Zweifelsohne zählt Michael Cashmore zu den einflussreichsten Gestalten innerhalb der Neofolk-Szene. Dies dokumentiert sich weniger an der Zahl der Veröffentlichungen seiner Formation NATURE AND ORGANISATION als vielmehr an der Zusammenarbeit mit anderen Künstlern, allen voran David Tibet und CURRENT 93, für die er über zwanzig Jahre die Musik geschrieben hat. Nun hat Cashmore seine Archive geöffnet und mehrere seit Langem nicht mehr erhältliche Stücke auf Vinyl wiederveröffentlicht. A Dozen Winters Against the World dokumentiert drei Songs der Band, darunter zwei Kollaborationen mit David Tibet aus den 1990er Jahren: Das rund zwölf Minuten lange „A dozen Winters of Loneliness“ erschien zuerst 1994 auf einer Mid-CD und gilt seither als ein Klassiker des Post-Industrial, während Hooves in der hier zu hörenden Version bereits auf CURRENT 93s Compilation „Emblems“ veröffentlicht wurde. Abgeschlossen wird das Album mit dem melancholischen, gitarrebasierten „Too You“.
Universal Death Stream beinhaltet zwei Klanglandschaften, die hier zum ersten Mal überhaupt auf Schallplatte zu haben sind. Beide Stücke hat Michael Cashmore 1985 mit einfachsten technischen Mitteln in einem Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen. NATURE AND ORGANISATION präsentieren sich hier in einer durchaus brutalen Form, in der sich Noiselemente, Samples, Vocals und ruhige Passagen zu einem disharmonischen Ganzen mischen. Der Platte beigegeben ist eine DVD mit einem ebenfalls 1985 entstandenen experimentellen Kurzfilm, den Cashmore für diese Erstveröffentlichung mit einer neuen Musik versehen hat. Der jazzig-loungeige Soundtrack ist seit vielen Jahren das erste neue musikalische Material von NATURE AND ORGANISATION. Hervorzuheben ist das Coverfoto: es zeigt einen hageren Michael Cashmore, der mit seinen langen, gefärbten Haaren aussieht wie ein in den Farbtopf gefallener Iggy Pop. Zugegeben, beide Platten eröffnen einem nicht einen neuen Zugang in die musikalische Welt des Michael Cashmore,aber sie erwecken doch die Sehnsucht nach einem neuen Neofolk-Meilenstein, wie ihn NATURE AND ORGANISATION mit ihrem 1994er-Album Beauty Reaps the Blood of Solitude geliefert haben.
(M. Boss)
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