Dr. Marcus Stigleggers Projekt VORTEX erforscht seit einigen Jahren dunkle Gefühle und simuliert thematisch postapokalyptisch Szenarien. Auf seinem vierten Album „Moloch“, an dem der Künstler zwei Jahre gearbeitet hat, thematisiert er den Niedergang der urbanen Gesellschaft und vertont Momente beklemmender Ausstiegsangst oder permanenter Bedrohung. Inspiriert wurde Stiglegger auf seinen Reisen nach New York und Spaziergänge an Drehorte symbolträchtiger Filme wie z. B. „Taxi Driver“, „Wolfen“ oder „Manhattan“, die tiefe Eindrücke hinterlassen haben – das ist anschaulich und atmosphärisch im 32-seitigen Booklet dokumentiert, was das stimmungsvolle Digipack perfekt veredelt. Musikalisch dominieren Kompositionen aus Field Recordings, Keyboards Gitarrenfragmenten und Klavier, die natürlich immer wieder an LUSTMORD-Veröffentlichungen, aber auch an die Experimentalmusik von AIDAN BAKER erinnern. Durchgehend markantes Stilmittel sind bei VORTEX die Percussionelemente (Ketten!), die ein zusätzliches Ritual- und Tribalfeeling aufkommen lassen. Wie bei vielen Veröffentlichungen im Dark Ambient-Sektor erschließt sich die minimalistische Geräuschmusik nicht sofort beim ersten Hördurchgang. Stiglegger selbst empfiehlt den Genuss des Albums über Kopfhörer, alleine und selbstverständlich in der Nacht, besser, bei einem nächtlichen Spaziergang durch industrielle Gegenden. Dennoch blitzen immer wieder markante Schemata innerhalb der Stücke auf, die ein Wiederkennen möglich machen und fokussierter auf den Punkt spielen als die vorangegegangen Veröffentlichungen „Rockdrill“ oder „Kali Yuga“. Neueinsteiger der Szene werden möglicherweise trotz der enormen Reduzierung der Musik anfangs recht schnell überfordert sein. Nimmt man sich aber Zeit, wirklich alle Details und vor allem das Konzept des Albums in Verbindung mit dem Artwork und der „Message“ zu „studieren“, ist ein gespenstisches Hörvergnügen voll von Anmut und Intensität zu erwarten. Langjährige Szenefans mit Hörerfahrung komplexer Soundschichten und filmisch-angehauchter Musik mit Storytelling können sich auf eine cineastische Erkundungsreise freuen. „Moloch“ bietet insgesamt acht Stücke und einen Bonustrack, der ursprünglich als musikalische Untermalung für die Blu-Ray-Edition des Indie-Horrorfilms FROM BEYOND geschrieben wurde. Im Kontekt der bisherigen VORTEX-Veröffentlichungen ist „Moloch“ als bisher eingängigstes Werk das Mainzers einzuordnen.
(D.Charistes)
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