Schon das Coverartwork der neuesten CD mit den Fantasyfiguren a´ la Hobbit und Herr der Ringe macht Lust auf mehr ! Heute geht es also um Michael Brückner, den Tausendsassa und organischen Schöpfer aus der Karnevalshochburg Mainz und ganz nebenbei einen der innovativsten Musiker der sogenannten Berliner Schule (obwohl Michael bis 2009 tunlichst vermieden hat, in Richtung Berliner Schule etwas einzuspielen),was meine rein persönliche Meinung darstellt. Der Meister der Melodiebögen, Synthknöpfe und der Keyboard-Tüftelei gehört in der Szene sicherlich mit zu den fleißigsten Musikern, da er schon seit 1993 an den Tasten sitzt, produziert und veröffentlicht. Daher hat der gute Michael schon über 100 Alben veröffentlicht und auch bestimmt an die 100 Vorbilder, als ich ihn danach fragte, kam nämlich so einiges zum Vorschein. Als da wären z.b. Pink Floyd, Mike Oldfield, Andreas Vollenweider, Vangelis, Peter Michael Hamel, Brian Eno, Future Sound of London, Chrstian Vogel, Aphex Twin, Mouse on Mars, Michael Hoenig, JM Jarre, Klaus Schulze, Tangerine Dream, Robert Rich, Mathias Grassow, Michael Stearns und da ich bisher einige von Michaels Platten hören durfte, kommt das mit dem Mix aus all diesen tollen Künstlern auf jeden Fall hin. Ich denke sogar das Michael noch Tomita und Kitaro sowie Sakamoto vergessen hatte. Der neueste Streich, der bei Syngate Records veröffentlicht wird, mit dem Natur verbundenen Namen und sieben homogenen Titeln(76min), sowie dem bereits erwähnten Fantasyvollen Cover, kann wieder vollends überzeugen. Hier trifft „Spaciger Klangkosmos auf Berliner Schule“. Solche Veröffentlichungen wünscht man sich in dem Genre durchaus wieder etwas mehr. Im Opener „Queen of the Southern Cross“ erklimmen sphärische, fanfarenartige Flächen mit nach und nach einsetzenden Elektro-Sprenklern in eingängigen und zeitlosen Synthie-Sounds den elektronischen Vangelis-artigen Monumental Olymp. Bei „Into the Birdlands“ bestimmen spacige Klangwelten den synthetischen Raum im Track, hier fühlt man sich an wundervolle Stimmungen in unerforschten Naturwelten hinein versetzt, eine sehr friedliche Aura schwingt bei den herrlich relaxten Sounds mit, könnte auch von JM Jarre sein. Im Song „Outcast“ faszinieren mich die stimmungsvoll atmosphärischen Soundcollagen mit Zirpen und Zischen, die einem ganz große Welten vor Augen offenbaren, charakterlich meditative Klangmalereien in Formvollendung. Dies klingt wiederum ein klein wenig nach Michael Garrison. Beim längsten Track und Titelstück der Platte „Under the Trees of Olivanda“ (22min) dominieren ebenfall wieder diese wundervoll arrangierten elegischen Score-ähnlichen Sounds a la Tangerine Dream, die aber auch genau passend zur Länge und Abwechslung im Song mit Sequencer und Perkussiven angereichert werden. Hier wird man in fremde und faszinierende Welten entführt, eben genau das Ziel dieser Veröffentlichung. Ebenfalls gefällt der vorletzte Track „Sunflower Girl“, der mit trippigen Spannungsaufbau einsteigt und einen in andere Welten abtauchen läßt. Hier fließen elektronisch pulsierende Rhythmen, dazu ein intensiver melodischer Trip in warmen Tönen und schwelgerischen Klangfarben. Im finalen „Escape to the Outer Moon“ bestechen abermals ausgeglichene und authentische Soundtüfteleien und magische Harmonien, es wird wieder Größe und Tiefe geatmet, ein würdevoller Abschluss zu dieser Platte. Außerdem sind einige Songs auf der Platte, wie ich gerade im Booklet lese, die speziell dem Olaf Lux gewidmet worden sind. Der Mann leitet das Deutschsprachige Klaus Schulze Forum auf Facebook und huldigt dem gerade 70 Jahre alt gewordenen Musiker und Ex Tangerine Dream Mitglied genauso wie eben Michael Brückner. Für alle anderen Enthusiasten der elektronischen Klangwelten und „Berliner Schule“ sowieso seien hier eigentlich einmal alle Platten von Michael Brückner wärmstens empfohlen, absolute Kaufempfehlung jeder einzelnen Scheibe, großer Tip für einen dynamischen Künstler.
(Sven Erichsen)
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