Seit 2001 steht der klassisch ausgebildete Musiker und Komponist Peter H. Gilmore der Church of Satan als Hohepriester vor. Er war über viele Jahre ein enger Vertrauter von Anton LaVey, dem Gründer der Church of Satan und folgte auf Blanche Barton, der letzten Lebensgefährtin und Biographin LaVeys, die nach dessen Tod im Jahr 1997 zunächst die Geschicke der Church geleitet hatte. Es ist sicher auch dem umsichtigen Führungsstil von Peter H. Gilmore zu verdanken, dass die Church of Satan auch fast 20 Jahre nach dem Tod Anton LaVeys weiterbesteht und nicht an inneren Kämpfen zerbrochen ist, wie es so vielen anderen ähnlichen Organisationen ergangen ist. Anlässlich des 50. Jahrestags der Gründung der Church of Satan am 30.04.2016 sprachen wir mit Peter H. Gilmore über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Church of Satan.
? Am 30. April 2016 feierte die Church of Satan ihren 50. Geburtstag: Zuallererst: Herzlichen Glückwunsch zu diesem beindruckenden Jubiläum. Bitte beschreiben Sie die historische Situation, in der Anton LaVey die Church gründete, und welche kulturellen Ströme flossen in diesen besonderen Moment in der Religionsgeschichte zusammen?
Vielen Dank! Wie bemerkte Dr. LaVey, als unsere Organisation 10 Jahre alt war: “Denkt daran, die ersten 99 Jahre sind immer die härtesten.“ Jetzt haben wir die Hälfte des Weges geschafft. Anton LaVey gründete die Church of Satan zu einer Zeit, als die gesellschaftspolitischen Überzeugungen besonders in der westlichen Welt in Unruhe geraten waren. Der Konservatismus der Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde an mehreren Fronten herausgefordert, etwa als Leute, die von der Lehre und den Traditionen des Christentums enttäuscht waren, philosophische Ideen des Ostens einfach hierher verpflanzten. Studenten der Colleges und Universitäten protestierten gegen den andauernden Vietnamkrieg als ungerechte Aktion und stießen mit der Polizei zusammen: Demonstrationen wurden zu Schauplätzen der Gewalt statt des friedlichen Protests. Timothy Leary und seine Anhänger priesen Drogen als passenden Schlüssel zur Bewusstseinserweiterung an, während andere sowohl Schamanismus als auch sensorische Deprivation erkundeten, um übernatürliche Bewusstseinszustände zu erreichen. Weil das traditionelle Christentum als einschränkend empfunden wurde versuchten einige, in ‚Jesus-Movements‘ so zu sein, wie sie dachten, dass es ‚christusähnlicher‘ sei, während andere das Heidentum entdeckten und in spekulativer Weise ausgestorbene Formen des Kultes wiederbelebten oder mitunter auch neue erfanden. In dieser sich lebhaft entwickelnden kulturellen Explosion entschied Anton Szandor LaVey, der von säkularen jüdischen Vorfahren abstammte, die emigriert waren und die amerikanische Werte angenommen hatten, dass, da alle Götter Fiktion sind, eine religiöse Lehre samt Ritual erschaffen werden könnte, die die von ihm beobachtete Wirklichkeit des Menschen als Tier wiederspiegelt. Er griff zurück auf das Symbol für den Erzfeind im Christentum, Satan, als sein Sinnbild für eine Philosophie des Materialismus, des Skeptizismus und des Epikureismus, als Mittel zur eindeutigen Zurückweisung jeglicher Spiritualität, um eine wahrhaft sinnliche Religion zu formen. Inspiriert von Bilderstürmern und Individualisten, die vor ihm wirkten wie Nietzsche, Max Stirner und Ayn Rand, als auch von denjenigen, die in Satan entweder ein Symbol der intellektuellen Opposition sahen wie Twain und Carducci oder einen romantischen Anti-Helden wie Milton, schuf er ein Werkzeug für gleichgesinnte Atheisten, um es als kraftvolles Mittel bei der Gestaltung einer Lebensweise einzusetzen, die sowohl für einen selbst und diejenigen, die man liebt, mit Freude erfüllt ist als ferner dafür eintritt, dass Gerechtigkeit nur denen zu Teil wird, die es verdienen.
? Die Church of Satan wurde in San Francisco gegründet, in den 1960er Jahren ein Zentrum der alternativen Kultur, speziell der Hippiebewegung. Mit ihrer besonderen Philosophie und Ästhetik bildete die Church einen Kontrapunkt zu diesen subkulturellen Strömungen. Im Jahr 2001, als sie Hohepriester wurden wurde das Hauptquartier der Church von der Westküste an die Ostküste verlegt, von Kalifornien nach New York, der Stadt des Geldes und des Big Business. Ist die Church of Satan nun ein Kontrapunkt zu New York und dem, was es für viele Menschen symbolisiert?
