DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND oder vom Martial Industrial zum psychedelischen Stoner Rock und trotzdem noch gefährlich!

PolicestationDER BLUTHARSCH und das BLACK gehörten in der Vergangenheit immer irgendwie zusammen, denn schließlich waren es wir, welche das erste Review und Interview gedruckt haben, dem danach noch unzählige folgen sollten. Das da mancher Ärger vorprogrammiert war, wurde uns erst später so richtig klar und noch heute ist das Netz voll mit Zitaten aus den alten Interviews, aus denen man Albin Julius „einen Strick drehen“ wollte. Doch die Zeiten und Leute verändern sich bzw. gibt es zum Beispiel die Gruftis gegen Rechts nicht mehr und DER BLUTHARSCH hat jetzt den Zusatz THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND. Ich selbst habe diese Veränderung nicht mehr bewusst verfolgen können, da ich irgendwann das Interesse am Martial-Sound verloren habe. Ähnlich schien es dann auch dem Albin gegangen zu sein und DER BLUTHARSCH mutierte zu einen psychedelischen Stoner Rock-Monster. Anfang 2015 kam ich zufällig wieder mit Albin über das Projekt JASTREB und die Kollaboration mit Josef Dvorak in Kontakt und wurde ein weiteres Mal infiziert. Im Crashkurs holte ich Verpasstes nach und anlässlich des aktuellen und großartigen Album „Joyride“ entstand folgendes Interview, welches aus oben genannten Gründen etwas ausführlicher und umfangreicher ausgefallen ist.

? Wie schon erwähnt, bin ich ja in Sachen DER BLUTHARSCH im Jahre 2005 bzw. nach dem Album „When Did Wonderland End?“ ausgestiegen und habe die Mutation zur THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND nur am Rande mitbekommen. Scheinbar haben aber viele Fans der ersten Stunde den Schritt von der Kinky March Music bzw. dem Martial Industrial zum psychedelischen Doom Stoner Rock mitgemacht, da Du ja selbst in solch harten Zeiten immer noch von Deiner Band leben kannst oder sind das jetzt alles neue Anhänger?
Das ist schwer zu sagen. Ich denke wir haben sicher einige alte Fans verloren und dafür viele neue dazugewonnen – allerdings habe ich schon das Gefühl dass uns auch noch viele alte Fans die Stange halten. Ich sehe bei Konzerten oft bekannte Gesichter von früher aber auch diese Leute haben sich offenbar weiterentwickelt und Ihre Horizont erweitert. Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden mit unseren Fans. Das ist schön durchmischt und ich denke so Genre-Grenzen wie früher sind für die Leute nicht mehr relevant. Auch glaube ich, früher haben sich die Leute mehr über Szenezugehörigkeit definiert wogegen es heute viel offener ist. Zudem kommen viele junge Leute auf die Konzerte und die haben glaub ich ganz einen anderen Zugang zur Musik. Am meisten freut mich aber, dass es auch bei den meisten Musikern so ist und diese sehr offen sind. Außerdem gibt es für mich nur zwei Arten von Musik: Gute Musik und schlechte Musik und was was ist, entscheide alleine ich!

? Neben der musikalischen Weiterentwicklung fand bei Euch ein nicht zu übersehender Image-Wechsel statt, der die Band inzwischen fast völlig aus der Schusslinie genommen hat! Allerdings hältst Du immer noch am Eisernen Kreuz als Bandlogo fest, wenn auch jetzt in einer schicken psychedelischen Variation – warum und was bedeutet Dir dieses starke Symbol?
Ich finde und fand schon immer, dass dieses Symbol mittlerweile eine Ikone des Rock ’n Rolls geworden ist. Leider gibt es wenige Bands heutzutage, die noch die Flamme nähren und den Rock’n Roll gefährlich halten. Allerdings wie Du schon sagst, verwenden wir es heute ein einer „kinky“ Variante. Ich denke das Logo spiegelt ziemlich genau das wieder, wofür DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND steht!

