SLOWDIVE – Slowdive (CD)

Slowdive sind neben My Bloody Valentine die Urväter des Shoegaze. Stehen MBV für die noisige verschobene Variante dessen,ging es bei den Engländern von Anfang an um den puren Schönklang. Anfang der 90s veröffentlichte man 3 Longplayer+Ep´s, die letztlich in Sound und Ästhetik unerreicht blieben.Es haben sich viele Bands in den letzten 25 Jahren versucht,den Sound/die Dichte Slowdive´s zu reproduzieren, aber mehr als Variationen, letztlich mit doch anderen Auslegungen/Schwerpunkten blieben diese Alternativen nicht. Der Einfluss Slowdive´s auf den alternativen Musik-Sektor ist unermesslich, reichen die schwerelosen,sphärischen Gitarren-Sounds mittlerweile über gängige Vertreter wie Beach House,M83 u.v.m. bis hin zu aktuellen Black Metal Produktionen wie Alcest u.ä., welche sich ganz klar auf die Engländer berufen.

Eigenartigerweise reduzierten sich Slowdive selbst seinerzeit mit der 3.Cd „pygmalion“ weg von der vormals vorherrschenden Eingängigkeit der „souvlaki“-hin zu sehr minimalen, ambienten Gitarrensounds, die mit den romantischen, dronigen Gitarren des Debüts „just for a day“ damals bereits wenig zu tun hatten. Dieses Debüt mit Klassikern wie „waves“ oder das übergrosse „catch the breeze“ ist nicht zu Unrecht für viele Musikfans ein Monument in Sachen Dreampop, wurde hier mit allerlei Gitarren-Overdubs und sphärischen noisigen Elementen ein Wall of Sound geschaffen, der so in dieser Form unverwechselbar in Stein gemeisselt war und Emotionen im Hörer schürte,die schwer in Worte zu kleiden sind.Glücklicherweise, nach vielen Solo-Anläufen von Mastermind N. Halstead, fand man sich ca.2014 auf den Festivalbühnen dieser Welt zurück und hinterließ wie nicht anders zu erwarten,glückliche Gesichter(der Schreiber selbst hatte auf dem WGT diesen Glücksmoment). Für ein Comeback-Album musste man nun doch noch 3 Jahre ausharren, aber das Warten lohnt zu jeder Sekunde. Slowdive stehen mit diesem selbstbetitelten Comeback nach über 20 Jahren voll im Hier und Jetzt, und untermauern ihre Pole-Position nach all der Zeit ohne jeden Zweifel.Man schliesst in keinster Weise an den Ambient-orientierten Sound der „pygmalion“ an, im Gegenteil, dauerhaft dezente rockige Untertöne, schwerelos, und doch angenehm druckvoll, lassen dieses Album sehr lebendig wirken. Der Song steht hier in jeder Hinsicht im Mittelpunkt. Vor allem das bereits im Vorfeld als Appetizer ins Netz gestellte „star roving“ rockt geradezu unwiderstehlich durch ein Meer aus Wolken,genau wie die von R.Goswell gewisperten „don´t know why“ und „everyone knows“…das schickt innerhalb von Sekunden ein Glücksgefühl durch jede Faser des Körpers, Schwerelosigkeit,Weite,ein Loslassen stellt sich ein.Bands wie Seasurfer, welche den Einfluss Slowdive´s in keinster Weise leugnen können, stehen seltsamerweise hier Pate, nutzen Slowdive erstaunlich viele Uptempo-Parts und drücken mit angenehm rockiger Schlagseite auf das kommende Frühling/Sommer Moment-ab in die Wolken-lichtdurchflutet.Mit der ebenfalls im Vorfeld veröffentlichten Single „sugar for the pill“ wird es aufs Schönste melancholisch,Flächen aus Keys und wimmernden Gitarren-Licks mit leichter 80s Schlagseite laden zum träumen und sinnieren ein. Ein in jeder Hinsicht perfekter Song, der eine Klarheit,Eingängigkeit und eine Band zeigt, die zu 100 Prozent die Balance zwischen Hit und Wall of Sound aus Gitarren findet.Mit dem dann folgenden Song „no longer making time“ finde ich als Fan/Rezensent meinen Meister-dieser Song schlägt perfekt die Brücke zwischen der klaren neuen Seite Slowdive´s und dem alten schwer flirrenden Gitarren(Debüt),himmlisch..zum Heulen schön. Wie hier im Refrain und im weiteren Verlauf wieder Türme dieser typischen Hall-getränkten Effekt-beladenen Gitarren geschichtet werden, lässt einen wie auf Knopfdruck in dieses typische Meer aus Wolken eintauchen, Melancholiebad pur.

Gitarren-Dreampop-Shoegaze as its Best!!

Im vorletzten schön verschleppten trippigen „go get it“ finden sich Reminiszenzen an die „pygmalion“, wird hier doch mit allerlei ambienten sphärischen Stilmitteln, viel viel Hall auf Stimme und Gitarren kosmisches Flair verbreitet. Super, das dies alles jederzeit kraftvoll gespielt wird,jedes Instrument durch die absolut glasklare Produktion leben darf.(produced by C.Coady-Beach House).Der Rausschmeisser „falling ashes“ zeigt Slowdive zum Abschluss nochmal von ihrer ruhigen, stimmungsvollen Seite. Mit tröpfelnder Piano-Line, viel nächtlicher Atmosphäre nimmt man den Hörer an die Hand, zeigt ihm den klaren Sternenhimmel, friedlich, geheimnisvoll…voller Optionen. Halstead nuschelt verhuscht zu repitativen Klangteppichen über 8min gen Morgengrauen. Schöner Schlusspunkt!Slowdive stehen mit diesem Rückkehrer-Album nach den Jesus and Mary Chain und vor geraumer Zeit My Bloody Valentine wieder voll in der hiesigen Alternative-Szene, ein großartiger wichtiger Act,der diesmal sehr songorientiert musiziert,jedes der 8 Stücke zu einem kleinen Hit vollendet hat. Sicher sucht man den naiven romantischen Charme der Frühwerke, man versteckt sich nicht wie früher hinter zu viel Hall auf den Effekten(leider sagt der Schreiberling).Das Album hat eine Frische,klingt erwachsen, im Hier angekommen,strahlt kraftvoll für den kommenden Sommer, besticht durch Tiefe bei gleichzeitig überraschender Poppigkeit und ist wahnsinnig kurzweilig. Schön das sie zurück sind. (R.Bärs)

 

 

Format: CD
Vertrieb: Dead Oceans
 

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