Obwohl Anton LaVey die Church of Satan in den 1960er Jahren gründete blieb er von diesem kulturellen Milieu ebenso unberührt wie von den vielen anderen, die bis zu seinem Tod im Jahr 1997 kamen und gingen. Seine anfängliche Reaktion galt einem globalen Phänomen, nicht einem allein auf San Francisco begrenztem, und so eröffnete ihm seine Opposition sowohl gegen die Hippiebewegung als auch gegen den konservativen Gegenstoß zu ihr das, was er als die „Perspektive der dritten Seite“ bezeichnet hat. Er bekannte sich zur völligen Akzeptanz der ganzen Bandbreite menschlicher Sexualität (zwischen verantwortungsbewussten Erwachsenen) ebenso wie zur Ablehnung dessen, was er als schnodderige Missachtung wertvoller kultureller Errungenschaften der Vergangenheit ansah, die einen Großteil der Jugendkultur der 1960er Jahre charakterisierte. Er schätzte Intelligenz, Vernunft und Kreativität und hatte das Gefühl, dass die Kraft der menschlichen Imaginationsfähigkeit keine pharmazeutische Unterstützung benötigte. Seine Philosophie war nicht auf einen Ort begrenzt, sondern sollte universell anwendbar sein von Individuen mit einer besonderen Natur, unabhängig von ihren kulturellen Wurzeln. LaVey formte eine Philosophie, die auf seinen Beobachtungen des menschlichen Tiers beruhte, unter Berücksichtigung von Geschichte, Anthropologie, Soziologie und Psychologie. Seine Absicht war, dass die rationalen und kohärenten Prinzipien des Satanismus jederzeit anwendbar seien, ob man nun im 20., 22. oder 31. Jahrhundert lebt. New York City, wo ich 35 Jahre gelebt habe, ist eine ‚Weltstadt‘, die für viele unterschiedliche Menschen die unterschiedlichsten Dinge symbolisiert. Oft genug hat es diejenigen gerufen, die der Welt ihren Stempel aufdrücken wollten. Auch ist es weltweit immer noch eine der Hauptstädte für alle Formen von Kunst, hier kann man die Crème de la Crème genießen, während jene von eher schmalen Kaliber zu besonderen Anstrengungen angeregt werden, um so ihre bisherigen Defizite zu überwinden und ihr persönlich Bestes hervorzubringen. Die Verlegung des Hauptquartiers der Church of Satan hatte keinen Einfluss auf die Essenz unserer Philosophie: sie ist die Grundlage, die Individualismus fördert und jedem Satanisten ein äußerst flexibles Bündel an Richtlinien anbietet, die er entsprechend seiner eigenen einzigartigen Existenz und den persönlichen Vorlieben anwenden kann. LaVey beabsichtigte, materialistischen Atheisten die völlige Rechtfertigung einer ego-zentrierten Lebensanschauung zu ermöglichen, im Grunde genommen der persönliche Gott seiner Existenz zu sein, was ich als Ich-Theismus bezeichnet habe. Es ist nicht Sache der Church of Satan, rein äußerlich auf ihre Umgebung zu reagieren, da sie nicht als eine aktivistische Organisation konzipiert wurde. Stattdessen bietet die Church of Satan eine Philosophie, die sich ihre Mitglieder bei ihrem Streben nach Selbstverwirklichung zu Nutze machen können, so dass sie en tscheiden können, ob es zu ihrem Vorteil ist, bestimmte Aspekte der gegenwärtigen Gesellschaft anzunehmen oder sie abzulehnen.
? Hatten die Anschläge vom 11. September irgendeinen Einfluss auf die Politik der Church of Satan?
Nein, wir brauchten unsere Politik nicht zu ändern, weil wir immer auf Sicherheit geachtet haben und es uns bewusst ist, dass der uns umgebende menschliche Zoo gefährlich sein kann. Für viele Menschen machte jenes Ereignis deutlich, dass der Kampf zwischen bösartigen Theisten und denen, die ihren Glauben nicht teilen, die zentrale Schlacht des 21. Jahrhunderts sein wird, nicht nur ideologisch, sondern als bewaffneter Krieg. Die Trennlinie beim Kampf um die kulturelle Vorherrschaft in der Welt verläuft zwischen denen, die sich wünschen, dass die Gesellschaft ihren Weg hin zu einer eher libertären Lebensweise fortsetzt (das kann Pluralismus mit einschließen, wenn unterschiedliche Ansichten mit einem ‚leben und leben lassen‘ vereinbart werden) sowie jenen, die sich wünschen, alles in der ausschließlichen Gefangenschaft ihres theistischen Glaubens zu halten, wie es für untergegangene Kulturen kennzeichnend war. Satanisten wurden von der Eskalation dieses Konflikts nicht überrascht. Dass die Fronten dieses aufkommenden Konflikts in diesem Ausmaß besonders deutlich in Erscheinung traten, war für viele erhellend, die die Entwicklung zu friedlicher Koexistenz, wie sie vom Westen gefördert wurde, als selbstverständlich erachtet haben.
? In seinem Buch Lords of the Left-Hand-Path bezeichnet Stephen E. Flowers sie als den Meisterschüler von Anton LaVey. Was ihre wichtigsten Erinnerungen an den Doktor?
Ich habe viele Erinnerungen an die mit Dr. LaVey verbrachte Zeit. Für meine Frau Peggy Nadramia und mich war er wie ein warmherziger und gelehrter Onkel. Wir haben gemeinsam Filme geschaut und sie hinsichtlich ihres Inhalts und ihrer Machart, aber auch als sowohl impliziten wie expliziten Ausdruck der Denkweise ihrer Macher analysiert. Er hatte Bücher über Photographie mit Bildern von Menschen, Fahrzeugen und Gebäuden und wir genossen es, sie durchzublättern und uns in das Abgebildete zu vertiefen: von der menschlichen Entartung bis zum Triumph. Wir gingen zu Waffenbörsen und sprachen über Waffen und Selbstverteidigung. Wir besuchten Reptilienschauen und teilten unsere Bewunderung für die vielen schönen und faszinierenden dort ausgestellten Tiere. Oft war Musik ein Thema, da wir beide Musiker sind, er größtenteils Autodidakt, ich mit einer klassischen Ausbildung. Er erläuterte seine Beobachtungen hinsichtlich populärer Lieder von Früher, in denen Text, Melodie und Harmonien derartig mit einander verschmolzen, dass sie gefangen nahmen und ihre Essenz hervortrat. Ich sprach über die großen klassischen Werke, die von meisterhaften Symphonikern geschriebenen Architekturen und den Orchestrierungen von Berlioz, Strauss, Saint-Saens und Mahler. Peggy und ich sangen mit ihm, wozu er spielte, von Gassenhauern bis hin zu Werken der Klassik. Er studierte und spielte Liszt und Wagner und beeindruckte mich mit seinen interpretatorischen Fähigkeiten. Vor allem diskutierten wir seine Philosophie und die Organisation, wie sie war ebenso wie ihre mögliche Zukunft und tauschten unsere Einsichten und Erfahrungen aus. Es machte Peggy und mich sehr stolz als er sagte, wir hätten beide Themenkomplexe in der gleichen Art verstanden wie er und dass er hinter allem stünde, was wir dazu sagten, überzeugt davon, dass wir während seiner Lebenszeit und danach da sein würden, um das fortzuführen, was er begonnen und beabsichtigt hatte.
? Was war, ihrer Ansicht nach, die kritischste, wenn nicht gar gefährlichste Phase in der Geschichte der Church of Satan?