Serpenta bund ohne sunbeams? Eine weitere Neuerung seit der Verwandlung in THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND ist, das es jetzt plötzlich Song-Titel gibt. Diesen eigentlichen Standard haben sich die Fans ja schon seit den Anfängen von DER BLUTHARSCH bzw. selbst bei TMLHBAC gewünscht – wie kam es zu diesem Umdenken?
Nachdem wir jetzt mehr Wert auf Texte legen, hat es sich eigentlich einfach so ergeben. Es war nie beabsichtigt, aber da wir uns auch nie irgendwelche Regeln und somit Einschränkungen auferlegt haben – wieso auch nicht. Es war früher natürlich einfacher, da wir uns den teilweise echt mühsamen Prozess der Namensfindung gespart haben. Es kann aber durchaus sein, dass wir wieder auf Titel verzichten… irgendwann. Ich denke nicht wirklich darüber nach und es wird sich von alleine ergeben!

? Geblieben aus alten Tagen ist dagegen der dumpfe Sound, welcher Anfangs ja eventuell noch den primitiven Aufnahmebedingen geschuldet war, aber den Du inzwischen scheinbar absichtlich so produzierst, denn am Studio kann es ja jetzt nicht mehr liegen und Deine Nebenprojekte mit JASTREB oder FUCKHEAD klingen ja in diesem Bezug auch anders bzw. besser?
Ich mag den Sound so wie er ist und ich denke auch nicht wirklich darüber nach. Beim Mischen ergibt sich das auch immer. Es ist auch teilweise sehr schwierig, da wir oft mit vielen Spuren arbeiten. Eine Gitarre kann bei uns aus 5 bis 8 Gitarrenspuren bestehen und da ich nach wie vor rein analog mische und auch keinen Computer im Studio verwende, denke ich, kommt es daher. Zudem finde ich, würde ein klarer Sound das Feeling zu sehr verändern. Oder vielleicht kann ich es auch einfach nicht anders bzw. besser…? Wer weiß. Ich bin mit dem Sound zufrieden und da ich Musik eigentlich nur für mich mache, passt es ja auch!

? Mit der 12“ „All To Pieces“ erschien erstmals eine Veröffentlichung von DER BLUTHARSCH auf einem anderen Label und dann sogar gleich auf dem Berliner Hipster-Label Sound Of Cobra – wie kam es zu diesem überraschenden „Seitensprung“?
Seitensprung? Haha, der ist gut! Ricky von Sounds Of Cobra hat mich gefragt und wollte unbedingt etwas von uns veröffentlichen. Ich dachte, es wäre mal eine Abwechslung und zudem eine gute Gelegenheit, in anderen Territorien zu wildern. Es war auch eine gute Entscheidung, denn abgesehen davon, dass Ricky ein wunderschönes Release veröffentlicht hat, hat es uns auch etwas weitergebracht. Ich habe ja auch bereits eine Werkschau als Doppel-LP auf Handmade Birds veröffentlicht. Beide Labels sind gute Adressen und ich mag was sie veröffentlichen. Wir hatten auch bereits Anfragen von größeren Labels, die uns signen wollten, aber ich habe (nach teilweise langem Überlegen, weil es wirklich gute Labels waren) mich doch entschieden, weiter bei Tesco zu veröffentlichen. Einerseits „Never Change A Winning Team“ und wir bereits seit fast 25 Jahren geschäftlich und auch freundschaftlich verbunden sind, abgesehen davon, dass ich ihnen vertraue, weiß ich, dass sie gute Arbeit machen. Wieso sollte ich auf meine alten Tage da noch weggehen? Mir fällt eigentlich kein Grund ein!

