Khorada=Ex-Musiker der aufgelösten Agalloch und Giant Squid=klingt nach einem Hundertprozenter!? Während Haupt-Songwriter Agalloch´s John Haughm mit Pillorian qualitativ, aber doch sehr Black-Metal-affin weitermusizierte-haben sich die verbliebenen Musiker Giant Squid-Sänger/Gitarrist Aaron Gregory ins Boot geholt und mit Khorada über Prophecy dieses spannende progressive Package am Start. Zugegebenermaßen bin ich als Verehrer beider Bands schon mit „sehr“ hoher Erwartung an dieses Werk gegangen…und ja, die ersten Hördurchläufe gestalteten sich etwas zäh. Khorada zelebrieren einen sehr eigenwilligen Mix aus dunklem Metal bzw. eher Rock, vorwiegend langsam, vertrackt, doomig und bisweilen sehr sperrig. Das verlangt Aufmerksamkeit bzw. einige Durchläufe, musizieren Khorada mit sludgiger Produktion stoisch durch sehr trübe Gewässer. Klagender Gesang, komplett stille waldige Ruhe-Momente werden mit wiederum schrägen, progressiven Parts ausgekontert, nur um mal kurz in aufwühlend hektischen Metal-Parts zu enden. Es erwartet den offenen Hörer ein stimmungsvolles Postrock/Prog Gemisch, welches die Vorgänger-Bands zwar minimal durchschimmern lässt, jedoch mit völlig einenen Ansatz aufwartet. Ätherischer, bisweilen verzweifelter Klargesang, viel Slo Mo bis Midtempo, selten mit aufdringlicher Eingängigkeit versehen, eher immer eine leichte Prise Verschrobenheit, die „Salt“ aber diese nötige Note Eigenwilligkeit verpasst, welche Kleinode ja meist für sich beanspruchen. Das erinnert mich an schräge, aber grossartige Individualisten wie die norwegischen Hochkaräter Drawn (aus der 90s-Prophecy Riege) oder auch Beyond Dawn.. welche mit viel Leidenschaft lange atmosphärische, progressive Soundmonster schafften, welche kompromisslos mit Metal, Alternative, Post, Prog-und Ambient-Schnipseln herumexperimentierten und trotz sehr verwaschenem Sound nachhaltig Wirkung erzielten. Ungewöhnlich deutlich wird sich textlich anklagend dem Hardcore-Kapitalismus(Ressourcen-Krieg, Werteverlust der Menschheit,Arm-Reich Gefälle) gestellt, die Frage aufgeworfen, wie sehr sich die aktuelle Spezie eigentlich bewusst wird, welches Erbe wir den kommenden Generationen hinterlassen, wozu der mangelnde Respekt im Umgang mit Natur, Ressourcen…Umweltverschmutzung führen wird. Dazu passend anklagende, wütende, verzweifelte, aber auch sanfte, schwermütige Vocals, die bis auf den harmonischen Rausschmeisser „Ossify“ jedes Lied trotz mancher dumpfer, trister Soundkulisse einem liebevoll schrägen Eindruck hinterlassen. Jeder Song wabert durch permanente Breaks, dazu dieser sehr sumpfige, aber sehr organische Sound, fordert aber letztlich Bereitschaft des Hörers, sich diesem Dickicht anzunehmen. Gelegentlich feine orchestrale Bläser-Parts, sehr melancholischer pathetischer Gesang wie im nach vorne schreitenden „Wave State“ setzen feierliche Akzente und dürften Freunde zwischen Post/Prog/Doom-Rock-Metal und diesem typisch Prophecy-Natur-inspirierten Sound ein wahres Fest sein. Alles ist trotz aller Verspieltheit im Fluss, die Produktion klingt undergroundig, organisch, wird jedem Detail gerecht. Das schwermütige Moment der jeweiligen Vorgänger-Bands wurde integriert, aber mit urbaneren Mitteln zu einer speziellen Post-Rock/Metal Mixtur vorangetrieben, die mit viel Wut, Zorn, Leidenschaft und Kreativität einen komplett eigenen Sound-Entwurf markiert, der wirkliche Vergleiche einfach nicht zulässt.Man taucht in 7 langen progressiven Songs mit viel Detailreichtum in Stimmungen ein, tobt sich leidenschaftlich in ebendiesen aus..alles in Allem ein sehr herausforderndes Kleinod!
(R.Bärs)
Format: CD |
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