Je weiter sich der Bogen spannt, desto größer auch die Gefahr, dass er (auseinander) bricht: Wenn Stücke einer Veröffentlichung von semieingängig bis experimentell reichen ist das schon schwierig genug, wenn das aber innerhalb eines einzigen Stücks passieren muss, ist es erst so richtig anspruchsvoll. „Requiem“ beginnt erstmal in einer Art, die alle, die Listening-Elektronik mit experimental Anleihen mögen einfängt: Dunkel über vertrackt groovender Perkussion streichende Flächen elektronischer wie akustischer (Hörner, Streicher…) Herkunft, die, kaum entstanden, die Rhythmik aufbrechen lassen, sich selbst auffasern und ein bedrohliches, vielfingeriges Gespinst aufbauen. …um es wenig später in eine leicht elektronisch untermauerte Neoklassik-Fläche zu leiten… Industriell gerieben, auch dann noch, wenn der (Chor-) Gesang(!) einsetzt; erst recht, wenn die maschinenartigen Rhythmusfragmente und der Kontrabass ihre Arbeit aufnehmen. Ab diesem Punkt begibt sich „Requiem“ in eine längere Passage rein elektronischer Düsternis. Und trotz der vorher tonangebenden Gleichheit zwischen akustischem Klang und Elektronik fällt „Requiem“ auch hier nicht etwa auseinander; die Entwicklung ist ganz wie folgerichtige, natürlich wirkende (aber höchst überraschende) Komposition. Der Widereinsatz der symphonisch gesetzten Hörner und Streicher (wiederum hinterlegt mit industriellem Noise) und ihr erneuter Ausklang in der Atonalität sind so gleichermassen logisch wie verführerisch lockend. Auch wenn es dann „nur“ noch die Coda ist. In seiner Art perfekt; unvorhersehbar und trotzdem zugänglich, experimentell ohne Zerfall.
(N)
Format: CD |
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