? Auf dem ersten Album von DBTICOTLH war mit Käpt’n RUMMELSNUFF ein Gast vertreten, den in diesem Kontext sicher keiner erwartet hatte und der sogar mit einem damals aktuellen politischen Kommentar aufwartete – wie bist Du auf RUMMELSNUFF aufmerksam geworden und ist da eventuell wieder mal was geplant?
Ich hab irgendwann mal die Musik des Käpt’ns gehört und ich fand sie und das Konzept dahinter dermaßen originell. Wir haben dann in Tillburg zufällig auf dem selben Festival gespielt (damals hieß es noch Incubate) und es ergab sich zufällig dass wir in der Kantine am selben Tisch saßen. Ich war dann total erstaunt, dass er uns kannte und ihm auch unsere Musik gut gefiel. Wir sind dann in Kontakt geblieben und irgendwann fragte ich einfach, ob er Lust hätte – und er hatte! Mittlerweile sind wir enger in Kontakt – ich habe ihn bereits drei Mal nach Wien geholt und Konzerte für ihn veranstaltet. Das nächste wird am 26.12. in Wien sein und ich freue mich schon. Das wird eine große Sause in einem geilen Tekkno-Schuppen im Rahmen einer Gay-Party. Und ich will nicht zu viel verraten, aber…

Conference? Eine weitere großartige wie monströse Kollaboration war das Album zusammen mit ALUK TODOLO, welche ich bisher überhaupt nicht gekannt habe – wie kam es da zum Kontakt und wie lief die Zusammenarbeit bei den insgesamt 4 Tracks ab?
ALUK TODOLO sind Fans von uns und haben ein Konzert in Paris veranstaltet. Seitdem sind wir befreundet und auch ich ein großer Fan Ihrer Musik. ich kannte sie vorher noch gar nicht, aber unser Gitarrist Jörg war bereits seit längerem ein Fan. Wir verstanden uns auf Anhieb gut. Witzigerweise das erste Mal getroffen haben wir uns zwei Tage vor Paris auch in Tillburg, denn sie spielten auch auf dem Incubate-Festival. Danach haben wir rumgeblödelt dass wir mal was zusammen machen sollten und so ist es dann auch geschehen. Technisch lief es so, dass jede Band zwei Basics aufgenommen hat und der anderen zum fertigmachen geschickt hat. Daraus wurde dann das Album, welches ich persönlich übrigens zu einem persönlichen Highlight meines mittlerweile 30jährigen musikalischen Schaffens zähle.

? Euer neues Album „Joyride“ überrascht jetzt wieder einmal, denn die Anzahl der Gastmusiker wurde etwas zurückgefahren und Martynna übernimmt diesmal ausschließlich den Gesang, was sogar wieder etwas an TMLHBAC erinnert! Musikalisch hat auch der elektronische Anteil wieder zugenommen und die Gitarren etwas in den Hintergrund treten lassen – was war Dein Intention mit diesem Album?
Intention hatte ich keine. Bei uns ist es so, dass die Alben einfach irgendwie „passieren“. Wir haben einfach mit ein paar Ideen angefangen und dann haben sich die Lieder eigentlich von alleine (mehr oder weniger) entwickelt. Ursprünglich hatte ich gar nicht vor, das Marthynna alle Lieder singt, aber wir haben unmittelbar vorher ein Album mit einer anderen Band aufgenommen, auf dem sie singt und ich war so angetan, dass ich dann wollte, dass sie sämtliche Vocals übernimmt. Ansonsten haben wir aber wieder einige Gäste an Bord, halt nur nicht für die Vocals diesmal. Im Moment besteht der Core von DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND aus Marthynna, Jörg und mir und wir haben dann Gäste am Start. Ich denke, das wird auch jetzt einige Zeit so bleiben… oder auch nicht. Wir planen nicht und daher ist alles möglich!

