Wenn man den Konzert-Mitschnitt „Live At Metro“ mal außen vor lässt, ist das letzte UNKLE-Album ja schon einige Jahre her. Ob das nun an der Einstellung des Surrender All-Labels lag, auf welchem nach dem Ende von Mo Wax bis 2011 alle UNKLE-Veröffentlichungen erschienen oder James Lavelle den plötzlichen Tod seines musikalischen Partners Gavin Clark verkraften musste, der mit seiner Stimme neben den vielen Gästen die letzten drei UNKLE-Alben geprägt hatte, weiß man nicht. Mit Songs For The Def gibt es nun aber eine neue Plattform für UNKLE und „The Road Pt. 1“ vereint wieder einmal alle Crossover-Qualitäten von James Lavelle, so dass sich das Album nahtlos an die Reihe seit dem legendären Debüt „Psyence Fiction“ anschließt. Zwar mag es sein, das die musikalischen Gäste diesmal nicht ganz so prominent sind, wie in der Vergangenheit Richard Ashcroft (THE VERVE), Thom Yorke (RADIOHEAD), Ian Brown (THE STONE ROSES), Mike D (BEASTIE BOYS), Jarvis Cocker (PULP), Josh Homme (QUEENS OF THE STONE AGE), Robert Del Naja (MASSIVE ATTACK), Ian Astbury (THE CULT) oder Nick Cave (um nur einige zu nennen), jedoch dürfte zumindest mit Mark Lanegan (SCREAMING TREES) eine ähnlich prägnante Stimme mit an Bord sein. Neben auffallend viele weibliche Sängerinnen (Eska, Ysee, Liela Moss) helfen diesmal ebenso Musiker aus dem Umfeld von PRIMAL SCREAM, QUEENS OF THE STONE AGE und MARILYN MANSON aus, wie wieder mal Will Malone für die Streicher-Arrangements verantwortlich ist. Die insgesamt 15 Tracks sind dann ein buntes Kaleidoskop aus cineastischen Intros, sphärischen Balladen, paranoiden Trip Hop, hemdsärmligen Stoner Rock und zarten Folk, womit UNKLE weiterhin auf melancholischer Augenhöhe mit den Kollegen im Geiste MASSIVE ATTACK und ARCHIVE agieren. Selbst wenn einige Tracks arg nach dem Reißbrett ihres alten Hits „Rabbit In Your Headlights“ mit der RADIOHEAD-Heulboje Thom Yorcke gestrickt sind, so ist es mehr als nur legitim, denn das bereits erwähnte Debüt „Psyence Fiction“ hat mit seiner Sample-Arbeit und seinen Crossover-Gastbeiträgen Referenz-Musikgeschichte geschrieben und dies hallt auch noch knapp 20 Jahre später nach! Jedes Werk von UNKLE musste sich seit dem daran unweigerlich messen lassen und „The Road Pt 1“ ist davon auch nicht gefeit und schneidet letztendlich jedoch sehr gut dabei ab. Ein schönes Album zum chillen, entspannen und sich treiben lassen, welches jedoch den atmosphärisch-bedrohlichen Unterton nicht ganz ausblendet und eine dezente musikalische Weiterentwicklung von UNKLE bietet. Die Vinyl- wie auch die CD-Ausgabe sind sehr aufwendig gestaltet und jeweils mit einem dicken Booklet ausgestattet, was zumindest beim Doppel-Vinyl dann seinen stolzen Preis hat. Des weiteren enthält die Deluxe-CD-Ausgabe auf einer zweiten CD das Album in der Instrumental-Version, was bei UNKLE inzwischen auch irgendwie Tradition ist. Die Arbeit an „The Road Pt 2“ hat übrigens schon begonnen und man darf gespannt sein, mit welchen musikalischen Gäste James Lavelle dann aufwarten wird. (Marco Fiebag)
Format: 2LP/CD/2CD |
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