Ich muss ehrlich gestehen, dass sich meine Begeisterung in Grenzen hielt, als das neue Album von Janosch Moldau unaufgefordert bei mir per Post eintrudelte. Weder im Vorprogramm irgendwelcher Szene-Kasper, noch im Tonträgerformat konnte mich bisher das exaltiert wirkende Sensibelchen überzeugen. Beim lesen des Presseinfos stolperte ich dann allerdings über den Namen Gerhard Potuznik aus Wien, der als Produzent von CHICKS ON SPEED, BUNNY LAKE, Didi Bruckmayr oder MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER bekannt ist und dessen eigene Projekte G.D. LUXXE und MÄUSE ich sehr mag. Jener hat sich jetzt also auch Janosch Moldau angenommen, was für mich der einzige Grund war, mir die CD doch mal anzuhören. Die Überraschung folgte sogleich mit dem einsetzen der wummernden Beats, die zwar im ersten Moment an VNV NATION oder MESH erinnern, aber doch schlanker bzw. eleganter wirken und in Kombination mit dem sakral anmutenden Gesang und den sich dezent aufbauschenden Sequencer-Sounds irgendwie anders bzw. frischer klingen. Der dezente Gitarren- und Bass-Einsatz (letzterer übrigens von THE ROBOCOP KRAUS) im melancholischen Synth Pop-Kontext gemahnt natürlich an Martin Gore, wie so einige Melodien und Strukturen an „Violator“ und sogar ein wenig an das letzte Werk „Delta Machine“ von DEPECHE MODE verweisen. Das große Alleinstellungsmerkmal von Janosch Moldau ist jedoch sein Hang zur relegiösen Mystik und zum christlichen Glauben, die seinem Sakral Future Pop-Sound ganz besonders macht. Dazu zog sich der Musiker übrigens im Winter in ein italienisches Hotel am Luganersee zurück, wo es zu dieser Jahreszeit ja recht einsam ist und er dort die 11 Songs für das Album geschrieben hat. Selbst als Atheist berührt mich diese in Ton gekleidete Hingabe und so ist „Minor“ beispielsweise ein angenehmer Gegenentwurf zu dem seelenlosen Synth Pop von DE/VISION, den diese in den letzten Jahren veröffentlicht haben. Mit gerade mal 41 Minuten Gesamtspielzeit ist das Album auch ein Leichtgewicht, was gar nicht erst Längen mittels Füllmaterial aufkommen lässt und in seiner Reduktion sicher auch ein Verdienst von Gehard Potuznik ist. Irgendwie bin ich froh, diesmal meinen Vorurteilen nicht gefolgt zu sein, denn sonst wäre mir ein wirklich tolles Album entgangen. Und Janosch Moldau demnächst wohl Live auf dem Kirchentag… (Marco Fiebag)
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