? Die Veröffentlichung von „Joyride“ hat sich ja auf Grund der aktuellen Auslastung der Vinyl-Presswerke massiv verzögert, was zur Folge hatte, dass einige Reviews zum Album schon vor einem halben Jahr erschienen sind, obwohl es noch gar nicht erhältlich war! Hast Du nicht Bedenken, dass die Wirkung dieser in unserer schnelllebigen Zeit jetzt verpufft ist bzw. die potentiellen Käufer es schon gar nicht mehr auf ihrer Liste haben?
Wir denken nicht in Markt strategischen Dimensionen und wer unsere Musik hören will, der findet sie auch. Wir haben viele „Hardcore“-Fans und die warten schon ein paar Wochen. ohne zu vergessen, dass da was kommt. Und es ist ja nicht so, dass die Alben sich nicht verkaufen, nachdem sie veröffentlicht wurden. Generell sind die Verkäufe direkt nach Erscheinen nicht mehr so hoch wie früher, aber dafür sind sie konstant und verteilen sich auf einen größeren Zeitpunk. Leider hat sich gerade bei „Joyride“ durch die inzwischen irrwitzigen Wartezeiten für Vinyl die Veröffentlichung sehr verspätet.

amongst gods? Obwohl „Joyride“ noch gar nicht raus war, hast Du schon wieder eine neue Veröffentlichung fertig – was kannst Du uns jetzt schon über „The Wolvennest Sessions“ verraten?
Dazu gibt es nicht viel zu sagen und ich denke, die Musik spricht für sich. Da wir es mit anderen Leuten (Michael von LA MUERTE/ARCHANGEL und Marc Debacker von MONGOLITO/DOG EAT DOG) aufgenommen haben, ist es für mich eher eine Kollaboration. Ich mag es eben sehr, dass wir uns ab und zu mal mit anderen Leuten zusammen spannen und musizieren. Auch die Kollaboration mit ALUK TODOLO reiht sich in diese Tradition und aktuell nehmen wir gerade ein Album mit WHITE HILLS auf und haben auch noch die eine oder andere Kollaboration in Vorbereitung.

? Ich hatte ja oben schon Dein erstes Projekt THE MOON LAY HIDDEN BENETH A CLOUD angesprochen, welches sich immer noch seit so vielen Jahren ungebrochener Beliebtheit erfreut, dessen Tonträger jedoch nur noch zu teils utopischen Preisen erhältlich sind bzw. diese Tatsache inzwischen vermehrt Bootleger auf den Plan ruft – warum gibt es da nicht einfach Neuauflagen oder eine Box mit dem gesammelten Werk, welches ja noch relativ überschaubar ist?
Ich habe es zwei Mal versucht, eine Neuauflage zu machen. Tesco hätte das auch gemacht und wir dachten an eine Vinyl- und eine CD-Box und auch Einzelrelease, alles recht elegant und aufwendig (der übliche Tesco-Standart halt). Allerdings ist es dann doch nicht dazu gekommen, was wohl an persönlichen Differenzen lag. Eigentlich schade, da mich andauernd Leute deswegen fragen und ich merke, dass es eine große Nachfrage gibt. Andererseits bin ich auch ganz froh, dass ich nicht mehr mit Ihr zu tun habe, was auch an ihrer politischen Ausrichtung liegt. Manche Leute haben die Liebe gewählt und manche das Gegenteil! Freuen sich halt jetzt die Bootlegger. Mich stört das nicht und Hauptsache die Leute kommen an die Musik ran.

? Dein Label Hau Ruck! hat früher sehr viel Vinyl von befreundeten Musikern veröffentlicht, welches im Zuge des Hype um DER BLUTHARSCH auch einen guten Absatz fand. Gerade jetzt in Zeiten des Vinyl-Booms hast Du aber die Aktivitäten dort sehr zurückgefahren und setzt eher auf die CD – täusche ich mich da oder wie siehst Du das?
Ich mache ja nach wie vor Vinyl-Editionen und die neue DERNIERE VOLONTE kommt auch auf Vinyl. Die nächste POSITION PARALLELE auch und wir werden noch 2 ältere DERNIERE VOLONTE-Sachen veröffentlichen, die noch nie auf Vinyl kamen. Allerdings hat der Vinylboom hat auch seine negative Seiten und so beträgt inzwischen die Wartezeit der Produktion bis zu 6 Monate, was gerade ein kleines Label vor Probleme stellt. Zudem ist Vinyl zwar gefragt, aber auch recht teuer und gerade für kleine unbekanntere Bands, die noch keine „Fanbase“ haben, ist es schwer Vinyl loszuwerden bzw. kostendeckend zu arbeiten. Ich denke aber, wenn der Boom vorbei ist, wird es wieder einfacher. Oder er hält an (was ich hoffe) und es wird auch wieder mehr Vinyl-Pressen geben. Nach wie vor arbeiten alle Presswerke noch mit Maschinen aus den 70er Jahren – obwohl GZ gerade eine neue Maschine in Dienst stellt.

