Liebe Freunde des gepflegten Synth Dark Wave oder meinetwegen auch des düsteren Post Punk, hier kommt – auch noch aus Bundesdeutschen Landen, nämlich der Karnevals und Faschingshochburg Köln – die erste und gleichzeitig noch beeindruckende Platte von HOLYGRAM und apropos Köln, hier spielten JOY DIVISION im Jahr 1980 in der Christuskirche ihren ersten von nur 2 Gigs in Germany überhaupt. Warum das erwähnenswert ist? Weil der fließend, homogene und fliegende Synth Wave Sound von HOLYGRAM doch ab und zu an die alten New Wave Ikonen und Helden von JOY DIVISON erinnert. Für meinen Geschmack klingen aber auch alte CURE, alte NEW ORDER, alte CLAN OF XYMOX, XTR HUMAN, VEIL OF LIGHT, SCHONWALD, EDITORS und andere verdächtige Szenegrößen stark durch. Die fünf Tracks – „Hideaway, Daria, Acceleration, Still There, Distant Light“ und die vier Remixe der EP , die von BLIND DELON, BOX AND THE TWINS, D`EVOE, BOB HUMID sehr gut umgesetzt wurden, erklingen wie aus einem Guß und werden vom und auf dem Label REPTILE MUSIC präsentiert, HOLYGRAM wagen den Spagat zwischen New Wave 80ziger Sound und industriellen Krautrock, schön treibend und düster eingängige Songstrukturen voller eingängiger Momente treffen auf besagten Post Punk und Synth Wave. Die verschiedenen Einflüsse der fünf Bandmitglieder, die sich 2015 in der Medienhauptstadt Nr. 1 in Germany – in Köln – zusammengefunden haben, sind unüberhörbar von den alten Wave Geisters der Vergangenheit motiviert worden. Sphärisch verhallender Depressiv Gesang, atmosphärische, energetische Synthies, eingängige Gitarren in Moll ertränkt, der Bass wird treibend düster gezupft und ein volumig, wummerndes Schlagzeug prägen das entrückte Soundgebilde von HOLYGRAM, das zwischen Pathos und Kontrollverlust schwankt. Die teils sogar melancholischen Klänge von HOLYGRAM gehen direkt hinaus in die dunkle Nacht, geschickt fügt sich bisher Unvereinbares zusammen, zum Soundtrack und Herzschlag einer Stadt die im Dämmerlicht bedrohlich wirkt, Musik für die daheimgebliebenden Träumer oder in Opas Lehnstuhl in die Zukunft gebeamt, das fällt mir beim Hören der EP gerade dazu ein. Die fünf Titel der EP zeigen die atmosphräische Dichte z.B. in – Hideaway – und – Acceleration – und verdeutlichen den Aspekt der Gegensätzlichkeit, der in der gesamten Produktion unterschwellig mitschwingt. Die Soundausrichtung reflektiert die Zerissenheit in den Texten, Themen wie Entfremdung in der tristen Großstadt oder Depression werden hier als Einheit in Wort und Musik ergründet, bei den Songs – Daria – Still There – Distant Light – werden die Hörer unweigrlich aufgefordert, in das Licht des Lieblingsclubs zu tanzen und machen keinen Hehl daraus, dass die Band nicht nur zum melancholischen Sinnieren anregen möchte. Die Debüt EP wurde im eigenen Amen Studio Köln aufgenommen und in mehreren Monaten eingespielt und abgemischt, die fünf Tracks präsentieren die gesamte Bandbreite von HOLYGRAM, ohne dabei auf ausgetreten Pfaden zu wandeln oder in bekannten Genreklischees zu verfallen. HOLYGRAM haben wirklich das Potenzial, in ihrem Genre mal zu etwas Größerem zu werden, ich bin jetzt schon auf das Livekonzert mit SHE PAST AWAY in Bremen gespannt. Im Livegewand präsentieren HOLYGRAM den im Studio eingefangenen Sound ohne auf die gängige Praktik des Backtracks vom Laptop zu setzen, man darf also auf die Liveauftritte der Kölner gespannt sein.
(S.Ericksen)
Format: EPCD |
Stichworte: |