LAIBACH sind in den letzten Jahren umtriebig wie nie zuvor und seit dem Erfolg ihres Soundtrack für den „Iron Sky“-Film im Grunde genommen nonstop auf Tour und das sogar in Nord- und Süd-Korea! Neben dem regulären und nach wie vor großartigen „Spectre“-Album und den diversen Touren, komponierte das Kollektiv zusammen mit dem Slowenischen Symphonie Orchester RTV im vorigen Jahr die Musik zu dem Theaterstück „Also sprach Zarthustra“ des Regisseurs Matjaz Berger für das Anton Podbevsek Teater, welche jetzt auch auf Tonträger veröffentlicht wird. Vom Label wird „Also sprach Zarathustra“ als regulärer Nachfolger zum „Spectre“-Abum beworben, was ich ein wenig irreführend finde und die Veröffentlichung eher in der Tradition ihrer Auftragsarbeiten „Krst Pod Triglavom-Baptism“, „Macbeth“, „Laibachkunstderfuge BWV 1080“ und „Iron Sky“ sehe. „Also sprach Zarathustra“ ist ja eines der zentralen Werke von Friedrich Nietzsche, welches wegen seiner Parallelen zum späteren Nationalsozialismus stets umstritten und schon durch Richard Strauss vertont wurde. Auf eine Art ist „Also sprach Zarathustra“ eigentlich wie geschaffen für eine Bearbeitung durch LAIBACH, aber anderseits irgendwie fast schon zu naheliegend, so das man instinktiv eine Falle wittert. Im Gegensatz zum tanzbaren und eingängigen „Spectre“-Werk fahren LAIBACH für „Also sprach Zarathustra“ dunkel-grollende „Geschütze“ auf, was Erinnerungen an ihr Frühwerk weckt, aber auch gekonnt die Brücke in das hier und jetzt schlägt. Ein ausgewogener Wechsel zwischen monumentalen Bombast und minimalistischen Sub-Bass-Arrangements durchzieht die insgesamt 12 Tracks und der diesmal deutlich reduzierte Stimmanteil ist hier komplett in Deutsch gehalten. Diese Reduktion lässt dann das tiefe Vokal-Organ von Frontmann Milan Fras noch finsterer wirken und selige Erinnerungen an die faschistisch-militanten „Opus Die“-Zeiten aufkommen. Die bezaubernde LAIBACH-Frontfrau Mina Spiller sorgt dafür bei „Vor Sonnenaufgang“ für den schönsten wie lichtesten Moment auf „Also sprach Zarathustra“ und lässt den abschließenden Song wie eine helle Hoffnungs-Hymne erstrahlen, wonach das Album mit „Von den drei Verwandlungen“ unter fauchenden Turbinenklängen atonal ausklingt. Mag „Also sprach Zarathutra“ auf dem ersten Blick sperrig und schleppend wirken, offenbaren sich nach mehrmaligen hören die komplexen wie unterschwelligen Strukturen immer mehr und lassen das Album als letztendlich schlüssiges Werk erscheinen. Kritik kommt von meiner Seite nur wegen der Vinyl-Ausgabe, auf der gegenüber der CD drei Tracks fehlen bzw. diese dort nur via Download-Code abrufbar sind. Im November sind LAIBACH übrigens mit diesem Programm + ausgewählten Titeln der letzten Jahre auch wieder in unseren Breiten auf Tour und Anfang nächsten Jahres soll dann endlich das schon länger angekündigte „Revisited“-Album mit den neu aufgenommenen Versionen alter Tracks der „Monumental Retro-Avant-Garde-Tour“ erscheinen! (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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