Die Jahre der ‚Satanic Panic‘ brachten die gemeine Masse fast dazu, etwas verbannen zu wollen, was sie als ‘Satanismus‘ bezeichneten, was aber nichts anderes war als eine frei erfundene Mischung aus Teufelsanbetung, Mord und Verschwörung, zusammengebraut von evangelikalen Christen, um den Menschen Angst zu machen und sie an ihr Glaubenssystem zu binden. Ersatzexperten wurden von den Gesetzeshütern angeheuert, um Polizeibeamten Hexerei, Okkultismus und Satanismus als kriminelle Aktivitäten zu erläutern, nicht ahnend, dass diese Leute eine christliche Agenda verfolgten. Kurzzeitig erwog der US-Kongress einen Gesetzesentwurf zum Verbot des Satanismus, der auf der Paranoia basierte, die von Talk-Show-Gastgebern wie Geraldo Rivera zur Raserei aufgepeitscht wurde. Ich und andere verbrachten viele Stunden in Radio- und Fernsehrunden, um die tatsächliche Philosophie der Church of Satan zu erläutern. Oftmals saß ich neben Frauen, die beklagten, dass sie ihre nur zu diesem Zweck geborenen Babys geopfert hätten, oder selbsternannten ‚Okkult-Ermittlern‘, die Ritualgegenstände vorführten, von denen sie vorgaben, sie an Tatorten gefunden zu haben, tatsächlich aber in Okkult-Läden gekauft hatten. Während des Wartens auf die Ausstrahlung oder Aufzeichnung einer Sendung saßen diese Leute meistens zusammen in einem Green Room, während ich meist von ihnen abgesondert wurde, betrachteten die Christen doch mich als die Quelle des ungeheuerlichen Klimas aus Belästigung und Mord. Bislang sind wir verschont geblieben. Im Jahre 1989 starteten Peggy und ich The Black Flame, dass erste Satanische Magazin der Welt, das für jeden, der interessiert war, überall an den Zeitungsständen erhältlich war. Dr. LaVey und ich arbeiteten beide als Berater für die aufgeklärten Mitarbeiter staatlicher Organe, was ich bis heute weiterhin tue. Dr. LaVey und die Church of Satan verklagten die Autoren und Verleger von Michelle Remembers, einem später als pure Erfindung entlarvten Buch, das bei der Lancierung der ‚Satanic Panic‘ hilfreich war mit der Behauptung, es enthalte die wahren Erinnerungen einer Frau, die in einer fürchterlichen Verschwörung verwickelt gewesen sei, die eine ‚Church of Satan‘ in Kanada angezettelt habe. Wie ich es verstanden habe mussten die Verleger die Erwähnung der Church of Satan in späteren Auflagen unterlassen. Es war immer die Absicht der Church of Satan, die Menschen darüber zu unterrichten, was Satanismus wirklich ist sowie absichtlich verbreitete Fehlinformationen auszuräumen, was wir in den vergangen fünf Jahrzehnten auch erfolgreich getan haben. Die Veröffentlichungen, Podcasts, meine Schriften sowie diejenigen unserer Mitglieder, die ihre Zugehörigkeit durch Bücher und künstlerische Arbeiten offen zeigen, stehen da beispielhaft in der Welt. Dieser ständig wachsende Ausstoß beweist, dass das, was wir immer über Satanismus gesagt haben, wahr ist: er ist eine anregende alternative Perspektive, bestens geeignet für einen sinnlichkeitsorientierten Menschentypus, der eine starke und befriedigende Existenz führen will.
? Wie würden Sie die aktuelle Lage der Church of Satan beschreiben?
Wir gedeihen prächtig! Unsere Mission, den Satanismus weltweit bekannt zu machen, breitet sich unaufhörlich aus, und unsere Mitgliedschaft ist stetig gewachsen. Ich bin sicher, dass Dr. LaVey außerordentlich stolz wäre auf die beteiligten Personen aufgrund ihrer Kreativität, ihrer Intelligenz, ihrer Bereitschaft zur Freude und dass sie die Welt ein Stück weit in eine Richtung bewegt haben, die sie nicht nur für Satanisten gut ist, sondern auch für alle diejenigen, die es schätzen, in individueller Freiheit auf einem gesunden Planeten zu leben.
? Gibt es eine spezielle Satanische Ökologie (oder die Notwendigkeit einer solchen), und falls ja: wodurch ist sie charakterisiert?
Da der Satanismus eine Philosophie des Sinnlichen ist, ist für uns der Gedanke des Bewahrens unserer Erde und nicht ihres Missbrauchs von Wichtigkeit. Der Mensch gehört zu den wenigen Spezies, die in der Lage sind, die Balance der globalen Ökologie in Unordnung zu bringen, und daher sind einige unserer Mitglieder an führender Stelle aktiv, um ein Bewusstsein für die aktuelle Gefahr zu schaffen und Wege zur Verbesserung zu finden. Natürlich kann die Menschheit tödliche Bedingungen für unsere und andere Spezies schaffen und unsere Zeit hier beenden. Die Erde würde wahrscheinlich fortbestehen und neue Lebensformen passten sich an, um den Schauplatz des Untergangs ihrer Vorgänger erobern. Wir wissen, dass das Universum uns gegenüber gleichgültig ist, und dass die Art von Ökosystem, die unsere gegenwärtige Zivilisation trägt, zerbrechlich ist. So verlangt die Verantwortung, eine Tugend des Satanismus, von uns, auf die Konsequenzen unserer Taten zu achten.
? Wir leben in einer Epoche des raschen Wandels, in der globalisierten Gesellschaft ebenso wie in der Umwelt, wenn man etwa an den Klimawandel denkt. Im Moment scheint es, als wären inmitten eines Weltbürgerkriegs. Ebenso sind mächtige tellurische Kräfte am Werk (was Ernst Jünger als ‚Erdrevolution‘ bezeichnet hat). Wie sieht die Rolle der Church of Satan und ihrer Philosophie in dieser apokaylptischen Phasse mit all ihren Gefahren und Chancen aus?
