Als ich in 2016 das Sterne Festival in Bremen besucht habe, fiel mir schon da eine Band ganz besonders auf, nämlich ASH CODE. Natürlich spielten mit Bands wie TEMPERS, MR. KITTY und SOFT MOON den Abend auch einige andere großartige Liveshows, nur bei ASH CODE gefiel mir dieser Fette Mix aus unterkühlter Elektronik, typischen Post Punk Gitarren, die mit knackigen Bassläufen unterfüttert wurden, dunklen Underground Vocals und androgyner Präsenz des Dreiers aus Italien. Irgendwie ist bei ASH Code ja so alles im Klanguniversum mit dabei, von THE CURE, LEBANON HANOVER, SCHONWALD, THEN COMES SILENCE, SHE PAST AWAY, SOVIET SOVIET, HOLYGRAM, THE KVB, A PROJEKTION und vielen weiteren aus dem Bereich des Cold Wave und des inszwischen elektronischen Synth Dark Wave, denn auf dieser dritten Veröffentlichung klingen die Italiener wesentlich authentischer, synthetischer sowie elektronischer als auf den beiden Vorgängeralben „Posthuman“ und „Oblivion“ ! Man könnte das auch als die so viel beschworene und von vielen Bands geforderte Weiterentwicklung beschreiben, die sogar prominente große Gruppen teils verpasst hatten. Hier bei ASH CODE geht es absolut in die richtige Richtung und könnte für diese musikalische Ausrichtung sogar Richtungsweisend sein. Das Trio, das übrigens aus Allessandro am Mikro, Claudia an den Synthies und beim Gesang, und Adriano am Bass / Drum Pad. besteht, hat sich im Januar 2014 gegründet und präsentiert uns also die dritte Platte mit 17 Tracks und einer Spielzeit von satten 75 Minuten. Den gelungenen Feinschliff des Albums mit 80er Flair übrigens hat keine geringerer als Doruk Ozturkcan von SHE PAST AWAY erstellt. Total begeistert bin ich vom deutschen Song und Titeltrack der neuen Platte “ Perspektive“, zu dem Claudia sagt : „Deutsch ist eine meiner Lieblingssprachen und es paßt sehr gut zu unserer Musik. Als ich klein war, haben wir auf der Insel Elba Urlaub gemacht, wo ich dann deutsche Kinder kennen lernte, mit ihnen spielte und von deren Sprache fasziniert war. Ich hab gerne wiederholt, was die Kinder gesagt hatten und seitdem mag ich einfach den Klang dieser Sprache. Zudem sind wir oft in Deutschland, so das dieser Track ein kleines Geschenk für unsere Fans in Germany ist.“ Der Song selber ist großartig komponiert und ein richtig mitreißender“Smasher“ und wird von Claudia gesanglich wundervoll intoniert. Der Track hat das Zeug zum Tanzflächenfüller im Neonlicht und hat sich für mich zum heimlichen Hit auf der Platte entwickelt. Die Titel im Allgemeinen sind experimentierfreudiger als bisher und mit guten Rhythmus versehen und können auch als emotionales Ohrenkino betitelt werden. Die Bandbreite reicht von Tracks wie „Glow“, der kraftvoll mit dunklem Touch und mit einer packenden, straighten Synthlinie duchzogen wird oder in „Betrayed“, das beatartig, treibend und knallig elektrisch durch den Raum marschiert. Im weiteren „Disease“ das mich durch den verschachtelten Gesang und die atmosphärischen Synthflächen an den packenden Song „Cold“ von THE CURE erinnert, eine Art Retro Wave Nummer. Ebenfalls äußerst gelungen sind die sechs vielschichtigen Remixe zum Schluß der Platte, am besten gefällt mir hier „Disease“ von HANTE mit dem unverkennbaren melancholischen Touch, der den typischen HANTE Sound wie immer elegisch transportiert. Bei den Themen der einzelnen Songs ließ sich die Band durch Werke von Autoren wie William Gibson und Philip K. Dick inspirieren, hier geht es dann um aktuelle Strömungen in der derzeitigen Gesellschaft und einige negative Richtungen im politischen Weltgeschehen. Mit diesem Release setzen ASH CODE schon mal eine große Duftmarke in Sachen elektronische Dark Wave, man darf nun auf die Konzerte und deren Umsetzung gespannt sein.
(S.Erichsen)
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