Finsterster, ultrapissiger und alles wegwalzender Crustcore ist momentan Sound der Stunde in Deutschlands Kellergewölben und Gruftverliesen. In den letzten Jahren sind so einige untote Kapellen auf der Mission, sich um die kaputtesten Sounds, und die am tiefsten gestimmten Äxte zu messen. Zwingend genannt werden, müssen an dieser Stelle die Münchner DOWNFALL OF GAIA, die bereits seit einigen Jahren ihren intensiven Sound durch die Lande tragen, aber auch die Ex-Omega Massif-Mannschaft PHANTOM WINTER aus Würzburg. Unvergessen auch die leider von uns gegangenen PLANKS aus Köln/Mannheim mit ihrem Gloom-Core mit Black Metal-Anleihen. In diese illustrie Riege darf man fortan die Leipziger THROWERS einreihen, die mit ihrem ersten Full-length „Loss“ in die Kerbe eben genannter Bands schlägt und brutalsten Post-Hardcore mit schwärzestem Antlitz spielt. Ihr steht auf Schweiß, Blut, Hass in gebündelter Form – et voila „Loss“ ist eure Platte des Monats!
Bereits 2011 sorgte der Vierer mit der „Prosaic Materialists / Rudimentary Bodies“-EP für Aufruhr in den autonomen Jugendzentren und besetzten Häusern der Nation. Während sie auf ihren Live-Shows quer durch Europa bis zur physischen Erschöpfung alles geben, ist auf Platte Platz für durchdachte Momente und technische Raffinesse. Stumpfes Geknüppel, das sind die anderen. Bei THROWERS sind Könner am Werk, die es schaffen, ihre Wut in sieben durchweg starken Songs zu kanalisieren und ähnlich wie ihre französischen Kollegen von CELESTE zeitlosen Core-Aktivismus mit Ästhetik und Konzept garnieren. Atmosphäre, Experimentierfreudigkeit und bitte keine Melodie – so könnte die Formel für einen THROWERS-Song lauten, regiert hier Qualitätslärm oberster Höllenqual, veredelt durch die renommierten Könner aus der Tonmeisterei in Oldenburg, die sich längst als Epizentrum des Dark Hardcore herumgesprochen hat.
Schon lange hat es nicht mehr so gut getan, sich von einer Band anschreien zu lassen, die das, was sie verkörpert auch tatsächlich ernst meint. Verzerrte Bass-Attacken, sludgige Gitarrenwände und vertrackte Tempwochsel beherrscht das Quartett spielerisch, mag mich aber gerade durch Attitüde und Gespür für disharmonische Momente zu fesseln. Gerade das alles zerschmetternde Schlagzeugspiel macht süchtig – man kann den ultrafetten Snare- und Bassdrum-Sound nicht hoch genug loben. Zwischen den gesellschaftskritischen Zeilen in Englisch und Deutsch ist Platz für Großmeister Edgar Alan Poe, das Traditionsgespür versteht sich von selbst.
Ästheten bekommen für kleines Geld bei der Vinyl-Ausgabe ein schickes Gatefold-Cover in rosa und audiophile 180 Gramm-Pressung als Clear Vinyl dazu. Download-Code liegt bei Fazit: „Loss“ ist ein 35-minütiger Hassklumpen, der weh tut, Lärmfetischisten aber den Kopf durch konstant bleibende Qualität frei ballert. Genre-Fans müssen diese Band auf dem Schirm haben – die ultimativ-spürbare Katharsis erlebt man bei den Leipziger Kaputtos allerdings nur im Live-Gewand.
(D. Charistes)
Format: LP |
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