Seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre ist das Detroiter Künstler-Paar Nicola Kuperus und Adam Lee unter verschiedenen Aliase weit vorne mit dabei, wenn es um den sogenannten Electroclash geht. Ab 2000 dies meist als ADULT. und schon damals hatten beide die Idee zu einem kollaborativen Projekt, wo sie mit anderen Musikern über einen gewissen Zeitraum nicht nur arbeiten, sondern auch zusammen leben. 15 Jahre später ist dieses Vorhaben dank einer finanziellen Förderung der John S. & James L. Knight Foundation jetzt Wirklichkeit geworden und mit Douglas McCarthy (NITZER EBB), Michael Gira (SWANS), Shannon Funchess (LIGHT ASYLUM), Robert Aiki Aubrey Lowe (LICHENS), Dorit Chrysler und Lun*na Menoh wurde das anthropologische Klangexperiment namens „Detroit House Guests“ umgesetzt. Der Sound ist auf den insgesamt 12 Tracks recht breit gefächert und variiert zwischen verstörend-klaustrophobischen Experiment, dronigen Industrial Electro-Folk, knarzigen Electro Techno, Witch House und sogar fast schon EBM. Immer zwei Tracks sind mit dem jeweiligen Kollaborateur entstanden, wobei die Zusammenarbeit mit Douglas McCarthy auf Grund seiner prägnanten Stimme am auffallendsten ausgefallen ist. „We Are A Mirror“ und „They’re Just Words“ erinnern mich dann ebenso an seine mehrfache Zusammenarbeit mit Ex-DEPECHE MODE Alan Wilder für dessen RECOIL-Projekt und dürften auch allen NITZER EBB-Fans gefallen. Etwas enttäuscht bin ich dagegen vom Input eines Michael Gira, denn sein Mitwirken lässt sich fast nur erahnen bzw. ist ohne den Hinweis im Booklet kaum zu hören. Ein weiterer Glanzpunkt dafür die beiden Tracks mit Shannon Funchess, wobei ich beim ersten Hören des treibend-fetten Electro-Hammer „We Chase The Sound“ ebenfalls Douglas McCarthy als Duett-Partner wähnte, es aber dann doch die afroamerikanische Darkroom-Shouterin ist. Auf dem flotten „Stop (And Start Again)“ klingt sie dann zusammen mit Nicola Kuperus jedoch wie die junge Siouxsie und inklusive herrlich rollender 80er Bassline, was sich auch sicher gut auf den letzten Album von TRENTEMÖLLER gemacht hätte. Weiterhin ein gewinnbringender Beitrag ist das geisterhafte Theremin-Spiel der Österreicherin Dorit Chrysler, welche ja als weltweit begehrte Kollaborateurin bekannt ist und hier das i-Tüpfelchen auf ein spannendes Konzept-Projekt setzt. „Detroit House Guests“ ist eines der abwechslungsreichsten wie interessantesten Alben in diesem Frühjahr 2017, das wohl nur noch durch das neue kommende Werk der GORILLAZ getoppt werden kann! (Marco Fiebag)
Format: 2LP/CD |
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