Jürgen Ploog ist so etwas wie das deutsche Gegenstück zu William S. Burrougs und widmet sich seit den 70er Jahren in seiner Freizeit der sogenannten Beat-Literatur bzw. wendet dabei auch die Cut-Up-Methode an. Beruflich war er dagegen 35 Jahre als Pilot der Lufthansa weltweit unterwegs und hat auf seinen Reisen mit einem portablen Kassettenrecorder auch viele Feldaufnahmen gesammelt. Einen verdichteten Ausschnitt dieser Fieldrecordings aus den Jahren 1971 bis 1976 bietet jetzt die Platte „Tapes von unterwegs“, welche durch Robert Schalinski von COLUMN ONE editiert wurde, die ja in der Vergangenheit auch schon mit Jürgen Ploog zusammengearbeitet haben (unter anderem bei der „Simulation“-Box) und ja so etwas wie Brüder im Geiste sind. Überraschenderweise klingen für meine Ohren die „Tapes von unterwegs“ wesentlich interessanter, spannender und atmosphärischer, als alle Arbeiten von COLUMN ONE in den letzten Jahren! In den rund 50 Minuten der Platte wird der gewillte Hörer in exotische pulsierende und zumeist orientalische Sphären gezogen, die förmlich nur so vor aufregenden Geräuschen und Stimmungen bersten. Wenn man dann ganz tief in dieses intensive Hörbild eintaucht, verschiebt sich die Wahrnehmung sogar so weit, das man sogar glaubt, intensive Gerüche wahrzunehmen. Die markante Stimme von Jürgen Ploog ist dabei die einzige Konstante im schwülen Klangdschungel der Aufnahmen und seiner Aussage „Je dunkler die Gegend, desto intensiver die Geräusche“ ist eigentlich nichts weiter hinzuzufügen. Faszinierend, wie absolut hörenswert und auch MUSLIMGAUZE-Fanatiker sollten hier mal ein Ohr riskieren – ganz große Empfehlung! Die Platte an sich ist sauber gepresst in 180g schwarzes Vinyl, mit einem Hochglanz-Innersleeve ausgestattet und in ein für 90% Wasser typisches stabiles schwarz-weiß-Cover gehüllt. Wer das Ganze aber lieber im digitalen Format hören möchte, muss sich bei Moloko Print das Buch „RadarOrient“ von Jürgen Ploog kaufen, dem „Tapes von unterwegs“ als CD beiliegt. (Marco Fiebag)
Format: LP |
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