Schon vor zwei Jahren glänzte die ukrainische Pianistin Marina Baranova auf dem „Hypersuites“-Album mit ausgefallenen Neuinterpretationen barocker Klassiker von Bach bis Händel und setzte mit dem danach folgenden elektronischen Remix-Album „Hypersuites Reloaded“ noch einen drauf. Jetzt hat sie sich Claude Debussy angenommen, welcher als impressionistischer Komponist bekanntlich schwer zu spielen ist und dabei die Interpretationen von Friedrich Gulda seit Jahrzehnten als das Nonplusultra angesehen werden. Gerade wurden übrigens via Edel die legendären MPS-Einspielungen der „24 Preludes“ Debussy’s von Gulda auf CD und Vinyl ansprechend wiederveröffentlicht, die damals durch die Technik der „atmenden Pedale“ und mit der revolutionärer Mikrofonierung von Hans Georg Brunner-Schwer überraschten. Bis heute gelten diese Aufnahmen als Einfluss auf die moderne Klaviermusik und auch Marina Baranova nutzt diese Technik für ihre 11 Neuinterpretationen von Debussy, geht aber mit verschiedenen präparierten Tasteninstrumenten (Harmonium, Fender Rhodes, Una Corda, C. Bechstein) und zusätzlicher elektronischer Unterstützung wesentlich weiter. Außerdem interessiert sie mehr die dunkle Seite von Debussy und möchte mit „Unfolding Debussy“ dessen Risse und Falten freilegen. Des weiteren versieht Marina Baranova drei Stücke mit ihrem Gesang und verwendet dafür Texte von Paul Verlaine, Shane August und Charles Baudelaire. Im Grunde genommen ist „Unfolding Debussy“ also wieder ein modernes Crossover-Klassik-Album geworden, welches sich einer bisher kaum beachtete Facette im Werk des französischen Komponisten widmet und so eventuell neue Hörerschichten für Debussy erschließen kann. Ein spannendes wie entspannendes Unterfangen, wie so eigentlich fast alles vom Neue Meister-Label! (Marco Fiebag)
Format: CD |
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