Sven Helbig, geboren in Eisenhüttenstadt und seines Zeichens studierter klassischer Musiker (Komponist hört er nicht so gerne), ist eher einer der „jungen Wilden“, für die es keine Grenzen zwischen der altehrwürdigen Klassik, experimenteller Musik und schnödem Pop gibt. Somit passt er perfekt in das Labelraster der Neue Meister, dem seit einiger Zeit aktiven Seitenarm von Berlin Classics, dem Nachfolger des legendären ostdeutschen Eterna-Labels. Neben seiner Arbeit an Theatern und Universitäten, war er auch Mitbegründer der inzwischen schon berühmt-renommierten DRESDNER SINFONIKER, dem ersten europäischen Orchester für zeitgenössische Musik. Richtig bekannt wurde Sven Helbig aber erst durch seine Remixe und Kollaborationen mit RAMMSTEIN (u.a. „Mein Herz brennt“), den PET SHOP BOYS „“Battleship Potemkin“ oder SNOOP DOG. Sein eigenes Debüt-Album „Pocket Symphonies“ erschien 2013 noch bei der Deutschen Grammophon und verband sehr atmosphärisch wie chillig klassische Streicher-Arrangements mit Electronica-Sounds. Jenes wurde diese Tage übrigens unter dem erweiterten Titel „Pocket Symphonies Electronica“ quasi im Laptop-Remix bei Neue Meister auf Vinyl in einer 180g-Pressung wieder veröffentlicht. Der Nachfolger „I Eat The Sun And Drink The Rain“ entstand in Zusammenarbeit mit Vocalconsort Berlin-Chor und dem estnischen Dirigenten Kristjan Järvi und ist als ein „Werk für Chor und Electronics“ betitelt. Die insgesamt 10 relativ kurzen Stücke in rund 42 Minuten sind dann einfach nur sakrale Schönheit pur und erinnern mich von der warm-melancholischen Atmosphäre her an die Chor-Musik der russisch orthodoxen Kirche. Die Electronics halten sich dabei äußerst dezent im Hintergrund, beschränkt sich auf leise unterstützende Drone-Sounds und pulsierende Synthesizer bzw. bietet dem phantastischen Chor ein weiches und doch stabiles Fundament. Thematisch will uns Sven Helbig mit diesem Werk auf die Suche nach dem Menschlichen in unserer hochtechnisierten Welt schicken und das dürfte ihm auf der musikalischen Reise von „I Eat The Sun And Drink The Rain“ trefflichst gelungen sein! Interessant sicherlich auch deren kommenden Live-Umsetzung mit Visuals von Mani Sigfussen und der Kostümausstattung des Chors durch die Berliner Modedesignerin Esther Perbandt, welche ich mir in Dresden auf keinen Fall entgehen lassen werde. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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