Der Satanismus ist die Herausforderung, hinter die simplen Dichotomien zu schauen, die der Öffentlichkeit oft durch die Medien präsentiert werden und Annahmen zu überprüfen. Es ist an der Zeit, sorgfältig die verschiedenen Faktoren auszuwerten, die unsere Zivilisation in einen Konflikt führen zwischen denjenigen, die für mehr Freiheit als einem anstrebenswerten Ziel eintreten und denjenigen, die andere dazu bringen wollen, sich ihren religionsgetränkten Dogmen zu unterwerfen. Beide Seiten können diesen Krieg gewinnen, und unsere Spezies würde so oder so weiterhin den Planeten bewohnen. Erst eine noch zu schreibende Geschichte wird beschreiben, ob die Überlebenden begreifen werden, dass die Mechanismen der Erde verstanden und respektiert werden müssen, wenn der Homo Sapiens weiterbestehen will. Wir wissen, dass Freiheit für unsere Art nicht lebensnotwendig ist, da viele auf der Versklavung der Massen basierende Kulturen ebenso gediehen wie gegenteilig organisierte Gesellschaften. Der Satanismus bietet auch die pragmatische Option an, in den Untergrund zu gehen, sollten Kräfte an die Macht kommen, die erwägen, offen Satanische Literatur und Symbole zu verbieten. Zu überleben wird von unserer Art geschätzt, aber ich denke, die meisten von uns würden dies bevorzugt in einer Gesellschaft tun, die offene Vielfalt schätzt statt in einem diktatorischen Gefängnis, wo man verbergen muss, was man als wahren Leitfaden für das eigene Leben erkannt hat. Ich kenne Mitglieder persönlich, die gewissenhaft daran arbeiten, in repressiven Staaten die Sache der Freiheit voranzutreiben und die Privatsphäre zu schützen sowie die, die Regierungen dazu bringen wollen, von der Ausbeutung der Umwelt wie der unter ihrer Herrschaft lebenden Menschen Abstand zu nehmen. Sie haben diese Herausforderung angenommen und Vorstöße unternommen – ihre Leistungen machen mich ebenso stolz wie zu sehen, dass der Satanismus auf solch entscheidenden Gebieten Anwendung findet.
? Befürchten Sie, dass etwas wie die ‚Satanic Panic‘ nochmals geschehen könnte?
Ich glaube nicht, dass so etwas in absehbarer Zeit wieder geschieht. Aber wie dem auch sei, sollten der Theismus und die mächtigsten nationalen Regierungen der Welt sich, wie in der Vergangenheit geschehen, wieder die Hände reichen, könnten wir ein Verbot unseres Einsatzes für den Satanismus oder andere Restriktionen erleben. Im Krieg Säkularismus gegen Theismus ist es noch zu früh, einen Sieger vorherzusagen, also beobachten wir und tun was wir können, um eine authentische Quelle für unsere Überzeugungen bereitzuhalten, so dass sie danach beurteilt werden können, was sie sind und nicht mit verschwörerischer Teufelsanbetung verwechselt werden, wie es in den dunklen Tagen der ‚Satanic Panic‘ geschehen ist. Auch jenseits aller Hysterie gewann die Vernunft, da die westliche Gesellschaft an liberalen und humanistischen Idealen festhielt. Aber es gibt keine Garantie dafür, dass dieser Grundstock der menschlichen Gesellschaft erhalten bleibt, da sie schnell wieder in Bigotterie und Xenophobie zurückfallen kann, sollten theistische oder faschistische Demagogen an die Macht kommen und mit den weitgefächerten Ängsten spielen, die man unter der Mehrheit der Menschen auf der Welt finden kann.
? Wie wird die Zukunft der Religionen, speziell der monotheistischen, aussehen?
In der Geschichte zeigt sich ein Trend, den Monotheismus zu zügeln und ihn vom Staat abzutrennen, so dass er sich durch seine Anhänger erhalten muss und nicht durch den Reichtum einer Gesellschaft. Anstatt der sektiererischen Konflikte, die zu Kriegen zwischen Christentum und Islam führten (oder zwischen widerstreitenden christlichen Sekten untereinander), sehen wir, dass es Kriege zwischen politischen und wirtschaftlichen Ideologien gab. Die verschiedenen Religionen haben gelernt, ‚nett‘ miteinander umzugehen, seitdem sie keinen direkten Zugriff auf militärische und staatliche Macht mehr haben. Als die Church of Satan gegründet wurde sah es so aus, als würde das Christentum seinem Aussterben entgegenstreben, da ihre Doktrin und Praktiken derart weichgespült wurden, dass sie nur noch ein fahler Schatten dessen waren, was einst die Kreuzzüge provozierte. Wie auch immer, aufgrund verschiedener politischer und ökonomischer Gründe hat der Islam einen tollwütigen Fundamentalismus hervorgebracht, der sich nicht fürchtet, Kriege zu führen, wie es das Christentum seinerseits bis in die jüngste Vergangenheit getan hat. Verschiedene Formen des Monotheismus sind im großen Stil dabei, die geographischen und intellektuellen Territorien, die einst unter ihrer Herrschaft standen, zurückzuerobern. Wissenschaft und Technologie haben dabei geholfen, die Mythen, auf denen jene Glaubenssysteme gründen, zu zerschmettern, doch ihren neuen Anhänger ist es eine Freude, sie als Werkzeuge in ihrem Kampf, die gesellschaftliche Unterdrückung derjenigen wiederzubeleben, die sie als Abtrünnige brandmarken, einzusetzen. Ob Vernunft und Säkularismus den Aberglauben irgendwann zurückschlagen werden? Ich weiß es nicht. Die Welt mag in verschiedene sich gegenseitig bekämpfende Lager zerlegt werden, die sich solange an ihre Territorien klammern, bis derjenige, der am längsten durchhält, sich zum Sieger erklärt – falls unser Globus in diesem Prozess nicht schon vorher unwiderruflich zerstört wird. Während meiner Lebenszeit werde ich hierzu keine Antwort erhalten, und ich frage mich, wie viele Generationen vergehen werden, bis für den laufenden Streit eine Lösung gefunden ist.
? In der Ouvertüre zu Ihrer Essaysammlung „Die Satanischen Schriften“ vergleichen Sie ihre Position als Hohepriester der Church of Satan mit der Arbeit eines Dirigenten. Um die Metapher der klassischen Musik zu bleiben: wie Sie wissen, haben viele Komponisten Werke verfasst als Variation zu einem Motiv von, zum Beispiel, Bach oder Mozart. Glauben Sie, dass für Satanische Denker des 21. Jahrhunderts die Notwendigkeit besteht, ihrerseits Variationen zu einem Motiv von LaVey zu ersinnen mit der Absicht, die Satanische Philosophie in neue Dimensionen zu führen und sie weiter zu entwickeln, ohne dabei jedoch den Kern der LaVey’schen Ideenwelt anzutasten?
