REGARD EXTREME – Anaphore (CD)

Mit „Anaphore“ ist sage und schreibe 14 Jahre nach Erscheinen des letzten Albums, „Utopia“, und 22 Jahre nach dem geradezu legendären Album „Die Weiße Rose“ (mit Les Joyaux de la Princesse) endlich wieder ein neues erschienen. An den hier veröffentlichten Liedern hat Fabien Nicault über die letzten drei Jahre gearbeitet und die Hörerschaft, so viel darf gleich gesagt sein, darf sich freuen, dass Regard Extrême sich treu geblieben ist, ohne sich einfach nur zu wiederholen: Für mich ist Regard Extrême (offensichtlich) seit Jahren das ‚klassische‘ Neoklassik-Projekt, welches sich mittelalterlicher Elemente ohne Kitsch und martialischer Rhythmen ohne Peinlichkeit bedient. Ungewohnt sanft und geradezu beschwingt beginnt es mit „Juvenal“, doch bereits hier, in dem 10-minütigen ersten Titel, mischen sich schwermütigere, bedrohliche Sequenzen. Nach dem eher hymnischen, martialischen zweiten Stück – hier sind Gedanken an anrückende Reiterheere gewiss Vorstellungen, die nicht nur mich ereilen – beginnt „Chimères“, Lied Nummer drei,getragener und feierlicher, bevor dann wieder die Trommeln die Führung übernehmen, doch scheint hier ziemlich leichtfüßiges Volk und keine (berittene) Armee das eher grüne als verwüstete Land zu durchqueren, wenn ich mich narrativer Metaphern zur Beschreibung dieser Instrumentalmusik bedienen darf. Das folgende „Aprés la Bataille“ greift die gewählten Gedanken an Kampf und dessen Nachwehen dann auch im Titel auf: Hier tönt die Melancholie nach dem Sturm. Es folgen drei sehr vom Schlagwerk dominierte Titel, wobei der Rhythmus von „La Légende des Siècles“ ungewohnt unruhig und komplex ist, während „Historia“ wirklich fast ein Marschlied ist und „Offrance Lyrique“ sogar zum Tanzen einladen könnte. Mit dem nachdenklichen, sehr schön gelungenen „Confutatus“ endet schließlich das Album. Nach wie vor verwendet Fabien Nicault zwar keine Worte oder Texte in seinen Kompositionen, erneut ist im Inneren des hübsch aufgemachten Digifile jedoch ein Gedicht (von Victor Hugo?) namens „Death in Life“ abgedruckt. Es ist zu wünschen, dass sich neue Hörer finden, und diesen, dass sie sich nach und nach auch den Back-Catalogue erschließen; alten Bekannten dieses französischen Projekt kann ich „Anaphore“ uneingeschränkt empfehlen, denn wieder einmal werden wir mitgenommen auf eine inspirierende, musikalische Reise.

Format: CD
Vertrieb: Cynfeirdd ‎
Mailorder: Going Underground
 

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