? Aktuell ist ja auch gerade das Debüt von NATASCHA SCHAMPUS auf HauRuck! erschienen, welches ein ziemlichen Trip ist – was kannst Du uns näheres dazu sagen?
Jörg von NATASCHA SCHAMPUS ist ein sehr guter Freund und er bat mich, sein Album zu veröffentlichen, was für mich natürlich ein nettes Privileg ist. Ich finde das Album extrem gelungen und bin froh, dass es auf HauRuck! veröffentlicht wurde. Unser Motto heißt ja „Musik We Like From People We Love“ und diesmal kann es kaum besser zutreffen. Jörg spielt mittlerweile auch bei uns Bass und Du siehst, es bleibt alles in der Familie… mehr oder weniger. Auf jeden Fall kann ich zu „Cafe Industrial“ nur sagen – top Trip & Tipp“. Ich finde es auch echt stark, dass Leute die in DER BLUTHARSCH spielen, auch selber extrem geile Bands am Start haben. Unser Gitarrist (auch ein Jörg) spielt ja zum Beispiel in AMESTIGON und deren neues Album auch ausgesprochen gut geworden ist. Ich empfinde es eigentlich als Kompliment, dass solche begabten Musiker bei uns spielen.

? Was ist in absehbarer Zeit denn noch auf Hau Ruck! geplant?
Auf HauRuck! kommt noch demnächst die neue DERNIERE VOLONTE, dann die bereits erwähnten Vinyl-Rerelease von ihm und eine neue POSITIONE PARALLELE ist auch schon angekündigt. TERVAHÄÄT als auch FORRESTA DI FERRO arbeiten auch an einem neuen Album für HauRuck!, nur wann das soweit ist, weiß ich noch nicht. Zudem arbeiten wir mit DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND an einigen Projekten und die kommen aber entweder auf WKN oder auf anderen Labels, da wir auch in 3 Kollaborationen involviert sind.

? Kannst Du Dir erklären, warum damals Dein Remix für PHALLUS DEI nicht auf dem regulären Remix-Album erschienen ist und Du diesen selbst veröffentlichen musstest?
Der Vertrieb des polnischen Labels hat gesagt, dass wenn wir auf der CD mit drauf sind, sie diese nicht vertreiben werden. Daraufhin haben mich PHALLUS DIE gefragt, ob ich nicht eine 12“ machen will. Natürlich wollte ich und diese war ja auch dann in einer Woche ausverkauft! Daher muss ich diesem Vertrieb, dessen Namen ich vergessen habe, danken!

? Dein Projekt JASTREB zusammen mit den Jungs von SEVEN THAT SPELL aus Kroatien scheint ja inzwischen zu einer richtigen Band geworden zu sein und gefällt mir sehr gut! Wie bist zu den Jungs gekommen und wird es bald einen Nachfolger zu „Mother Europa“ geben?
Ich hab Niko in Zagreb über einen Freund bei einem Konzert von uns kennengelernt und wir wurden Freunde. Seitdem arbeiteten wir öfters zusammen und er spielte bei ein paar Tracks ein und ich für SEVEN THAT SPELLS. Als Niko JASTREB begann, fragte er mich, ob ich die Keyboards übernehmen könnte. Seitdem gibt es diesen kleinen Bastard und ich mag ihn auch sehr. Wir arbeiten gerade an einem neuen Album, aber mehr kann ich noch nicht dazu sagen.

