Und wieder erreichte mich ein wunderbarer Sampler vom umtriebigen Reptile Music Label aus Köln. Hier werden fast regelmäßig so einige Perlen im Bereich des Post Punk, Indie Pop, Shoegaze, Waverock usw. veröffentlicht und mit der aktuellen Compilation wird uns eine Werkschau und ein guter Überblick des Labels präsentiert. Die Auswahl an überwiegend Shoegaze ausgerichteten Bands ist ebenso erstklassig, wie auch die Auswahl der einzelnen Songs dieser Gruppen. Diese Compilation startet auch sofort mit einem Highlight-The Foreign Resort und ihrem Track „Skyline/Decay“. Die Indie Rocker kommen aus Kopenhagen und die Truppe bietet reinen Post Punk mit New Wave Anleihen in der Tradition von Bands wie My Bloody Valentine, The Raveonettes, Exploding Boy oder Motorama und A Projection, sehr gelungener Auftakt des Samplers. Aus Köln, also Heimvorteil Dank des Labels, wie einige andere Bands hier ebenfalls noch, kredenzen uns Holygram ihr Lied „Daria“. Die Truppe findet sich im Synth Dark Pop und 80s angehauchten New Wave Sound von Gruppen wie XTR Human, Joy Division, Veil of Light, Editors absolut wieder. Als nächstes beehren uns Dead Leaf Echo, ein Künstlerkollektiv aus Brooklyn mit dem Song „So Wrong“-wunderbarer Dream Pop mit einer kleinen Prise Goth Shoegaze. Hier standen sicher Gruppen wie Slowdive, The Mary Onettes, The Church oder Mercury Rev Pate. Zu Escape with Romeo, die ich dieses Jahr endlich mal live in Bielefeld gesehen hatte, braucht man eigentlich garnicht viel schreiben. Die Kölner Elektrorock/Wavepop-Formation um Frontmann Thomas Elbern, der schon bis 1987 bei Pink Turns Blue gespielt hatte und ab 1989 dann Escape with Romeo gründete, nebenbei noch Radiomoderator bei WDR 1 war und Nebenprojekte wie Close Encounters, Seltsame Zustände, Twilight Wordz am Start hatte, wir seinen ersten Szene Überhit vom Zillo Sampler mit „Somebody“ genießen konnten, präsentiert uns hier den Song „After the Party“, ein Track wie man ihn von Escape with Romeo erwartet und kennt. Purer, geradliniger Waverock mit der markanten Stimme von Thomas. Die Messer Brüder aus Darmstadt mit dem Lied „Fake Fake Copyright“ sind Dank der Künstlerfigur und Sängerin Julia Rothfuchs ein Trio, das NDW Klänge mit Elektropop verbindet oder man könnte auch sagen – Ideal meets Rosenstolz, so in der Art kann man sich die musikalische Ausrichtung vorstellen. Das Trio Infernale erinnert zudem in den kommerziellen Momenten an Groups wie Dubstar, Garbage, Goldfrapp , also diese Poppig elektronische Dynamik mit feiner Frauenstimme. Und wieder eine Band aus Köln ,Velochrome, die dem Dream Wave Noise Rock mit etwas Shoegaze huldigen, präsentieren Ihren Song „Flood“. Dieser erinnert mich etwas an Interpol, I like Trains, Jesus and Mary Chain, Secret Discovery. Die Klänge von Velochrome werden von einer straighten Gitarre dominiert und vom prägnanten Gesang getragen und die Jungs haben schon in 2013 ihr Debüt Album „A New Design for Love“ veröffentlicht. Kommen wir dann zu The History of Colour, ein Trio aus der Hauptstadt Berlin. Ich würde es mal als experimentielen Postrock meets alternativen Indiepop bezeichnen, was auch kein Wunder ist, da hier Peter Deimel (Ex-Wedding Present) das Zepter schwingt. Artverwandte Klänge findet hierzu am besten bei Feeder, Sonic Youth, Ride, Nada Surf oder Adorable, der Song heißt “ Even Rain“. Die nächsten Künstler sind dann The Autumn Sighs aus Siegen, die im besten Cocteau Twins Sound(Female Vocals) und dem Track The Autumn Sighs“ daherkommen. Hier vernehme ich melancholisch ambientlastigen Shoegaze in Verbindung mit halligen Gitarrenwänden ähnlich den Soundgerüsten wie Lush, My Bloody Valentine, Slowdive usw. Level Pi ist der ungewöhnliche Name der nächsten Gruppe aus Köln. Galant elektrischer Krautrock, psychedelischer Post Punk kennzeichnet das Uwe Cremer Projekt. Die Soundausrichtung tendiert in Richtung Dead Guitars, Chameleons, White Rose Transmission oder The Convent, also die geballte 80s Power im Bereich des Waverocks. Der Song vom Sampler heißt “ Memento Mori“ und ist instrumental elektronisch wavig gehalten. Und Last but not Least, kommen wir zu den Box and the Twins mit ihrem Lied “ Waiting for the Birds“( Dreamed) . Das Kölner Trio mit Frontfrau zelebriert uns straighten Dream Pop und volumigen Shoegaze in Vollendung. Der Soundkosmos klingt zudem wunderbar nach tanzbarer 80s Melancholie im Style von Gruppen wie Schonwald, Tropic of Cancer, Hante oder Lebanon Hanover, ein würdiger Abschluß dieser großartigen Compilation.
Dieser wirklich schöne Sampler ist außerdem zu einem ganz außergewöhnlichen Preis erhältlich – nämlich für einen schlanken Euro exklusiv über Bandcamp und der traumhaft passende Soundtrack und zugleich das Kopfkino (eigentlich natürlich ein homogener Mix und Querschnitt des Reptile Music Labels ) für den jetzt beginnenden Herbst mit seinen Nebeldurchzogenen Parks und fallenden Blättern und gemütlichen Abenden am Kamin verbindet die dazu passend schwebenden Klänge der 10 Tracks mit 54 Minuten Spielzeit und paßt daher wie die berühmte Faust aufs Auge. Alle Freunde und Liebhaber dieser musikalischen Stilrichtung werden sicherlich begeistert sein und wer da nicht zuschlägt ist einfach selbst Schuld, ich setze mir jetzt die Kopfhörer auf und bin dann mal weit weg…….!
(Sven Erichsen)
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