Es ist das Besondere der Satanischen Philosophie, dass ihre fundamentalen Prinzipien immer von jedem Satanisten individuell angewendet werden konnten, so dass jeder ‚Solist‘ im ‚Orchester‘, das diese ‚Symphonie‘ von LaVey spielt, seine eigene leidenschaftliche und aufregende Performance der ‚Partitur‘ Satanismus aufführen kann. ‚Variationen‘ des Satanismus werden zu etwas anderem als Satanismus. Je nachdem in welchem Maße sie variieren, wären sie neu geschaffene Partituren, die eigentlich andere Titel als Satanismus haben müssten. Was ich getan habe, und was andere aus unserer Hierarchie machen und über die Jahrhunderte fortführen werden ist, den Satanismus in Bereichen anzuwenden, die von unseren Vorgängern noch nicht berührt wurden. Um meine Metapher so präzise wie möglich fortzuführen: während die Noten in der Partitur (Philosophie) gleich bleiben, kann es unterschiedliche instrumentale Arrangements geben, basierend auf den Bedürfnissen der Performer (individuelle Satanisten). Ich sehe uns heute als ein großes Symphonieorchester aus leidenschaftlichen Solisten, aber es kann eine Situation geben, wo wir eine reine Streicher-Orchestration benötigen, oder eine Version für Orgel und Percussion oder für A Cappella-Sänger. Für wechselnde Aufführungsorte (die sich weiter entwickelnde Gesellschaft, in der wir leben) mit unterschiedlicher Größe oder Akustik (die Weite und die persönlichen Freiheiten der Gesellschaft, in der jemand lebt) könnten sich andere Arrangements als treffender erweisen. Eine Beschränkung auf zwei Pianos könnte passend sein oder eine Version allein mit Synthesizern gespielt oder von einem Streicherquartett oder auch ein eher exotisches Ensemble, dessen Tonlagen zwar neu sein können, aber die Noten und ihre Harmonien beibehält, obwohl Tempi und Rhythmen flexibel sind, ganz wie es einem passt. Es ist die extreme Flexibilität und die Bindung an den Individualismus unserer Satanischen Philosophie, die die Notwendigkeit zur Variation verneint, da ihre Verwendung immer ebenso mannigfaltig sein wird wie ihre Anwender. Der Satanismus, von Anton Szandor LaVey rational und zusammenhängend kodifiziert, ist somit eine ‚Partitur‘, die von einem sinnlichen, skeptischen und pragmatischen Individuum aufgeführt werden kann, unabhängig von der Kultur, der Gesellschaft oder dem Zeitalter, in dem es lebt. Daher ist er keine Komposition, die irgendwann veraltet ist, vielmehr erneuert sie sich jedes Mal, sobald sie durch die Solovorstellung eines Satanisten verkörpert wird. Es war LaVeys Leistung, uns eine ego-zentriere Philosophie anzubieten, die ganz pragmatisch von jedem Satanisten angewendet werden kann auf der Basis der jeweiligen Lebensumstände – welch eine höllische Partitur!
? Neben Walpurgisnacht, den Sonnenwenden und Halloween zählte Anton LaVey auch den Geburtstag eines jeden einzelnen zu den höchsten Feiertagen des Satanismus. Entsprechend dieses Prinzips feiert die Church of Satan ihren 50. Geburtstag mit einem Konklave, das am 30.04.2016 in Poughkeepsie abgehalten wird. Was ist für dieses Ereignis geplant und gibt es weitere Vorhaben zur Feier dieses Jubiläums?
Wir begannen unsere Feierlichkeiten im letzten Jahr (L.A.S) mit einer Zusammenkunft in Washington DC über das Walpurgisnach-Wochenende. Es gab einen Abend mit Musik von drei Bands unserer Mitglieder, einen Nachmittagssalon, bei dem unsere Mitglieder ihre weltbewegenden Künste vorstellten, wobei manche Informationen preisgaben, die nur im Kreis der Teilnehmer verbleiben dürfen, und endete mit einem Bankett mit weiterer Musik, Magie und einem Grußwort von mir einschließlich einem berauschenden Ritual zu Abschluss, das jeden von den Stühlen riss, um sich selbst mit Applaus zu feiern. Zu diesem Anlass veröffentlichten Rabid Crow Graphics The Satanic Bible und The Satanic Rituals gemeinsam in einem Hardcover-Sammelband. Noch ist er erhältlich, aber er verkauft sich hervorragend, und eine zweite Auflage wird es nicht geben. Diese Walpurgisnacht am 30.04.2016 ist der eigentliche 50. Jahrestag jener Nacht, in der Anton LaVey die Gründung der Church of Satan verkündete, und wir feiern im Hudson Valley, jene Gegend, wo die aktuelle Inkarnation des Black House zu finden ist: das viktorianische Haus, das Magistra Peggy Nadramia und mir gehört. Es wird Musik geben, einschließlich Konzerten von Nathan Gray und Jimmy Psycho, Vorträge und Filme zu unserer fünfzigjährigen Geschichte sowie unserer Zukunft, dazu ein verschwenderisches Bankett mit Ritual. Mehr darf hierzu nicht gesagt werden, da die Informationen nur für diejenigen sind, die teilnehmen. Es ist wie immer: Mitgliedschaft hat ihre Privilegien!
? Wie sieht Ihre persönliche Vision für die Zukunft der Church of Satan aus?
Die Church of Satan bleibt die wichtigste Stimme für den Satanismus als einer zusammenhängenden, individualistischen Philosophie, die Menschen überall auf der Welt dazu aufrufen wird, sich unserem Meta-Stamm anzuschließen, unabhängig von ihrer ursprünglichen Kultur. Unsere ständig zunehmende Literatur wird in weitere Sprachen übersetzt werden, ebenso nutzen wird die sich stetig weiterentwickelnden Kommunikationstechnologien, um unsere Weltsicht denjenigen zugänglich zu machen, für die Satanismus das passende Werkzeug ist, um ihr Leben zu intensivieren. Aktuell arbeiten wir an einigen Überraschungen. Sollten die uns nachfolgenden Generationen Satanischer Bilderstürmer weiterhin die Welt gestalten, bin ich auch davon überzeugt, dass unsere Prinzipien den zukünftigen Satanisten weiterhin wirksame Mittel bieten werden, die ihnen beim Verständnis der Tragödien und des Ruhms vergangener Zivilisationen helfen, während sie selbst eine bedeutungsvolle Existenz führen. Unsere hervorragendsten Mitglieder werden weiterhin eine Rolle bei der Schaffung von Meisterwerken spielen, die das Bewusstsein gleichgesinnter Menschen stimulieren, die dann in einer gesunden, ausgeglichenen Welt unter ihrer vernünftigen, verantwortungsvollen Obhut gedeihen werden – und in Zukunft auch in weiteren Welten.
Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen. Alles Gute für Sie und die Church of Satan!
Vielen Dank für die Gelegenheit, mich an ihre Leser zu werden. Hail Anton Szandor LaVey! Hail Satan. Immer voran!
(M.Boss)
Questions to Magus Peter H. Gilmore
? On April 30th 2016 the Church of Satan will celebrate it’s 50th birthday. First of all: congratulations on this impressive anniversary. Could you describe the historical situation in which Anton LaVey founded the Church, and what cultural streams run to this very special point in the history of religion?
PHG: Thank you! As Dr. LaVey said when this organization was ten years old, “Remember, the first 99 years are always the toughest.” Now we have reached the journey’s mid-point. Anton LaVey founded the Church of Satan at a time of turbulence regarding socio-political beliefs, particularly in the Western nations. The conservatism of the post World War II years was being challenged on many fronts as Eastern philosophical ideas were transplanted by people dissatisfied with Christian dogma and traditions. Students in colleges and universities protested the ongoing Vietnam War as an unjust action, clashing with police as demonstrations became scenes of violence, rather than peaceful protest. Timothy Leary and his followers offered drugs as a proposed key to mind expansion, while others explored shamanism as well as sensory deprivation in efforts to reach supernormal states of consciousness. Because traditional Christianity was found limiting, some tried to be what they thought to be more “Christ-like” in “Jesus Movements” while others explored paganism, speculatively resurrecting extinct forms of worship while also creating new ones. In this actively evolving cultural explosion, Anton Szandor LaVey, coming from secular Jewish ancestors who had emigrated and embraced American values, decided since all gods are fiction that religious ritual and dogma might be created that reflected the reality he observed regarding the human animal. He tapped into the symbol of Christianity’s “super villain,” Satan, as his emblem for a philosophy of materialism, skepticism and Epicureanism as a means for a cogent rejection of all spirituality to form a truly carnal religion. Inspired by iconoclasts and individualists who came before him such as Nietzsche, Stirner, and Rand as well as those who held Satan as a symbol of intelligent opposition such as Twain and Carducci or a romantic anti-hero such as Milton, he crafted a tool for like-minded atheists to employ as an invigorating means towards framing an approach to life meant to be filled with joy for oneself and those whom one chooses to cherish, as well as advocating that justice be meted out to those who might deserve such.
? The Church of Satan was founded in San Francisco, during the Sixties a centre of alternative culture, namely the hippie movement. With it’s special philosophy and aesthetic the Church of Satan became something of a counterpart to this subcultural currents. In 2001, after you became High Priest, the Church’s headquarter moved from West Coast to East Coast, from California to New York, the city of money and Big Business. To what phenomenons of the Big Apple and what it represents on a symbolic level is the Church a counterpart today?
PHG: While being founded in the 1960s, Anton LaVey lived through that cultural milieu and several others that came and went until his death in 1997. His initial reaction was to a global phenomenon, not one local solely to San Francisco, and so his opposition to the hippy movement as well as the conservative backlash to it offered what he called a “Third Side” perspective. He professed a broad acceptance of the full range of human sexuality, amongst responsible adults, as well as a rejection of what he saw as the sloppy disregard of worthwhile past cultural achievements that characterized much of the youth culture in the 1960s. He valued intelligence, reason and creativity and felt that the power of human imagination needed no pharmaceutical assistance. His philosophy was not localized, but was intended to be applicable globally and for individuals of a specific nature, regardless of their cultural origins. LaVey crafted a philosophy based on his observations of the human animal considering history, anthropology, sociology and psychology. His intention was for the rational and coherent principles of Satanism to be useful whether one lived in the 20th, 2nd or even 31st centuries. New York City, in which I lived for 35 years, is a “world city” which symbolizes many things to many people. It has often offered its call to those who want to make their mark on the world, regardless of what form of activity might be one’s passion to pursue. It is also still one of the world’s leading venues for all human arts, where the crème de la crème may be enjoyed, even while those of lesser caliber might put forth their greatest efforts, transcending prior limitations to achieve personal bests. Moving the headquarters of the Church of Satan has no effect on the essence of our philosophy—it is a bedrock which promotes individualism, offering each Satanist a very flexible set of guidelines which can be applied to one’s unique existence and personal predilections. LaVey was intent on empowering atheist materialists to have full justification for a self-centered philosophy, essentially being the subjective “god” of one’s existence which I have termed I-theism. It is not the point of the Church of Satan to be outwardly reactive to its environs since it is not designed to be an activist organization. Instead, the Church of Satan presents a philosophy which its members utilize in their quests for self-satisfaction so that they can decide whether adopting or opposing aspects of contemporary society might be of personal benefit.
? Did the attacks of 9/11 had any impact on the policies of the Church of Satan?
PHG: No, we’ve not needed to change our policies as we’ve always been security conscious and aware that the human zoo surrounding us can be dangerous. What that event did was point out to many people that the struggle between virulent theists and those who do not share their beliefs was a focal battle for the 21st Century that was not only ideological, but an armed war. The dividing line for the fight for dominance in world culture is between those who wish to see society continuing its move towards a more libertarian mode—which can embrace pluralism should differing views agree on a “live and let live” truce—and those who wish for their theist beliefs to hold all in exclusive thrall as has been typical in past cultures. Satanists were not surprised at the escalation of this conflict. That this evolving struggle made the battle lines so very clear on a large scale was enlightening for many who took for granted the trend towards progressive coexistence that had been promoted by Western society.
? In his book Lords of the Left-Hand-Path Stephen E. Flowers called you the personal and best educated student of Anton LaVey. What are your most important memories on the Doctor?
PHG: I have many memories of time spent with Dr. LaVey. He was like a warm and erudite uncle to my wife Peggy Nadramia and I. We would watch films together and analyze their content as cinema and as exemplars of the philosophy of their creators, either implicitly or explicitly. He had books of photography containing images of people, vehicles and architecture and we’d enjoy pouring through those and observing what had been captured—from human degradation to triumph. We went to gun shows and talked about weapons and personal defense. We attended reptile shows and shared our admiration for the many beautiful and fascinating animals on display. Music was often a topic since he and I are both musicians, he mostly self-taught and myself university educated. He offered his observations on popular tunes from the past that he felt wedded lyrics with melody and harmony that captured and magnified their essence. I spoke about great classical works, the architecture wrought by master symphonists and the orchestrations of Berlioz, Strauss, Saint-Saëns and Mahler. Peggy and I sang with him as he played, from Tin Pan Alley songs to classical works. And he’d practice and perform Liszt and Wagner, among others, impressing me with his interpretive skills. Most importantly we discussed his philosophy and the organization, as it was and its possible future, sharing our insights and experiences. Peggy and I were proud when he said that we understood both subjects on the same level that he did and thus he stood behind anything we might say about both, confident that, during his life and afterwards, we would be there to continue what he had begun as he intended.
