Eines vorweg, diese Platte hat es in sich! Liebst Du die verschobene, waldige, spirituelle 70s-lastige Seite von Hexvessel, die mittlere Pathos-getränkte Phase der Swans (white light…und love of live), Crippled Black Phoenix, Nick Cave und die Psychedelic-Rock-Urväter The Doors, dann könnten The Dark Red Seed das perfekte Gebräu anno 2018 für Dich sein. Mit viel Gefühl für das richtige Maß aus Improvisations-Freude,Erzeugung psychedelischer Klangbilder und hymnenhafter Folk-und fernöstlich beeinflusster Rockklänge zaubern die Amis um T.Larson und Shawn Flemming(bereits bekannt durch ihre Zusammenarbeit in der Band King Dude) einen echten Leckerbissen von Album. Bereits der Einstieg mit „dukkha“ weist diese Hexvessel-typische Eigenwilligkeit auf, denn es treffen grummlige, kratzige Gitarren auf eher langsame hymnische Melodien, die nach Wald, viel Pathos im Gemüt und bestimmter Rauchware schreit. Larson singt mit sonorer dunkler Stimme,Bläser und allerlei psychedelische Soundspielereien zeigen von Anfang an die Marschrichtung auf, welche die Amis über Albumlänge trotz vielerlei Stilmittel nie wirklich aufgeben. Schön dunkel bluesig geht es fast Tarantino-like weiter Richtung Sonnenuntergang..leicht verzehrte Vocals, jazzige Bläser, die nie störend wirken, gefallen als Kontrast zu flirrenden Psychedelic-Gitarrenlicks und diesen immerzu fernöstlichen Instrumentarium, was dem Ganzen jederzeit einen sehr intensiven Jam-Charakter verleiht. Dronige Sitar-Klänge veredeln das Instrumental „Alap“, während im folgenden „Ancient Sunrise“ wehmütige, archaische Folk-Klänge mit dunklem Sprechgesang an alte Helden dieses einst so blühenden Genres (Backworld, Current 93) gemahnen. Auch werden hier auf sehr natürliche Weise Background-Choräle mit tollen Bläser-Arrangements und allerlei Sound-Spielereien genutzt. Dieser doppelte Boden verleiht dem Album eine heidnische, spirituelle Tiefe, weiss man auf sehr natürliche Weise all diese psychedelischen Elemente zwischen fast ambienten heidnisch-inspirierten Folk, fernöstlicher Melodien und kraftvollen rockigen Ausbrüchen zu nutzen, während gerade die mahnenden Texte über Verfall, Tod und dem Danach und vor allem dem spirituellen Werteverlust der Menschheit den nötigen inhaltlichen Überbau liefern. Die zweite Album-Hälfte gewinnt dann immer mehr an Fahrt, groovt das federleichte Instrumental „the void“ fast optimistisch, von flirrenden Bläsern unterstützt, durch Raum und Zeit, weist „awakening“ schon sehr rockige straigte Strukturen auf, klingt fast nach klassischem DarkRock. Im vorletzten „sukha“ spielen The Dark Red Seed ihre volle Stärke aus..das eröffnende Riff erinnert mich an die Oriental-Rocker The Tea Party mit ihrem Klassiker „sister awake“, der Song beginnt hoch atmosphärisch, tief in sich ruhend mit großen Melodien, nur um im weiteren Verlauf diesen berühmten Pathos-Moment zu finden, wenn sich mal wieder aufs feierlichste Natur-verbundenes poetisches Textgut mit dieser orchestralen Kraft vereinen, welches die übergroßen Swans in ihrer berühmten Folk-Phase so besonders machte und auch den tollen Hexvessel Alben(s.cosmic truth) ihren speziellen waldigen, heidnischen Charme gab. Im Rausschmeißer „Diana and ouroboros dance“ wird sich aber ganz ganz knietief vor Jim Morrison verneigt, was für ein geiler Abschluss…gesanglich und musikalisch!! Die Amis haben ein durchgehend sehr stimmungsvolles Album kreiert, ein kraftvoll produzierter Jam, der aus vielerlei Einflüssen wie 60´s-70s Psychedelia, Folk, Eastern-Sounds, Postrock und Alternative seine ganze Stiloffenheit beweist. Der dunkle charismatische Gesang in Verbindung mit den fernöstlichen Melodien, die zwar getragene, aber nie zu düstere Atmosphäre lässt diese Platte auch im Sommer strahlen. Allerhand psychedelische Klangspielereien treffen auf bombastisch orchestrale, folkige Rockelemente, denen in jeder Sekunde dank der luftigen, organischen Produktion viel Raum geschenkt wird und ergeben nach der im letzten Jahr veröffentlichten Appetizer-Ep einen sehr runden Einstand auf voller Albumlänge.
(R.Bärs)
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