Es ist noch gar nicht so lange her, dass das Album „Licht Vergeht“ erschien und schon legen die STÜRME nach, und wie sie nachlegen! Die fünf Stücke dieser Split-EP haben mich vom ersten Hören an einfach weggepustet. Da ist er wieder, der kraftvolle Biss; die Wut; das „mitten in die Fresse“! Aggressiver und wesentlich „mehr nach vorne“ (und gleichzeitig auch weit zurück in der Stürme-Historie) gehen diese Stücke, ob es jetzt der aggressive Opener „Abschalten“ oder das sehr Stürme-typische „Zurück Bleiben“ ist.
Die Diskrepanz zwischen Album-Aufnahme und Live-Präsenz desselbigen scheint endlich völlig überwunden; die Band als solche endgültig zu einem einzigen Wesen fest zusammengewachsen. „Erinnerung“ (mein persönlicher Favorit) glänzt durch eine fröhliche, ohrwurmlastige Grundmelodie, die durch den gar nicht fröhlichen Text tiefgreifend kontrastiert wird. Das Schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung scheint thematisch einmal mehr Antriebsmotor gewesen zu sein; dennoch kann man nur Vermutungen aussprechen, da die Texte persönlich, aber trotzdem abstrakt genug gehalten sind, um jedem Hörer zu ermöglichen, seine eigene Interpretation hineinzulegen. Nichtsdestotrotz begegnen eben jenem Hörer vielseitige Themen und gerade die Tatsache, dass das Gehörte nicht leicht zu interpretieren ist, macht den Reiz der Texte aus. Die Mühle des ewig Gleichläufigen und der verzweifelte Versuch, daraus auszubrechen scheint ein Leitmotiv zu sein; „Gas“ hingegen beschreibt vielleicht die (unsichtbare) Existenz der eigenen Ängste, die man mitnimmt, egal, wohin und wie weit man flieht. „25 Stunden“ hingegen ist definitiv das Stück, welches das typische Stürme-Schubladen-Prädikat „Depri-Punk“ abbekommen wird. Musikalisch schleppend, wirklich sehr Stürme-typisch (und absolut tanzflächentauglich) gefällt es, nur der Text ist hier stellenweise etwas holperig. Fazit: Ein grandioser Genie-Streich, schade, dass nicht direkt ein ganzes Album draus geworden ist!
Was die FLIEHENDEN STÜME mit SUBSTANCE OF DREAM verbindet, ist nicht nur die Tatsache, dass bei beiden Bands Andreas Münch an den Drums sitzt und dass sie gerne zusammen touren, sondern auch der Umstand, dass die Grundstimmung in der Musik beider Bands miteinander harmoniert. “Accelerate“, „Seconds“ sowie „In The Mirror“ sind typische wavig gehaltene, allesamt eingängige Stücke, wobei der Retro-Touch teilweise schon ein wenig übertrieben wirkt. Warum SOD bei englischen Texten bleiben sollten, beweist dann aber “Der Magier” sehr schmerzhaft. Das peinlichste, was ich seit langem gehört habe, ist eben dieser Text. Er klingt nicht nur wie ein Pamphlet ganz armseliger Gothic-Bands á la UMBRA ET IMAGO vor 10 Jahren, sondern zeugt auch von einer ungemeinen Unwissenheit in Bezug auf Magie (von Magick ganz zu schweigen). Selbst Bibi Blocksberg und Gundel Gaukeley stehen auf einer höheren magischen Stufe als dieses wirklich peinliche (mir fällt einfach kein anderes Wort dafür ein!) Beispiel deutscher „Lyrik“. Da schüttelt sich der Hund. Mit dem letzten Stück, der wirklich gelungenen CHAOS Z-Coverversion „Krass“, machen SOD aber Einiges wieder gut und so schließt sich der Kreis zwischen den STÜRMEn und SOD harmonisch. Fazit: Für den STÜRME-Teil dieses Splits 10 von 10 Punkten, für den SOD-Teil wegen „Der Magier“ nur 5 von 10 Punkten. Wir hoffen auf die nächste Tour! FS
Format: CD |
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