SweetAlbin? Wie bist Du in Kontakt mit dem Wiener Satanisten Josef Dvorak gekommen, welcher auf Eurem Album „The End Of The Beginning“ mitgewirkt hat und mit dem Ihr in Kollaboration mit FUCKHEAD noch eine EP gemacht habt?
Der Kontakt kam über meinen Freund Helmut Wolech zusammen, der mit Josef gut befreundet ist. Er hatte die Idee mit der EP und uns zusammengebracht. Nachdem Josef bereits bei „The End Of The Beginning“ bei zwei Tracks die Vocals übernommen hat, haben wir uns dann an die EP gemacht. Ursprünglich war geplant, dass nur wir und er was machen, aber nach einem FUCKHEAD-Konzert Backstage hörten die Jungs von dem Konzept und es gefiel ihnen so gut, dass ich sie eingeladen habe, Teil des Ganzen zu sein. Die beiden FUCKHEAD Didi’s waren ja auch schon bei DER BLUTHARSCH-Alben im Einsatz und ich bereue es nicht, sie gefragt zu haben, denn ich bin ja auch ein ganz großer FUCKHEAD-Fan! Josef war übrigens von dem Ergebnis und auch von der Resonanz auf das Projekt so angetan dass er mich gebeten hat, einen zweiten Teil zu machen. Wir sind da gerade dran sind und diesmal mit Martin Schirenz von PUNGENT STENCH. Es bleibt also spannend!

? Gleiche Frage zu Peter Hope, der ja eine Musik-Legende aus Sheffield ist und welcher ebenfalls auf „The End Of The Beginning“ und „All To Pieces“ mitgewirkt hat bzw. dessen aktuelles Album seiner neuen Band Du auf Hau Ruck! veröffentlicht hast?
Ich traf Peter das erste Mal, als wir gemeinsam in Wroclaw auf dem WIF gespielt hatten. Wir haben uns sofort prächtig unterhalten und Peter zog dann zufällig kurze Zeit später nach Wien und wir wurden gute Freunde. Wir sind oft auf Konzerte gegangen, ich habe ihn dann als Gast auf einem Album missbraucht und auch bei der „All To Pieces“-12“ hat er gesungen. Er bat mich dann, seine CD zu veröffentlichen, da er HauRuck! mag und ich konnte daher auch nicht anders, aber hätte es auch so gemacht, weil ich das Album extrem gut finde. Und das Motto von HauRuck! ist ja: „Music We Like From People We Love“!

? Wer ist eigentlich bei Euch für das Artwork zuständig und insbesondere gefallen mir dabei die Cover von „The End Of The Beginning“ und „Today I Want To Catch Clouds“ bzw. wo zum Teufel stehen diese Penisskulpturen von „The Cosmic Trigger“?
Alle drei Covers habe ich gemacht und auch die Photos davon geschossen. „The End Of The Beginning“ in London (Highgate Cementary), „Today I Want To Catch Clouds“ auf Sardinien und die „Cosmic Trigger“ in Bangkok.

? Was ist damals eigentlich mit Jürgen Weber bzw. NOVY SVET vorgefallen, denn Ihr wart ja seiner Zeit unzertrennlich und er hat doch sehr von Hau Ruck! profitiert? Nach dem Split ist er ja nie wieder richtig in die Spur gekommen bzw. hat die komische Nummer auch noch mit anderen abgezogen… eine wahrlich dunkle Seele hat mir mal ein Bekannter in Bezug auf ihn gesagt!
Ganz genau weiß ich das auch nicht, aber ich denke auch, es lag daran das Jürgen psychische Probleme hatte. Er hat ja nicht nur mit mir gebrochen, sondern auch mit anderen seiner Freunde und lebt seither zurückgezogen auf dem Land. Ich hoffe nur es geht ihm gut und er ist halbwegs glücklich. Ja, es ist schade, denn gerade NOVY SVET waren eine sehr gute und vor allem eigenständige Band!

