Die kleinen Labels sind doch die besten. War mir immer klar, so auch in diesem Fall mit dem Bi-Za Label aus dem Hunsrück von Frank Schüßler – alias Hagen von Bergen oder auch Hargest Darken – der ebenfalls gerade ein epochales Album Namens „Der Dauernde Fluss“ veröffentlicht hat.
Das Bi-Za Label von Frank hat sich rein Soundtechnisch auf die gute alte „Berliner Schule“ und anderen Verdächtigen aus der musikalischen Krautrock Richtung ausgerichtet und nun mit Christian Fiesel gleich mal einen Appetithappen der allersten Kajüte, wie man so sagt, ins Rennen geworfen. Der Christian hatte aber auch schon vorher jede Menge Platten und CDs veröffentlicht, u.a. mit Wolfgang Barkowski alias Alien Nature, sowie mit „Soundguru“ Jack Hertz, mit dem er die 2 Alben „The End of Stearn Age“ und “ Fast Rails“ produziert und veröffentlicht hat. Vor mir liegt also die fantastische Doppel CD mit Namen „Hagens Delight“ vom Ambientkünstler und Musiksolist Christian Fiesel aus Trittau bei Hamburg, der der elektronischen Klangerzeugung frönt. Die insgesamt 15 Titel laufen über eine Gesamtlaufzeit von galaktischen 150 Minuten. Nach mehrmaligen und intensiven Duchhören der Platte könnte man durchaus von experimentiellen Dark Ambinet meets kosmischer cinematischer Weltmusikklänge sprechen, denn es treffen hier atmosphärische, bedrohliche und gewaltige Soundcapes auf mysteriöse, dunkle, melancholische Klangkosmen mit allerhand überraschenden, rein musikalischen Wendungen, vorallem natürlich in den längeren Tracks wie „The Long Cure“ oder „Wisdom“ und „Downwards we go“ – die alle zwischen 17 und 25 Minuten liegen. Hier hat sich der Soundtüftler Christian Fiesel mal so richtig künstlerisch ausgetobt und viele verschiedene Klangfarben und eine magische Soundvielfalt mit reingepackt. Die Musik von „Hagens Delight“ bezieht ihren unmittelbaren Reiz aus den apokalyptischen Stimmungen und sphärischen Fantasy / Science Fiction Momenten, sowie den kalten, atonalen und monumentalen Landschaften, die Christian musikalisch erschaffen hat, wie in „Bell`s Call“, das als Opener schon mal ein wohliges Klangvolumen in die Gehörgänge fließen läßt. Das folgende „Darkness Rising“ beginnt mit leicht unterschwelligen Rhythmus und lebt von seinen schönen Melodiewendungen, während mich „Nightprogram“ mit seinen flirrenden Synthies etwas an JM Jarre erinnert und zum Schluß hin richtig elektronisch rhythmisch mutiert, um dann wieder in andere sphärische Synthflächen abzudriften. Beim längsten Track, dem gewaltigen Werk“ The Long Cure“ gefallen mir persönlich die halligen Soundeffekte, sowie allerlei abwechslungereiche musikalische Wendungen. Hier bekommt man gleich fünf Tracks in einem geliefert. In der Summe würde ich die unmittelbare Nähe zu großartigen Koryphäen wie Klaus Schulze, Steve Roach, Tangerine Dream, Pete Namlook, Popol Vuh usw. konstatieren, dazu werden ein klein wenig Drones eingestreut und Pinkige Floyd Klänge durch die Gitarrensounds erzeugt. Auf der anderen Seite schimmern einige Protagonisten des Dark Ambient sehr stark durch, als da wären Lustmord, Robert Rich, Oöphoi, Raison d`etre, Controlled Bleeding u.a., der Mix dieser beiden Stile ist hier der große Gewinner für den Hörer.
Mein Fazit zur Platte von Christian Fiesel : Kopfhörer auf , schließt die Augen und entdeckt die cineastischen Traumwelten durch das was war und vielleicht noch sein wird und das auf jeden Fall Kopfkino verursachen kann oder eine musikalische Reise ins Innere der Gefühle und in Teile der menschlichen Psyche wahr werden läßt. Für andere wiederum wird es in die düsteren Tiefen und Abgründe ihrer eigenen Seele hinauslaufen, diese Veröffentlichung birgt in sich eine unglaubliche Intensität und faszinierend intensive Atmosphäre. Die Doppel-CD lebt nicht von einzelnen Tracks ,also wie einzelne Inseln im Meer, sondern hier bilden alle Songs eine gemeinsame Einheit auf dem Album und verschmelzen ineinander, so das der Charme eines jeden einzelnen Songs zum großen Ganzen wird, schlussendlich zu einer großartigen dunklen Soundkulisse. Ich denke der Christian wäre auch ein Kandidat für einen Filmscore zu z.b. dem Kinostreifen „Blade Runner“ – Unbedingter Tip. (Sven Erichsen)
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