Als im Jahre 2000 das britische Duo GOLDFRAPP wie aus dem Nichts mit ihrem Debüt „Felt Mountain“ auftauchte und ihr ätherischer Trip Hop Ambient-Sound mit „Twin Peaks“-Reverenz meine Sinne vernebelte, war es um mich geschehen. Zwei Jahre später konnte der Schock nicht größer sein, als der Nachfolger „Black Cherry“ ganz auf Disco setzte, wie ebenfalls das 2005 veröffentliche „Super Nature“. 2008 dann mit dem Album „Seventh Tree“ die Kehrtwende hin zum Hippie-Folk, um nur zwei Jahre später auf „Head First“ dem Geiste ABBA’s zu huldigen. Erst 2010 hatten mich Alison Goldfrapp und Will Gregory mit der düsteren Film Noir-Hommage „Tales Of Us“ wieder an der Angel und um so vorsichtiger ging ich jetzt an das neue Album. Meine Befürchtung einer weiteren Chamäleon artigen Richtungsänderung war aber unbegründet, denn mit „Silver Eye“ vereint GOLDFRAPP erstmals alle bereits genannten Einflüsse zu einem kompakten Ganzen. Die insgesamt 10 neuen Songs sind somit atmosphärisch wie tanzbar zugleich und selbst wenn einige Beats etwas kühler, knarziger bzw. schroffer ausgefallen sind, legt sich die wandelbar-sinnliche Stimme von Alison darüber wie ein lasziv-süßer Schleier, der jedoch nicht klebrig, aber fesselnd wie ein Schlafzimmerblick ist. Hinter jener betörender Fassade lauert jedoch auch Gefahr, welche bei Frauen über 40 ja immer mitschwingt und welche die Spannung über die rund 45 Minuten ungemein hochhält. Diese geniale Mischung macht „Silver Eye“ zum vielleicht repräsentativsten Album von GOLDFRAPP und ist bestens zum Einstieg in die verwunschenen Klangwelten des Duos geeignet. An „Silver Eye“ hat neben den beiden Produzenten John Congleton und Bobby Krlic (THE HAXAN CLOAK), noch Brian Eno-Gitarrist Leo Abrahams mitgewirkt und gemischt wurde letztendlich durch David Wrench und Daniel Miller, dessen Endergebnis dann einfach mal dem alten Sprichwort mit den vielen Köchen widerspricht. Neben der Standard-CD und regulären schwarzen Vinyl-Ausgabe, ist übrigens auch eine limitierte Auflage im durchsichtigen Vinyl im Umlauf, die sehr gut klingen soll. „Silver Eye“ ist definitiv einer der ersten Favoriten für meine Top 10 des Jahres 2017! (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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