sehr gespannt.
Bitte erkläre unseren Blacklesern einmal das Konzept eines Albums, eventuell “ Avalanche“ – welche Idee und Herangehensweise steckt dahinter, wieviel Arbeitszeit investierst Du in die Produktion , wie laufen die Arbeitsprozesse da ab, wie legt man die Länge einer CD bei Dir fest, weil Du ja theoretisch auch 50 Stücke einspielen könntest ?
Auf Avalanche setze ich mich mit meiner eigenen musikalischen Geschichte der letzten Jahre auseinander. Daher auch der Titel. Der ganze Erfolg der letzten Jahre ist irgendwie ein Selbstläufer geworden. Natürlich werfe ich ab und zu ein Steinchen hinein um die Sache am Laufen zu halten und der „Lawine“ eine Richtung zu geben, die mir selber auch Spass macht. Die Stücke selber beschreiben meine innere Auseinandersetzung, mit dem Erfolg umzugehen. Gravity z.B. steht für die Bodenhaftung, die ich nicht verlieren möchte, Liberty für die Freiheit musikalisch und künstlerisch das tun zu können, was ich möchte und mich nicht von kommerziellen Zwängen einengen zu lassen. Die Länge der CD ergab sich auf natürliche Weise an dem Punkt, an dem ich diese Auseinandersetzung abgeschlossen habe. Im Grunde geschah dies mit der Vertragsunterzeichnung bei Cargo Records, die für mich richtungsweisend war.
Wie kamst Du auf die großartige Idee mit dem Filmorchester Babelsberg zusammen zu arbeiten und ist so eine Kooperation auch einmal Live angedacht ?
Der Kontakt zum Filmorchester und zu Lorenz Dangel kam im Rahmen meines 8 Piano Projektes zustande. Die Idee dieses Projektes war es, eine musikalische Reise zu unternehmen und an 8 unterschiedlischen Orten auf 8 verschiedenen Klavieren jeweils ein Stück aufzunehmen und dabei die Impressionen der Reise und des Aufnahmeortes einfliessen zu lassen. Am Ende stand das Album „The 8 Pianos Project“. Eine Station war dabei das Studio des Filmorchsters Berlin, wo ich zunächst ein Solo Piano Stück aufgenommen habe. Aber die Idee zu Orchesteraufnahmen reifte fortan.
Wer macht das Coverartwork bei Dir für die CD – Platten Veröffentlichungen ?
Das aktuelle Artwork zu Avalanche stammt von einer Künstlerin und guten Freundin aus der Region, Marion Piller. Sie hat speziell für Avalanche und die diversen Singelauskopplungen Motive und Bilder entworfen. Aktuell arbeite ich bereits am Artwork für mein neues Album. Hier habe ich ein kleines Team der Medienhochschule Ravensburg für meine Idee gewinnen können, die mich bei der Gestaltung unterstützt.
Hast Du eine musikalische Ausbildung genossen ?
Im Alter von 10 Jahren begann ich eine klassische Klavierausbildung und begleitend dazu lernte ich Kirchenorgel.
Welche musikalischen Einflüsse gibt es bei Dir, hast Du musikalische Vorbilder, wie sieht Deine Motivation und Inspiration für die Musik im allgemeinen aus ?
Meine Inspiration ziehe ich oft aus dem alltäglichen Erleben, dem ich mich dann musikalisch nochmal aufs Neue nähere. Ein schönes Beispiel ist vielleicht mein Stück „River“. Die Inspiration zu dem Stück entsprang einem Sommerabend an der Donau. Der Lauf eines Flusses hat viele Parallelen zum Leben an sich. Der Ursprung ist meist beschaulich, noch etwas ungeordnet aber dennoch formt sich bereits früh eine Richtung. Das kleine Rinnsal entwickelt sich zunehmend zu einem stetigen Strom mit Untiefen, Wirbeln, schnellen und langsamen Abschnitten um sich schließlich wieder in einem großen Meer aufzulösen. Diese Metapher für das Leben habe ich versucht in dem Stück aufzugreifen und zu verarbeiten. Man darf beim Hören aber auch einfach an das Fließen des Wassers denken, wenn man es weniger philosophisch mag. (lacht)
Was macht für Dich persönlich ein gutes Album Deines Genres oder auch generell aus ?
Ein gutes Album sollte eine Geschichte erzählen. Es sollte aber gleichzeitig genügend Spielraum lassen sich mit der Geschichte und den Geschichten der Hörer zu vereinen, denn gerade dass ist es was Klaviermusik wie kaum ein anderes Genre vermag, den Hörer mit auf eine innere Reise zu nehmen. Daher darf die Musik nicht zu viele Bilder vorgeben sondern so offen bleiben, dass sie sich mit den individuellen Bildern des Hörers vermischen kann.
Wie sieht es mit Videos aus – ist das für Dich eine wichtige Komponente zu Deinen Tracks für z.b. Youtube und anderen Kanäle etwas zu produzieren ?
Ja, gerade deshalb weil meine Musik weltweit gespielt wird und ich aber nicht in jeden Winkel der Erde reisen kann um mein Publikum zu treffen, sind Musikvideos und Konzertmitschnitte eine gute Art meinen Hörern näher zu kommen.
Welchen Rat würdest Du jungen, aufstrebenden Talenten geben und bist Du mit Deinem Werdegang, rückblickend, zufrieden ?
Talent ist der Grundstein für alles, aber Talent alleine ist nicht ausreichend. Man muss eine Vision haben und ein Ziel vor Augen sowie viel Disziplin, jeden Tag einen kleinen Schritt in Richtung dieses Zieles zu unternehmen. Authentizät ist ein weiterer wichtiger Aspekt und die Liebe zu dem was man tut. Wenn man das was man tut aus innerer, intrinsischer Motivation tut, ganz einfach weil es das eigene Leben bereichert und weil es Ausdruck des eigenen Lebensgefühls ist, dann ist das bereits eine gute Grundlage. Natürlich gehört auch ein wenig Glück dazu, doch glaube ich fest daran, dass Glück sich von selber einstellt wenn man für eine Sache brennt und jeden Tag dafür aufsteht und seinen Traum lebt.
Würdest Du eigentlich jemals Coversongs aufnehmen, also Klavierwerke großer Komponisten oder Popstücke in einem Klavierkleid einspielen ?
Nein, das ist nicht mein Ziel und es enstpricht auch nicht meiner Motivation Musik zu machen. Ich versuche mit meiner Musik die Welt von innen heraus zu beschreiben und gleichzeitig auf einer höheren abstrakten Ebene zu verstehen. Dabei bleiben meine Kompositionen offen und bieten Raum für eigene Interpretationen. Das was ich denke und fühle fließt unmittelbar und ungefiltert in die Musik.
Was hast Du noch vor in der Zukunft, vielleicht mal einen Soundtrack, also eine Kompositionen für einen Film erstellen ?
Natürlich wäre ein Soundtrack für einen Film eine spannende und große Sache, so etwas lässt ich aber nicht planen oder forcieren. Mein konkretes nächstes Ziel ist es auf internationaler Ebene Konzerte zu geben sowie ein Orchester zu finden, dass mit mir gemeinsam auf Konzertreise geht. Während die internationale Tour bereits für kommendes Jahr geplant ist, wird das zweite Ziel sicher noch ein wenig mehr Zeit in Anspruch nehmen. Aber ich arbeite bereits daran.
(S.Erichsen)
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