Klavier- bzw. Piano-Musik scheint seit den Erfolgen von Chilly Gonzales, Olafur Arnalds, Max Richter und Nils Frahm wieder in Mode zu sein, wovon auch das großartige wie umtriebige Label Neue Meister aus Berlin zeigt und sich inzwischen sogar ein Yann Tiersen zu einem reinem Klavier-Album berufen zeigt. Im Zuge dieser Welle veröffentlicht jetzt auch der deutsche Pianist LAMBERT sein drittes Album (wenn man die „Excess“-Kassette und die „Lost Tapes“-LP nicht mitrechnet) nicht mehr beim Berliner Indie Staatsakt, sondern auf dem Londoner Major-Klassik-Label Decca-Ableger Mercury KX! Um sich von seinen Mitbewerbern abzuheben, trägt LAMBERT dabei eine Maske, was ich allerdings spätestens seit SIDO und CRO ziemlich albern finde. Sein leichtfüßig tänzelndes Spiel voller süßer Schwermut spricht nämlich auch für sich allein und hat eigentlich ein derartiges Anbiedern an Popmarktmechanismen nicht nötig. Geschmackssache sind für mich ebenfalls die leider arg plakativ ausgefallenen Illustrationen von der Künstlerin Moki im umfangreichen Booklet, welche mich unangenehm an die Artworks des Knallchargen von SAMSAS TRAUM erinnern. Doch alle gerade genannte Punkte sind am Ende marginal, denn die knapp 38 Minuten der gefühlvollen „Sweet Apocalypse“ sind über jeden Zweifel erhaben und kleiden unsere alltäglichen kleinen Ängste und Sorgen in nicht zu schwere, aber dezent große Piano-Melodien! Doch diese stehen nicht ganz allein im Raum, sondern werden zum Teil durch Bläser, Streicher und Drums ganz behutsam unterfüttert. „Sweet Apocalypse“ ist ein melancholisch perlendes Werk, das wie auch die seiner Eingangs erwähnten Kollegen das Zeug zum grenzübergreifenden Album hat! Im Herbst werde ich mir auf jeden Fall auch Live davon ein abschließendes Bild machen, wenn LAMBERT am 23.09. im schick-gediegenen Ambiente der Jazz Tonne in Dresden im Rahmen seiner Tour Halt macht und am Ende eventuell sogar die Maske fällt! (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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