? What was, in your opinion, the most critical, maybe dangerous phase in the history of the Church of Satan?
PHG: The years of “The Satanic Panic” brought the general populace to the brink of banning something they called “satanism” which was a fictional blend of devil worship, murder and conspiracy concocted by evangelical Christians to frighten people into embracing their belief systems. Ersatz experts were being hired by law enforcement to explain witchcraft, occultism and Satanism as criminal activities to their officers, not knowing that these people were spreading a Christian agenda. The US Congress was briefly considering a bill to make Satanism illegal, based on the paranoia which had been whipped into a frenzy by talk show hosts such as Geraldo Rivera. I and others spent many hours on audio and video forums explaining the reality of the philosophy of the Church of Satan. I was often seated alongside women claiming to have sacrificed babies which they’d birthed for that purpose or self-proclaimed “occult investigators” who displayed ritual implements they claimed were from crime scenes but which they’d purchased from occult shops. While awaiting the show’s broadcast or taping, those people were typically grouped together in one green room while I was often segregated from them, since I was considered by the Christians to be the source for this monstrous climate of molestation and murder. Yet we persevered. Peggy and I had begun The Black Flame in 1989, the world’s first Satanic magazine available globally on newsstands to anyone who was interested. Dr. LaVey and I both worked as consultants with enlightened law enforcement personnel, something I continue today. Dr. LaVey and the Church of Satan sued the authors and publishers of Michelle Remembers—a book later proven to be fantasy—which had helped launch “The Satanic Panic” by claiming it contained true memories of a woman who was embroiled in a horrible conspiracy fostered by a “Church of Satan” in Canada. As I understand it, the publishers had to remove references to the Church of Satan from subsequent printings. The purpose of the Church of Satan has always been to educate people as to what Satanism really is, and clarify misunderstandings or willfully spread disinformation, and we’ve done that successfully for five decades. The publications, podcasts, my writings and our web site as well as our members who are open about their affiliation through their books and artistic creations have been exemplars to the world. This continually growing body of output proves that what we’ve always claimed about Satanism is true—it is an invigorating alternative perspective that well-serves a certain carnally-oriented human type to live a robust and satisfying existence.
? How would you describe the present situation of the Church of Satan?
PHG: We are thriving! Our mission to communicate Satanism globally ceaselessly advances and our membership has always grown, with people of exceptionally high caliber with achievements that have changed things amongst the world’s nations coming forward to affiliate. I know that Dr. LaVey would be immensely proud of the people involved for their creativity, their intelligence, their capacity for joy, and for their having moved the world in ways that make it better for not only we Satanists, but for all who cherish individual freedom and a healthy planet upon which to live.
? Is there a special Satanic Ecology (or a need for), and if it exists, what are it’s characteristics?
PHG: Since Satanism is a carnal philosophy the concept of maintaining, rather than abusing, our Earth is of importance to us. Humans are one of the few species capable of upsetting the balance of global ecology and so some of our members are leading activists towards raising awareness of that present danger and finding steps to ameliorate it. Of course, humanity could make conditions fatal for our species, as well as others, ending our time here. The Earth would likely continue and new life forms would adapt and conquer in the dying ground for their predecessors. We understand that the universe is indifferent to us, and that the sort of ecosystem that supports our current civilization is fragile, so responsibility—one of the virtues of Satanism—calls us to be mindful of the consequences of our actions.
? We live in an epoch of rapid change, in globalized society as well as in the environmental, if one thinks on the climate change for example (by no matter if it is manmade or a cyclic natural process). In the moment it seems we are surrounded by a growing Global Civil War. Also there are mighty telluric forces at work (what Ernst Jünger called “Revolution of Earth”). What can be role of the Church of Satan and the philosophy of Satanism in this apocalyptic period of history with all it’s dangers and opportunities?
PHG: Satanism stands as a challenge to see beyond the simple dichotomies often presented via the media to the human populace, to re-examine assumptions. It is time to accurately evaluate the various factors moving our civilization towards the conflict between those who advocate greater freedom as a worthy goal opposing those who seek to make others submit to their religion-fostered dogmas. Either side might win this war and our species would continue to occupy the planet. Only history yet to be written will describe whether the survivors of this war shall realize that for Homo sapiens to continue, that the mechanisms of the earth must be understood and respected. We understand that freedom is not essential for our species to exist, as most human cultures thrive on the enslavement of their populaces as well as adversarial societies. Satanism also offers the pragmatic option of going underground should forces come to rule that consider explicitly Satanic literature and symbols to be anathema. Survival is something our kind values, but it I think most would prefer it to be in a society that cherishes an open diversity rather than a dictatorial prison in which one must hide what one knows to be the source perspective which guides one’s life. I personally know members who diligently work towards advancing liberty in repressive cultures and preserving privacy as well as those motivating world governments to refrain from abusing our environment and the people living under their dominion. They have accepted these monumental challenges and made inroads—their efforts make me very proud to see Satanism applied in such a crucial manner.
? Are you afraid there will be something like a “Satanic Panic” again in the next years?
PHG: I do not think it likely that this would happen again anytime soon. However, if theism begins to join hands with the world’s most potent national governments as it has in the past, then we could see a ban or other restrictions on our advocacy of Satanism. It is too early in this war of secularism vs. theism to predict the victor, so we watch and do what we can to maintain an accurate source for our beliefs, so that they will be judged for what they are and not confused with a conspiratorial devil worship as happened during the dark days of “The Satanic Panic.” Reason won out from that hysteria as Western society still embraced liberal and humanist ideals. But there is no guarantee that this will remain a staple for human society, which can easily lapse back into bigotry and xenophobia should theist or fascist demagogues come to power and play on widespread fears found amongst the majority of the world’s peoples.
? How do you think the future of religion, especially the monotheistic religions, will look like?
