Es ist ziemlich genau zehn Jahre her, dass mir mich „Kaukasus“ von MOLJEKBA PVLSE & HOROLOGIUM ziemlich begeisterte, daher – und auch, weil mich die Veröffentlichungen auf Substantia Inomminata bisher noch nie enttäuscht haben – gehe ich der in durchsichtigem Vinyl erschienenen 10“ Platte mit einiger Erwartung entgegen: Und das erste der beiden Stücke, deren beiden Titel den so poetischen Gesamttitel „In Love and Death. You are alone“ ergeben, beginnt dann auch ohne große Umschweife mit einem vielschichtigen, großen Drone. Zu versuchen, hier alle Klangquellen zu benennen oder sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob ich hier wirklich eine Kirchenorgel mitheraushöre ist müßig, die Info auf dem Promo-Blatt sagt mir immerhin, dass u.a. „amplified objects, analogue synthesizers, guitars and field recordings made in Europe, Africa and the USA“ zu hören sind. Wie nicht selten bei wirklich guter Drone-Musik kommt mir hier das Wort „erhaben“ in den Sinn und ich kann der Hörerschaft nur empfehlen, sich in diese Klänge, diese „unknown audio landscapes“ (Promo-Text) fallen zu lassen. Es gibt keinen Beat und keinen Noise, aber viel zu hören an sich langsam entwickelnden Soundscapes (und mysteriösen Chöre…), die irgendwie niemals zu enden scheinen und doch durch die Materialität des Tonträgers begrenzt sind. Die B-Seite atmet bzw. „dröhnt“ natürlich einen ähnlichen musikalischen Geist, beginnt indes etwas heller, jedoch nicht unbedingt benevolenter (oder einfach „netter“), da sich hier durchaus etwas metallische, weniger organisch wirkende Töne in den Soundteppich einweben. Dies alles tut dem Hörgenuss aber keinen Abbruch, hilft jedoch, diesen „Teppich“ zu phasieren – bei mir stellt sich in der Tat das Bild eines sich immer wieder in die Höhe schraubenden (fliegenden Klang-)Teppichs ein, doch dies ist sicher nur eine von vielen Assoziationen, die diese wohlklingende kreisende Scheibe hervorruft. In erster Linie ist ein solcher natürlich Tonträger zu begrüßen, weil er einfach schöne Musik enthält, doch gerade bei Musik und Tonträgern dieser Art finde ich es bemerkenswert, wie diese in einem sinnvollen Gegensatz zu einem Zeitgeist stehen, der austauschbare, schnell konsumierbare und eben oft ziemlich substanzlose Musik propagiert. In die Hand nehmen und hören sei hier die Devise!
(flake777)
MOLJEBKA PULSE & HOROLOGIUM – Kaukasus (CD)
Wieder einmal hat MOLJEBKA PULSE sich darangemacht, die tiefsten musikalischen Bereiche zu erforschen, wobei diesmal auch HOROLOGIUM mitmischt. Die auf 555 Stück begrenzte Edition wird in einem recht aufwendigen Artwork erscheinen, wobei die mir vorliegende Demoversion diesbezüglich etwas reduziert ist. Reduziert erscheint zunächst auch der Sound, da die ersten zehn Minuten außer etwas Vibration im Tieffrequenzenbereich relativ wenig geboten wird. Dies ändert sich jedoch im folgenden Track, wo durch den Einsatz von kriegerischer Samples nicht nur der Sound komplexer, sondern das mulmige Gefühl des Zuhörers auch thematisch konkreter wird. Das dritte Stück kommt dann wieder ohne Rhythmus aus, ist aber trotzdem ein „Knaller“ (auch wenn dieser Ausdruck hier geradezu pervers klingt): Über zehn Minuten lang wird hier eine erhabene Trostlosigkeit zelebriert, wie ich es bisher nur von LJDLP gehört habe – fast monoton, aber für den, der es mag, ganz groß. Zu meiner großen Freude bleibt das Album zunächst auch in solchen musikalischen Gefilden, der „Purismus“ wird allerdings aufgegeben und irgendetwas stampft grollend über den Klangteppich. Nachdem beim fünften Track eine etwas unverbindliche, schwebende Atmosphäre vorherrscht, folgt ein erneut an Samplen reicherer Song, der auf den letzten Titel vorbereitet, der sich etwas aus dem Dark Ambient erhebt und durch den Einsatz von Saiteninstrumenten (bzw. auf deren Klängen basierender Loops) und eine östliche und sogar leicht folkloristische Atmosphäre schafft. Ich denke, mein Anspieltipp ist klar und auch, dass diese CD manche abschrecken wird – andere werden sie lieben.
(flake777)
Vertrieb: Substantia Innominata/ Drone Records |
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