Im Jahre 2015, wo auch der großer Meister der Synthesizer aus dem Land des Baguettes – JEAN MICHEL JARRE – mal wieder ein neues Album im Stile oder besser gesagt mit dem Konzept der Marke SCHILLER veröffentlicht hat, gibt es auch einheimische Künstler, die sich – zum Glück – nicht von den aktuellen Werken, sondern eher von den früheren und den ersten Arbeiten wie „Oxygene, Equinoxe“ des grandios, kreativen Franzosen beeindrucken oder sich von diesen inspirieren lassen haben, für das Projekt SYNESTEM sind die Platten aus 1976 immer noch zukunftsweisend und zeitlos repräsentativ, obwohl ja auch schon TANGERINE DREAM und KLAUS SCHULZE zu der Zeit musikalisch aktiv waren.
Wir sprechen hier also von dem Mann hinter SYNESTEM, Gerald Wirtz aus Dithmarschen, ebenfalls kreativer Künstler, der aber auch mit eigenen perfekten Ergüssen an den Tasten tolle Klänge zaubert und gleichzeitig noch Moderator der Online Radiosendung „Elektroklang“ ist. Er hat sich nun aufgemacht um seine JARRE Inspiration in musikalische Töne zu gießen und in einen vom ihm selbst entwickelten Soundgerüst zu präsentieren und es gleichzeitig noch hinbekommen, sich nicht an seinem Vorbild anzubiedern, wie das bei einigen anderen Musikern leider der Fall ist. Zudem hat Gerald auch schon die “From Spaceports 1 + 3“ veröffentlicht, hier wurden ebenfalls wunderbare Klangwelten eingespielt. Rein musikalisch und von der Herangehensweise an seine Stücke gesehen, sieht sich Gerald eher als typisch deutschen Techniker gegenüber dem Französisch daher kommenden Chansoneinflüssen und genau diese verschiedenen Eindrücke machen den Unterschied aus, die zwei Tribut Songs auf der Platte klingen zwar nach JARRE, haben aber auch den Einfluss von Gerald elektronisch, musikalischer Ausrichtung und Umsetzung erhalten, er hat den Tracks sozusagen seine musikalische DNA mit eingehaucht oder man kann auch sagen, seinen elektronisch, musikalischen Stempel mit aufgedrückt, wenn Monsieur JARRE die zwei Stücke kennen würde, hätte er sicher seine helle Freude daran gehabt.
Doch nun zu den vier Tracks und der Produktion von SYNESTEM mit einer Gesamtspielzeit von guten 60 Minuten. Titel 1 – beginnt mit dem so typisch, sphärischen und kosmischen JARRE Soundschleifen und wüsste man es nicht besser, könnte man den Altmeister praktisch hinter den Synthies vermuten. Hier stand garantiert die erste LP „Oxygene“ Pate und der Auftakt dieser Veröffentlichung wurde „Arrival“ benannt und auch als nach 3.20 min die Beats einsetzen, geht nichts von den Klangläufen und Soundzauber verloren, hier wirbelt der Synthkosmos und es zirpt, brodelt und zischt, dampft wie in alten JARRE Zeiten.Titel 2 – mit Namen „Spaceport“ beginnend mit Naturwellengeräuschen und leichten Drones, der Track wurde sehr aufwendig produziert, er ist innerhalb einer langen Klangforschung entstanden und wurde so immer weiterentwickelt, dieser Song repräsentiert die große Leidenschaft vom Gerald, nämlich den Retro Si-Fi Sounds, dazwischen ertönen kurze Störgeräusche und im Hintergrund wird der Titel ab und zu mit Sprachsamples unterfüttert, das Ganze ohne jegliche Bass Sequenz, erinnert stark an die Musik von MAX RICHTER von seiner Platte „Sleep“ – die rein thematisch für die Stunden der Nacht und der Träume erschaffen wurde, der atmosphärische Titel von Gerald könnte für diese Zwecke ebenfalls eingesetzt werden.
Titel 3 – startet nach 3.50 min mit den so typischen JARRE trippelnden, groovenden Beats, hier kommt einem sofort die Platte „Equinoxe“ in den Sinn, dieser Track „Next Spaceport“ überzeugt durch den breiten und dichten JARRE Soundteppich und auch hier wird wieder tüchtig gezirpt und gezischt, der Wiedererkennungswert zu den besagten älteren Meisterwerken ist unverkennbar. Titel 4 – legt los mit homogenen und schwelgerischen Synthflächen und Soundwellen zu leichten Rhythmus, diese Soundbasis lässt den Hörer durch die Räume fliegen und nimmt ihn auf eine Gedankenreise mit, der Song namens „Alien Temple“ offenbart kreativ, opulente und sphärisch schwebende Klangwolken und lädt zum Eintauchen und Entführen in andere Welten ein, umgeben von faszinierenden Klangfarben ist es für mich das Meisterstück auf der Veröffentlichung.
Fazit: Augen schließen, Kopfhörer aufsetzen und sich auf die Reise durch das elektronische Sound Universum der Welt treiben lassen, die eindrucksvollen Klänge inhalieren, denn aus den musikalischen JM JARRE/ SYNESTEM Träumen möchte man sicher nicht wieder auftauchen wollen, unbedingter Tipp für alle Retro Fans der elektronischen Klangerzeugung.
(S.Ericksen)
Format: DIGITAL |