Eines muss man Lana Del Rey lassen – alle jene, die sie damals 2011 mit ihrer ersten Single „Video Games“ als Eintagsfliege abgetan haben, hat sie inzwischen eines besseren bewiesen. Drei Alben hat sie seit dem auf gleichbleibend hohen Niveau veröffentlicht (das „Paradise“-Mini-Album gar nicht mal mitgerechnet) und jetzt folgt in gerade mal sechs Jahren schon Album Nummer 4. Allerdings mag der Titel „Lust For Life“ etwas irreführend sein, denn die insgesamt 16 neuen Songs sind wieder einmal mehr gepflegte „Summertime Sandness“-Atmosphäre, als lebensbejahende Pop-Hymnen. Auf den ersten Blick scheint „Lust Of Life“ damit keine große Weiterentwicklung zu „Born To Die“, „Ultraviolece“ und „Honeymoon“ zu bieten, aber im Details offenbart das Album schon gewisse Veränderungen. Als erstes lächelt uns Lana Del Rey vom Cover entgegen und das ist ja eigentlich schon eine Sensation an sich! Musikalisch ist der unterschwellige Beat-Anteil bei einigen Songs deutlich gestiegen, dem anderseits fast schon pure Folk Hippie-Balladen gegenüber stehen. Einige Texte sind diesmal auch deutlich politisch und sozialkritisch gehalten, womit Lana Del Rey ganz aktuell Bezug auf die Lage in Amerika unter Donald Trump nimmt. Des weiteren sind erstmals zahlreichen Gäste mit von der Partie und auf der einen Seite sind das THE WEEKND, ASAP ROCKY und PLAYBOI CARTI, die durch ihre Beiträge den Hip Hop-Anteil deutlich steigern. Andererseits halten John Lennon & Yoko Ono-Sohn Sean Lennon und Stevie Nicks von FLETWOOD MAC jeweils im Duett mit Lana Del Rey das Hippie-Feeling hoch, so das „Lust For Life“ letztendlich eine angenehme Mischung aus Vergangenheit und Moderne geworden ist. Das Spiel mit plakativen Schlagwörtern wie „God Bless America“, „White Mustang“ oder „Coachalla – Woodstock In My Mind“ ist dafür altbewährt und die Assoziationen bei den Titeln „Lust For Life“ an Iggy Pop und „Heroin“ zu THE VELVET UNDERGROUND absolut kalkuliert. Abschließend muss man dann ganz klar feststellen, das „Lust For Life“ das bisher abwechslungsreichste Album von Lana Del Rey geworden ist und wer einmal dem dunkel-lasziven Gesang von Lana Del Rey verfallen ist, den ziehen die 16 neuen Songs sowieso unweigerlich in den melancholischen Retro-Himmel. Um so unverständlich, dass es davon noch keine analoge Vinyl-Ausgabe gibt?! (Marco Fiebag)
Format: CD |
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