CHVE – Rasa (CD/LP)

chve coverMan ist geneigt, den Output des belgischen Church Of Ra-Kollektivs zu idealisieren. Zu gut waren und sind die Veröffentlichungen des illustren Musiker- und Künstlerkollektivs um Ausnahmebands wie OATHBREAKER, WIEGEDOOD, THE BLACK HEART REBELLION oder den Halbgöttern in schwarz AMENRA. Aber jetzt muss die Fanboy-Brille weichen und der Realität ins Auge gesehen werden. Denn mit „Rasa“ legt Amenra-Priester Colin H Van Eeckhout sein lange angekündigtes erstes Soloalbum vor – das, man muss es fairerweise sagen – nicht der ganz große Wurf geworden ist, aber durch seinen uniquen Charakter dennoch einen Platz im Herzen der Ra-Gemeinde einnehmen wird. Es ist schon immer diese sakrale Grundstimmung gewesen, die den melancholischen Sänger und Künstler antreibt. Da sind Anleihen bei kehligem Mönchsgesang und religiöser Musik genauso präsent, wie bereits das mit der Hauptband perfektionierte Konzept mit minimalen Mitteln höchstmögliche Wirkung zu erzielen. Und so gibt es auf „Rasa“ nach guter alter Experimental-Musik-Tradition nur einen einzigen halbstündigen Song zu hören – hauptsächlich durch eine Drehleier erzeugte Drone-Sounds, dazu geflüsterter und mantraartiger Gesang mit ethnospirituellen Soundflächen und gelegentlichen Schlägen au die Toms. Es versteht sich von selbst, dass es sich um kein Album für den Nebenbeikonsum handelt, sondern den Respekt des Zuhörers erfordert. „Rasa“ steigert sich bis zum Ende in eine Trance aus vielschichtigen Loops, Delay-Effekten und meditativem Gesang. Mit diesem Experiment könnte Van Eeckhout seiner monumentalen Hauptband nicht ferner sein. Produziert wurde das Werk übrigens vom Bruder im Geiste Dehn Sora alias TREHA SEKTORI, mit dem Van Eeckhout bereits im Sideprojekt SEMBLER DEAH erste Anläufe in Dark Ambient-Gefilde unternommen hat. Vielleicht hat man von dem sympathischen Belgier mehr erwartet, vielleicht ist es aber auch genau diese Erwartungshaltung die CHVE bewusst zerstört und gar nicht erst erfüllen will. Denn in einem schnelllebigen Medienzeitalter dieser Tage wirkt der Gang zurück und das Spiel mit Entschleunigung beinahe schon provokativ. Bei der richtigen Grundatmosphäre, einer halben Stunde Ruhe vom Alltag und interessierter Konzentration entfaltet „Rasa“ womöglich aber doch noch sein ganzes Potenzial, der religiös-anmutenden Atmosphäre sollte man dennoch gewachsen sein. Wer übrigens die bereits 2012 via 7-inch veröffentlichte wunderschöne Poesie-Elegie „She never left“ auf dem Album vermisst, wird enttäuscht sein – diese findet sich auf der fast schon beiläufig veröffentlichten EP eines weiteren Sideprojekts des umtriebigen Fronters: HARLOWE. Wer mit Ambient-Musik generell wenig anfangen kann, für den stellt diese Veröffentlichung keine Ausnahme dar.

(Dmitrios Charistes)

Format: CD/LP
Vertrieb: CONSOULING SOUNDS
 

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