MASSIV IN MENSCH – Am Port Der Guten Hoffnung (CD)

17 Jahr Blondes Haar, so stand sie vor mir…..dieser Song von Udo Jürgens wäre für mich sogar als Persiflage und Covertrack von MASSIV IN MENSCH kein Ding der Unmöglichkeit und beschreibt über 17 Jahre, die es die Band schon in der Elektropopszene gibt. Gegründet übrigens im niedersächsischen Varel im Jahre 1996 und diese Veröffentlichung nun, ist schon ihre achte Platte. Der neueste und aktuellste Streich heißt dann also „Am Port der guten Hoffnung“ und ist eine Doppel CD geworden mit sagenhaften 29 Titeln und einer Gesamtspielzeit von ca. 130 Minuten. Ich denke das ist genug Stoff für eine lange Autobahnfahrt. Die musikalische Ausrichtung der Gruppe ist seit der Gründung ein vielseitiger Mix aus Pop, EBM, Techno, Future Trance, Dancefloor, hauptsache es knallt elektronisch. Die Bandbreite reicht von ausgefeilten, treibenden „Smashern“ bis zu poppig, tanzbaren „Highlights“. Noch zu Zeiten des Eigenvertriebs förderte „Szene Goth“ und FFN Radiomoderator der „Grenzwellen“ Ecki Stieg die Band und spielte sie in seinen Sendungen. Zudem kümmert sich die Gruppe wahrlich nicht um das große Schubladendenken, das ja so in der jeder Szene vorherrscht, sondern wildert in sämtlichen Stilrichtungen der fantasievollen Elektro Popmusik und schustert daraus ein homogenes und stilistisches breitgefächertes Klanggerüst, das mit richtig fetten und knackigen Elektroklängen, Samples aller Art, spannenden Kurzgeschichten und nicht zu vergessen mit wechselnden Gesang der weiblichen und männlichen Ausrichtung  begeistert. Zudem steckt im Konzept von MIM auch einiges an Ironie und Sarkasmus. Bei so einigen Songs seh ich die Crew um Frontmann Daniel Logemann sinnbildlich mit einem zwinkernden Auge hinter den Instrumenten stehen. Hier wird eine Art von “ humoresker Ernsthaftigkeit“, gepaart mit bodenständigen Humor vermittelt, die absolut authentisch daher kommt. Man merkt der Truppe ihren Spaß an der erzeugten Ideen bzw. Klangvielfalt förmlich an. Ein Blick auf die die Tracks lohnt auf jeden Fall, wie z.b. gleich mal zum Einstieg in die Platte, denn bei „Die Draupner Welle“ spricht kein Geringerer als Synchronsprecher und Schauspieler Legende Reiner Schöne von „100 % Offshore Elektro“. Ein kreativer und eleganter Start, und man merkt schon hier, das es thematisch um die manchmal raue See, Seeräuber, Seehistorie und den hohen Norden der Republik geht, kein Wunder, ist doch Daniel großer HH Fan und das in wohl sämtlichen Bereichen, von SCOOTER bis zum HSV und darüber hinaus. Daher auch der Kulttrack „Hamburg“, in dem generell alle Highlights dieser Stadt benannt werden und vorkommen. Das Teil ist fast besser als die Fussball Hymne „Hamburg meine Perle “ von LOTTO KING KARL, bei „Melee Island“ spricht sogar HONEY von WELLE ERDBALL einen Text in einer Art Minihörspiel. „Monkey Islands“, das ich zum ersten Mal im Computermuseum Oldenburg gehört hatte, dort wurde der eingängie Synthpopsong nämlich im passenden Rahmen zur gleichnamigen Adventure Spielreihe Final präsentiert, bei „Sturm“ in der Akustikversion geht einem das Herz auf, der Track kommt als eine ergreifende KlavierBallade mit wehmütigen Gesang wunderbar rüber. Beim Titeltrack des Albums „Am Port der guten Hoffnung“ geht es dann natürlich um den lange umstrittenden JadeWeserPort in Bremerhaven und in „Rotto Nave“ zeigen MIM dann wieder ein ganz anderes Gesicht. Hier wird nämlich der Tanzflächen Disco Stampfer mit verzerrten Gesang rausgeholt. Auch eine Coverversion darf es geben, nämlich „Der schwarze Mann“, den man aus der Sesamstrasse kennt, und ich erinnere mich noch an die EP „From Hamburg with Love“ aus 2016, dort wurde das weltbekannte Instrumentalstück „Popcorn“ zum Besten gegeben, MIM haben es wirklich drauf zu polarisieren und qualitativ bekannte Stücke in ihrer so typischen Eigenart wiederzugeben und somit dem Coversong ihre eigene MIM Note zu verleihen. Die CD Nummer zwei ist randvoll gepackt mit grandiosen Remixen von Tracks der Hauptplatte wie „Stil hopeful“ feat. SPIRITUAL REALITY oder „Vajont vs. Alien“ feat. THYX / MIND.IN.A. BOX und natürlich auch „Hamburg“ im Eurotanz Mix von den Elektrotüfftlern KONTRAST und nochmal im LES BERRTAS Remix  oder „Monkey Islands“ im Root Beer Money Shot Mix by TRAKKTOR den Labelkollegen wie ich meine und auch hier nochmal im Analog Modular Remix von USELESSSENSE. Gelungen sind auch die 2 Bonus Songs „Telespiel am Timmendorfer Strand“ sowie „1991“ –   alles in allem eine runde Sache die Spaß und vor allem Lust darauf macht, von MIM noch mehr zu entdecken.

(S.Erichsen)

Format: CD
Vertrieb: Label/Vertieb: Katyusha Records
 

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