DEPECHE MODE – Spirit (2LP/CD/2CD)

Depeche_Mode_Albumcover_AntonCorbijn_ColumbiaRecords_SonyMusicMuss man noch groß Einführendes über DEPECHE MODE am Anfang einer Rezension über ein neues Album stellen? Eigentlich nicht, aber ich mache es trotzdem. Seit Anfang der 80er Jahre steht der Name der Band sinnbildlich für das Genre Synth Pop und alle ihre Alben aus diesem Jahrzehnt sind Klassiker geworden. 1990 folgte dann ihr Meisterwerk „Violator“, dessen Singles noch 17 Jahre später die weltweite Radiolandschaft mitbestimmen. Mit dem nachfolgende Album „Songs Of Faith And Devotion“ und der sich anschließende ausufernde Welttournee brach die Band dann allerdings fast auseinander. Das ungewohnt rockig-spirituelle Album spaltete erstmals die Fans (um später trotzdem zum Lieblingswerk unter den Anhängern zu werden) und die Band implodierte letztendlich in ihrem monströsen Tour-Programm. Alan Wilder nahm in dessen Folge seinen Abschied und Sänger Dave Gahan gab sich völlig dem Heroin hin. Es stand also nicht gut um DEPECHE MODE, aber 4 Jahre später raufte man sich als Trio wieder zusammen und seit dem erschienen im fast zyklischen 4-Jahres-Takt neue Alben + dazugehörige Touren. Allerdings warfen die jeweiligen Alben kaum mehr Hits ab und man hat den Eindruck, dass ohne die ordnende Hand eines Produzenten die Band nichts mehr auf die Reihe bekommen würde, wenn man von der seit dem eher rein geschäftlich strukturierten Arbeitsweise überhaupt noch von einer richtigen Band sprechen kann. Die absolut treue Fanbase von DEPECHE MODE verhilft ihnen trotzdem zu regelmäßigen Nummer 1-Plazierungen in den Charts und immer ausverkauften Tourneen. Die jeweiligen aktuellen musikalischen Leistung von Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher (was macht der eigentlich überhaupt?) sind seit dem aber selbst unter harten Fans stark umstritten und kaum ein Songs seit 1993 konnte sich dauerhaft im Live-Programm halten. Und jetzt „Spirit“, das 14. Album von DEPECHE MODE und gleich wieder der komische Geschmack einer Alibi-Funktion für eine rentabel schröpfende Live-Tour. Da der analoge Blues-Electro-Vorgänger „Delta Machine“ für viele einen absoluten Tiefpunkt in der Geschichte von DEPECHE MODE darstellte, nahm selbst ich das Album erst mit einiger Verspätung und in Form des Doppel-Vinyls zum Wühltischpreis eines großen Versandhauses wahr. Überraschend fand ich jedoch, dass der neue erdige wie minimalistische Sound von DEPECHE MODE nach einiger Beschäftigung doch Potential hat und um so offener war ich deshalb jetzt für „Spirit“. Und um es gleich vornweg zu nehmen – ich wurde nicht enttäuscht und bin sogar regelrecht begeistert. Die 12 neuen Songs sind allesamt recht melancholisch bis düster, schroff und rau ausgefallen, aber unter der scharfkantigen Oberfläche blitzen immer wieder tolle Harmonien und Melodien auf. Man muss diese nur finden und etwas Geduld aufbringen bzw. dem Album einige Durchläufe zugestehen. Neben den deutlich zurückgenommenen Blues-Gospel-Soul-Einflüssen, tauchen vermehrt wieder Industrial-Sounds und sogar KRAFTWERK-Anleihen im Klangkosmos von DEPECHE MODE auf, was als Rückbesinnung auf ihre Tugenden in den 80ern zu werten ist. Auffälligster Song auf „Spirit“ ist sicher „So Much Love“, welcher ordentlich das Tempo anzieht und etwas an „A Question Of Time“ vom 86er „Black Celebration“-Album erinnert. Die beiden Martin Gore-Balladen „Eternal“ und „Fail“ sind dafür deprimierende Tränenzieher, wie „Scum“ oder „Your Move“ aufgekratzte Aggro-Stimmung verbreiten. Alles in allem ist „Spirit“ für mich eine runde Angelegenheit geworden, die mit jedem hören immer mehr wächst und sich auch nicht so schnell abnutzen wird! Beste Arbeit seit „Playing The Angel“ und in wie weit das nun ein Verdienst des neuen Produzenten James Ford (FLORENCE AND THE MACHINE, ARTIC MONKEYS) ist, vermag ich ehrlich gesagt nicht wirklich zu sagen, aber mit DEPECHE MODE ist seit „Spirit“ definitiv wieder rechnen! Neben der Standard-CD und dem Doppel-Vinyl, bietet die Deluxe-Ausgabe auf einer zweiten CD noch 5 zusätzliche Remixe und alternative Song-Versionen. (Marco Fiebag)

Format: 2LP/CD/2CD
Vertrieb: Columbia Records / Sony Music
Mailorder: Going Underground
 

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