? Eine ähnliche bittere Erfahrung ist Dein Verhältnis zu Douglas P., dem Du ja damals nachweislich mit Deinen beiden Kollaborationen regelrecht frisches Blut in DEATH IN JUNE gepumpt hast. Beide Veröffentlichungen unterliegen ja inzwischen dem Bann von Douglas P. und kannst Du nach all dem ganzen Ärger noch unbefangen seine (trotzdem sehr schöne) Musik hören?
Ich höre eigentlich nie DEATH IN JUNE und wenn, dann mal die „Nada!, welches ja eigentlich Patricks Album ist. Es liegt aber nicht an der Vergangenheit oder irgendwelchen Emotionen – ich höre einfach heute ganz andere Musik. Aber ich habe noch einige CDs und irgendwann habe ich vielleicht wieder eine kurze Retrophase. Momentan höre ich zum Beispiel wieder mehr alte Batcave-Sachen, wie ALIEN SEX FIEND, BAUHAUS und VIRGIN PRUNES…. macht Douglas überhaupt noch Musik? Ich habe lange nichts mehr von DEATH IN JUNE gehört…

IMG_1479? Neben der musikalischen Wandlung hast Du Dich auch persönlich sehr verändert und bist inzwischen schon so was wie ein Öko Hippie geworden – war diese Wandlung bewusst oder hat sich das einfach so ergeben?
Das hat sich so ergeben, denke ich – rückblickend. Obwohl ich eigentlich immer mehr oder weniger so drauf war, aber der Umzug weg aus der Stadt aufs Land hat sicherlich auch dazu beigetragen. Wir leben jetzt ja im Wald in der Natur und da werden auf einmal ganz andere Dinge wichtig. Und auch Dinge, die eine vorher als irre wichtig erschienen, verlieren plötzlich total an Bedeutung. Und ich bin sehr froh, dass das alles so gekommen ist und weil ich wieder gelernt habe, mich an den kleinen Dingen zu erfreuen. Ich glaube genau, das ist ein Schlüssel zum Glück.

? Die Wiener Band WANDA ist ja im Moment in aller Munde und der MUSIKEXPRESS hat sich sogar zu der völlig hirnrissigen Aussage hinreißen lassen, WANDA wären die letzte wichtige Rock’n Roll-Band unserer Generation… ein Kommentar von Dir dazu?
WANDA kenne ich musikalisch nicht einmal und nur der Name ist mir ein Begriff. Wobei im Moment gerade einige Bands aus Wien sehr hip sind und ich denke nur an BILDERBUCH, die ja gerade bei Euch in Deutschland sehr angesagt sind. Nicht meine Musik, aber ich muss anerkennen, dass sie musikalisch was drauf haben und sogar ihr Hit „Maschin“ finde ich, hat was. Aber da habt Ihr in Deutschland musikalisch ja genug zu bieten. Es gibt aber in Wien zum Glück eine sehr gute Undergroundszene (und damit meine ich auch wirklich Underground), Bands, die einfach ihr Ding durchziehen und nicht auf kommerziellen Erfolg zielen. Und das schöne daran ist, dass gerade in meiner persönlichen Umgebung einige Bands existieren, wo ich einerseits die Leute als Menschen und Freunde/Bekannte schätze, andererseits auch die Musik super finde. Das ist eigentlich das Beste am Ganzen – super Leute, die mich musikalisch beeindrucken. Was gibt es schöneres für einen Musiker?

? Hast Du noch einen Traum oder Plan, welcher Künstler oder Band für einen Gastbeitrag und Kollaboration mit DER BLUTHARSCH in Frage käme?
Ich hatte eigentlich nie Träume oder Pläne und die Kollaborationen und Zusammenarbeiten haben sich auch komischerweise immer so ergeben. Dadurch ich die jeweiligen Leute kennengelernt habe und viele auch gute Freunde wurden, ist dann einfach irgendwann eine Kollaboration entstanden. Ich weiß nicht was die Zukunft bring, aber da ich immer gerne mit unterschiedlichen Leuten zusammenarbeite, denke ich, es bleibt spannend. Mein Traum wäre natürlich Leonard Cohen, aber ich denke, das wird nie passieren. Wirklich reizen würde mich eine Zusammenarbeit mit DÄLEK, die ich einerseits sehr gerne höre, aber mir auch gut vorstellen könnte, mit ihnen was zu machen. PHARAOH OVERLORD fände ich auch extrem spannen. Ansonsten, aktuelle und hoffentlich auch zukünftige Freunde.

