Nach gut über einem Jahr Sendung – und davor nach 17 Jahren Pause – sind die legendären GW wieder ein fester Bestandteil in der Radiolandschaft und des musikalischen Lebens vieler Musikliebhaber der etwas „anderen“ Art. Die wohl ewig kultigen Grenzwellen von und mit Moderator und DJ Ecki Stieg, sind für viele alte und vor allem für einige neue GW Jünger wieder eine echte Alternative und außerdem eine wahre musikalische Offenbarung. Am Mittwochabend ab 21 Uhr auf Radio Hannover gibt es also wieder vielfältige und weitestgehendst unbekannte Musikwelten, dazu auf Facebook die Grenzwellen Fanpage mit dem Hörer Chat.
? Ecki – was hat Dich nach so langer Zeit wieder inspiriert, die Sendung GW ins Leben zu rufen, zudem hätte ich Dich eigentlich von der Ausrichtung her, eher bei Radio Flux FM erwartet?
Nach dem Ende der GW im Jahr 1997 und erfolgreichen 10 Jahren Sendezeit war ich erstmal geschockt und geknickt, FFN wurde damals zum Kommerzradio und ich wurde daher gefeuert, trotz des sehr großen Erfolgs der GW! Im Jahr 2009 habe ich dann den GW Shop nach dem Tod meiner Frau ruhen lassen und mich innerlich und äußerlich vom Projekt GW erst einmal verabschiedet und sehr zurück gezogen in Linsburg gelebt. Im Jahr 2012 bin ich dann komplett zusammen gebrochen, ich wog 120 Kilo und war sehr krank – außerdem hatte ich das bekannte Motto: Sex, Drugs, Rock n Roll in den Jahren davor total ausgelebt! Ich musste mein Leben radikal ändern, inzwischen bin ich nun bei 60 Kilo angelangt, lebe gesund, achte auf meine Ernährung und treibe jeden Tag Radsport mit bis zu Fahrten um die 60 km, diese Wende war für meine neues Leben sehr wichtig. Dann kam das Angebot von Radio Hannover, die wollten mich und das Konzept der GW Sendung unbedingt haben, zudem hab ich die Rechte an den GW bis zum heutigen Tag.
? Wie hast Du das neue Konzept der GW geplant, wird es wieder einen Mix aus EBM, Elektro, Synthpop, Wave, Gothik und Ambient sowie Specials mit Studiogästen geben, wie in den GW von 1987 bis 1997?
Weiterhin werden die GW nach vorne schauen! Von daher wird es keine Nostalgie oder Retro Show geben, aber es werden hier und da natürlich auch wieder einige alte Künstler und Musiker auftauchen, die ich allerdings für ganz speziell und wegweisend halte. Teils objektiv gesehen oder ich habe dafür meine speziellen Gründe. Diese Musiker die wirklich Einfluss hatten und prägend waren, sind sehr rar gesät und ihnen biete ich auch heute noch ein Podium. Dazu gehören neben Tommi Stumpf auch Gabi Delgado oder Klaus Schulze, die ihr schon in den ersten Specials erleben durftet. Und noch einige – wenige mehr, die kommen dann an die Reihe, wenn die Zeit und Gelegenheit gekommen ist. Ich hatte über die letzten Jahre auf Facebook immer mal wieder die sogenannten „Kleinode“ platziert, in diese eher elektronisch, verhaltene Richtung wird es zum Teil gehen, aber natürlich werde ich auch Künstler aus anderen Musikbereichen präsentieren. Die Musiklandschaft hat sich außerdem seit 1997 sehr verändert, von den Medien bis zur Dominanz des Internets, ich kann hier nun aus dem Vollen dieser Entwicklungen schöpfen. Ich verbringe zum Beispiel ganze Nächte damit, bei Bandcamp nach neuen innovativen Gruppen zu forsten und sauge alles auf, GW ist ein 24 Stunden Fulltime Job, ich lebe allein für die Musik und die GW Sendungen – ist die aktuelle Sendung abgeschlossen, geht es sofort an das Planen zur nächsten – Urlaub brauch ich daher überhaupt nicht.
? Aus welchem Klientel werden sich die Grenzwellenhörer zusammensetzen, wie war das von 87 bis 97 – gab es da Erhebungen oder Umfragen?
Die Fans der ersten Grenzwellen Generationen – 1987 bis 1997 – bestand auch damals schon nur zu einem winzigen Teil aus „Szene-Gängern“! Dies war deutlich am Feedback, an der Post und an unzähligen persönlichen Begegnungen nachzuvollziehen. Es waren optisch meist völlig unspektakuläre, sehr sensible Menschen mit relativ hohem Bildungsgrad und eher Einzelgänger. Und alle waren damals sogar älter als ich, Leute die wirklich zugehört haben. Ein besseres Publikum hätte ich mir nie wünschen können, ich denke und hoffe das wird in Etwa mit den Hörern der aktuellen GW identisch sein, außer mit dem Alter!
? Dank der neuen Medien gibt es nun eine bundesweite, europaweite und sogar weltweite Ausdehnung der GW, wie siehst Du den Vorteil?
Ob die Zielgruppe dadurch wesentlich breiter und größer werden wird, ist nicht zwangsläufig die Folge. Im Kern spreche ich immer noch den von mir schon erwähnten und umrissenen beschriebenen Typus an. Es sind nur wesentlich mehr geworden, denn denke immer daran das der Radius früher nur auf Nordwestdeutschland beschränkt war, jetzt dagegen weltweit, davon könnten und sollten nicht nur die Grenzwellen, sondern auch die Hörer profitieren.
? Vielen Dank für die Antworten und Einsichten lieber Ecki und zum Schluss : Welche 20 Gruppen und Alben haben dich „Musikalisch“ geprägt?
1. Velvet Underground & Nico – Velvet Underground & Nico
2. Serge Gainsbourg – L Histoire de Melody Nelson
3. Roxy Music – For your Pleasure
4. Lou Reed – Berlin
5. Nico – The End
6. Kraftwerk – Autobahn
7. Henryk Mikolaj Goreecki – 3. Sinfonie
8. Jacques Brel – Brel
9. Damned – Damned, Damned, Damned
10. Klaus Schulze – Mirage
11. David Bowie – Low
12. Japan – Quiet Life
13. Wire – 154
14 Associates – Fourth Drawer Down
15. John Cale – Music for a new Society
16. Marc and the Mambas – Torment and Toreros
17. Scott Walker – Climate of Hunter
18. Brian Eno – Thursday Afternoon
19. Skinny Puppy – Bites
20. David Sylvian – Secrets of the Beehive
(S.Ericksen)
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