PHG: History shows the trend had been for the “domestication” of monotheism, separating it from governments so that it had to sustain itself via its adherents, rather than via the wealth of nations. Instead of the sectarian conflicts that lead to wars between Christianity and Islam, and various competing sects of Christianity, we find that the wars were between political and economic ideologies. The various religions learned to “play nice” with each other since they no longer had direct access to military and legal powers. When the Church of Satan was founded, it was looking like Christianity was heading towards extinction, since its doctrines and practices were being watered-down into pale shadows of what provoked the Crusades. However, Islam, for various political and economic reasons, has spawned a rabid fundamentalism that is not afraid to wage war as Christianity had itself done in the recent past. Faced with increasing plurality of beliefs contrary to Christianity, we find the old bigotries that had been legally suppressed are now returning under the ironic heading of “religious freedom.” I am certain that those very same people advocating this grotesque mockery of freedom would readily take up arms as they did of old, should the opportunity arise. Monotheism of several sorts is now making its great stand to recover territory, geographical and intellectual, that once was under its dominion. Science and technology have helped shatter the myths upon which such belief systems were founded, but their new adherents are happy to employ these tools in their battle to resurrect societal repression of any who they deem “apostate.” Will reason and secularism beat back superstition and its advocates anytime soon? I do not know. The world might become fragmented into opposing camps holding fast to their territories until whoever holds out longest may claim the prize—if our globe has not been ravaged beyond repair in the process. I will not see the answer in my lifetime, and I wonder how many generations will pass before this current discord will find resolution.
? In the “Overture” to your collection of essays, The Satanic Scriptures, you compared your position as High Priest with the work of a conductor. To stay in the metaphor of classical music: as you know many composers wrote variations on a motif of, maybe Bach or Mozart. Do you think there is a need for Satanic thinkers of the 21st Century to write variations on an a motif by LaVey on the purpose to carry Satanic Philosophy in new dimensions, to develop it further, of course without wiping out the intellectual basis which Anton LaVey had created?
PHG: The genius of Satanic philosophy is that its fundamental principles have always been applied by each Satanist individually, so that each “soloist” in the “orchestra” playing this “symphony” by Anton LaVey can offer his own passionate interpretive performance of the “score” that is Satanism. “Variations” on Satanism become something other than Satanism. To the extent they vary, that would be the creation of other “scores” which properly should have titles other than Satanism. What I have done, and what others in our hierarchy are doing and will continue to do over the centuries, is to apply Satanism to areas that have not been addressed by our predecessors. To continue my metaphor as precisely as possible—while the notes in the score (philosophy) remain the same, there can be differing instrumental arrangements based on the needs of the performers (individual Satanists). I see us now as a large symphony orchestra full of passionate soloists—but there might be a situation wherein we’d need a strings-only orchestration, or a version for pipe organ and percussion, or for a cappella vocalists. For changing performance venues (the evolving society in which we live) other arrangements may prove to be more felicitous for the different size and acoustics (the scope and personal freedoms of the society one inhabits). A reduction for two pianos could be apt or a version done solely on synthesizers, or by string quartet, or even a more exotic ensemble whose timbres might be new, but still maintain the notes and their harmonies even though the tempi and rhythms are flexible to suit one’s needs. It is the extreme flexibility and commitment to individualism of our Satanic philosophy which negates any need for it to be varied, since its application will always be as multifarious as its practitioners. Satanism as rationally and coherently codified by Anton Szandor Lavey is thus a “score” that can be performed by a carnal, skeptical pragmatic individual regardless of the culture or society or time period in which he lives. It is thus not a composition that will become dated, but can be ever-fresh as it is embodied in singular performance by each individual Satanist. LaVey’s achievement was to offer us a self-centered philosophy which can be pragmatically applied in every Satanist’s life based upon the circumstances encountered—one helluva score!
? Beside Walpurgisnacht, the Solstices and Halloween, Anton LaVey called everyones own birthday the highest holiday of Satanism. Due to this principle, the Church of Satan will celebrate it’s 50th birthday with a conclave, held in Poughkeepsie on April 30th. What are the plans for this extraordinary event, and are there other plans to celebrate this anniversary, e.g. special publications or stuff like that?
PHG: We began our celebrations last year (L A.S.) with a gathering in Washington DC over the Walpurgisnacht weekend. This included a night of music with three bands headed by our members, an afternoon salon of presentations by our members of their world-shaking accomplishments, many of which offered information that must remain only amongst those who attended, and it concluded with a banquet which featured more music, stage magic and an address by myself which included a rousing ritual conclusion that had everyone on their feet in self-celebratory applause. A hardcover edition combining The Satanic Bible and The Satanic Rituals in one omnibus volume was released by Rabid Crow Graphics to mark the occasion. It is still available but copies are going fast and there will not be a second printing. This Walpurgisnacht, April 30, 2016 c.e., is the actual 50th Anniversary of the night Dr. LaVey proclaimed the existence of the Church of Satan, so we are celebrating in the Hudson Valley, as it is the area in which you’ll find the current incarnation of The Black House—the Victorian home belonging to Magistra Peggy Nadramia and myself. There will be music, including live performances by Nathan Gray and Jimmy Psycho, presentations both spoken and video about our 50 year history and our future, as well as a lavish banquet with ritual. More cannot be said, as this is information only for those who are attending. As always, membership has its privileges!
? What is your personal vision for the development (devilopment?) of the Church of Satan in the upcoming decades?
PHG: The Church of Satan will remain the pre-eminent voice of Satanism as a coherent, individualist philosophy that will call to people around the globe to join our meta-tribe, regardless of their culture of origin. Our currently expanding literature will be translated into more languages as we employ ever-evolving communications technologies to make our perspective available to those for whom Satanism is the proper tool to enhance their lives. We are currently working on some surprises. As our succeeding generations of Satanist iconoclasts continue to shape the world, I’m confident that our principles will continue to offer a valid means for the Satanists yet to come to assist in the appreciation of the tragedies and the glories of past civilizations as they live a vital existence. Our most extraordinary members will continue playing roles in authoring masterworks to stimulate like-minded consciousnesses who will flourish in a healthy, balanced world—and in time perhaps additional worlds—under their rational, responsible care.
? Thank you very much for answering my questions. All the best wishes for you and the Church of Satan.
PHG: Thank you for the opportunity to address your audience. Hail Anton Sandor LaVey! Hail Satan! Ever forward!
(M.Boss)
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