(DOLCH) – III–Songs of Happiness…Words of Praise (CD)

Auch wenn der Titel „III“ etwas anderes suggierieren mag, liegt mit „III – Songs of Happiness… Words of Praise“ das Debütalbum von (Dolch) vor, deren außergewöhnliche Schreibung des Bandnames sich  wohl damit erklärt, dass nirgends auf den Tonträgern das Wort „Dolch“ steht, sondern eine solche Waffe lediglich abgebildet ist. Nun, das Kind braucht einen Namen. Nach einem überraschend humorigen spoken word Intro, in dem man sich für den Kauf der Platte bedankt und einem „Intro mit Pauken und Trompeten“ beginnt „The River“ zunächst sehr leise, nach einer Minuten werden die Lautstärkeregler aber quasi nach oben geschoben und die typischen Gitarrenflächen, mit ihrem Black Metal affinen Sound, den man (bzw. zumindest ich) auf dem als Zusammenstellung der ersten beiden Demos („I“ und „II“ betitelt…) erschienen ersten Fulltime Release lieben gelernt hat, erklingen.  Sie sind wieder da, die wenig variierenden, finsteren Gitarren, die dazu passenden, leicht scheppernden Drums und die potenziell „betörende“ Frauenstimme, doch ich muss zugeben, das sich die Magie der früheren Veröffentlichungen auf diesen ersten acht Minuten nach der ‚doppelten‘ Einleitung (noch) nicht so ganz wiedergestellt hat, wobei ich weniger glaube, dass es daran liegt, dass auf Englisch gesungen wird und teilweise auch von einer Männerstimme, die ganz und gar nicht schlecht klingt. Der Song erscheint mir einerseits fast zu melodiös, wobei ich den leichten Einschlag ins „gothic“ gar nicht verkehrt finde, und andererseits vielleicht dann doch auch zu lang. „Siren“ beginnt da schon ganz anders: Zwar auch melödios und englisch, dabei aber wunderschön getragen und klagend, beginnt die Frauenstimme zunächst mit minimaler Begleitung, bis – man ahnt es vielleicht – Gitarrenbrett und Schlagzeug einsetzen und der Gesang zum gesungenen Klageschrei zu werden scheint. Dies wiederholt sich und gewinnt dabei an Intensität, endet indes mit einer sonorem, fast gregorianisch wirkenden Männerstimme. Mehr als leicht psychedelisch angehaucht ertönt „Hydroxytryptamin Baby (Part I)“, die Gitarren sind hier weniger flächig und passagenweise kaum zu hören, es wummert dafür ein – naja – irgendwie psychedelisch klingender Bass, der Rhthmus ist ebenfalls etwas zurückgenommen und eine (weibliche) Stimme flüstert in diesem dunklen Soundnebel. Ein atmosphärisches, unheimliches Experiment, das zeigt, dass (Dolch) ihren Musikstil durchaus erweitern wollen und  können. „Track Six“ dauert 14 Sekunden und sollte, wie es das „Thank You“-Intro verraten hat, rückwärts abgespielt werden, was allerdings nur auf der Vinylversion geht. Da mir hier nur die digitale Vorabversion vorliegt, bleibt dies erstmal Mysterium, über die Vinylversion kann ich indes sagen, dass sie wirklich sehr schön gestaltet ist (ein dunkler Traum in kontrastarmem Schwarz und Dunkelblau). So kommen wir mit „100 000 Days“ schon zum letzten Lied auf dieser Scheibe und der stellt dann meine – vielleicht zu konservativen, da sich an den beiden Demos orientierenden – Geschmack voll und ganz zufrieden: Verträumte, eindringliche Stimme über rabenfinsteren Gitarrenflächen und unbarmherziges Schlagwerk. Dieser quasi klassische (Dolch) Song endet indes nach etwas mehr als sechs Minuten und es beginnt etwas, dass zwar keine Harsh Noise Wall ist, aber doch eine etwas mehr als zehnminütige Studie in nur wenig variiertem – schwarzen oder grauen? – Noise (oder ist ein leises „Weißes Rauschen“?), die jeden, der stark an Rock- oder auch Metal-Song Strukturen interessiert ist, frustrieren wird. Diese können dann auch beruhigt ausschalten und haben immer noch ein schönes Album. Vielleicht gewinnen (Dolch) aber nicht zuletzt durch dieses experimentell noisige und einem leicht kratzigen Dark Ambient Stück ziemlich nahestehenden Outro, bei dem erst gegen Ende wieder sanfte Stimmfetzen zu vernehmen sind, einige neue Hörer/innen hinzu. Mich haben sie mit ihren bisherigen Tonträgern begeistert (und mir zum Teil ein neues Musikgenre erschlossen) und die mal nicht so ganz optimalen Passagen auf „III“ tun der Faszination keinen Abbruch. Wer nicht gerade (antrainierte?) Gitarrenallergie hat, sollte hier echt reinhören, wer (Dolch) kennt und mag, wird sich auch mit der Anschaffung dieser Scheibe einen Gefallen tun. (flake777)

Format: CD
Vertrieb: VAN Records