? Nächstes Jahr soll es eine Jubiläums-Tour von DER BLUTHARSCH geben – wird es dazu eine begleitende Veröffentlichung geben und was darf der geneigte Besucher Live erwarten?
Das weiß ich selber noch nicht. Wir arbeiten zwar an einem 20th Anniversary-Album, aber da ist noch viel zu tun und da wir gerade auch an drei Kollaborationen beteiligt sind, muss ich sehen, wie es zeitlich ausgeht. Auch wissen wir noch nicht genau ob wir eine Tour oder nur ein paar ausgewählte Konzerte spielen. Es sind gerade einige Termine in Planung – mal sehen, aber es ist spannend!

? 2016 wird DER BLUTHARSCH auf dem legendären Roadburn-Festival spielen – kommt dies für Dich wie ein „Ritterschlag“ der Stoner Rock-Szene gleich und wie ist es überhaupt dazu gekommen?
Es freut uns natürlich sehr auf dem Roadburn zu spielen. Es ist ein legendäres Festival mit einem Spitzen Lineup und ich empfinde es schon ein wenig als „Ehre“, dort spielen zu dürfen. Wie sich herausstellte, ist der Veranstalter ein großer Fan und hatte uns schon länger auf dem Radar. Diesmal wird es ja eine Geburtstagsedition – 20 Jahre DER BLUTHARSCH und 30 Jahre NEUROSIS. Es wird sicher super dort, zumal Tillburg auch ein netter Ort ist und wir (wie schon erwähnt) dort auch auf dem Incubate gespielt haben. Wir freuen uns auf jeden Fall, zudem für nächstes Jahr sowieso einiges geplant ist. Wir haben sehr viele Anfragen und da wir jetzt auch mit Swampbooking zusammenarbeiten, rollt das Ganze ganz gut an. Mal schauen…

? DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND und Drogen – was gibt es darüber zu sagen?
Love Is Thee Drug! (Well… And Some Besiedes, Of Corse, Who Make Life Better!)

Albin (2)? Leider starb Anfang Oktober viel zu früh, aber auch nicht gerade überraschend, die Industrial-Legende John Murphy, welcher Dich auf Deiner ersten (oder war es die zweite?) Tour mit DER BLUTHARSCH unterstützt hat – ein kurzer Nachruf von Dir?
Ja. das hat mich sehr getroffen. John war ein alter Freund und er hat uns auf zwei Touren begleitet bzw. auch gelegentlich ausgeholfen. Das letzte mal 2011 (wie die Zeit vergeht – es fühlt sich an, wie vergangenes Jahr) in Wroclaw. John war seitdem ich ihn kenne gesundheitlich angeschlagen, aber dass er so früh geht, hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Besonders tragisch finde ich es, da er ja verheiratet war und endlich einen Menschen gefunden hat und die zwei extrem süß zueinander gepasst haben. In Wroclaw habe ich eine ganz andere Seite Johns kennengelernt, nämlich die eines liebevollen fürsorglichen Gentlemans. John wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben und ich denke, er wartet schon auf uns alle und stimmt schon mal die Drums. Die Session dann wird sicher höllisch!

? Die islamistischen Anschläge in Paris trafen insbesondere ein Konzert der EAGLES OF DEATH METAL schwer – ein Kommentar dazu?
Die Menschheit wird es nie lernen… Strange Sad Times!

? Ich danke Albin für dieses Interview und wünsche für die Zukunft alles Gute – wir sehen uns!

(Marco Fiebag)

Mailorder: Going Underground
 

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