Das holländische Duo DISTEL fiel mir das erste Mal im Jahre 2009 durch ihre Teilnahme an der „Radio Resistencia“-Compilation-CD auf und ich war so angetan von ihrem Beitrag „Fand“, dass ich mir gleich deren erste Vinyl-Single gekauft habe. Allerdings sollte dann fast vier Jahre vergehen, bis endlich das Debüt-Album „Puur“ bei Enfant Terrible ebenfalls nur im Vinyl-Format erschien. Das ich von der auf nur 50 Exemplare limitierten Erstauflage der Platte dann keines ergattern konnte, war am Ende gar nicht mal so schlimm, denn die zweite Auflage von 200 Stück enthielt dafür eine Single als Bonus. Jedoch war auch diese Ausgabe schnell wieder vergriffen und das nicht ohne Grund bzw. nicht nur der knappen Begrenzung geschuldet. Der Sound von DISTEL ist nämlich eine sehr eigene Mischung aus Electro, Industrial und dem sogenannten Angst Pop, wie er vor allem durch das Kult-Label Galakhorrö populär geworden ist. Dabei erweckt das Ganze keineswegs den Verdacht einer Kopie oder des konstruiert Seins, sondern besticht durch Reduktion und Authentizität. Jeder analoge Ton und Rhythmus ist hier perfekt an seinem Platz, welche auch stetig von dezenten wie sehr feinen und vor allem hypnotischen Melodie durchzogen werden. Das i-Tüpfelchen sind dann die eher ungewohnten holländischen Vocals, denen irgendwie eine gewisse Melancholie, Nostalgie und Tragik mitschwingen. Höhepunkt des Albums ist übrigens der Track „Ämne“, wo zusätzlich noch weibliche Vocals ins Spiel kommen und der Vergleich mit NOVEMBER NÖVELET hier völlig legitim ist. Dank Ant-Zen dürfte jetzt endlich ein breiteres Publikum am Angst Pop-Sound von DISTEL teilhaben, denn das bayrische Label hat „Puur“ nun endlich im CD-Format wiederveröffentlicht. Bei dieser Gelegenheit muss man nämlich dazu sagen, dass die Qualität des Vinyls der Enfant Terrible-Pressung nicht gerade vorbildlich war und somit eine CD schon Sinn macht. Das Original-Artwort wurde dafür beibehalten und sogar die beiden Tracks der Bonus-Single sind hier zu finden. Schön wäre es natürlich auch gewesen, wenn bei dieser Gelegenheit gleich die erste Single und die verstreuten Compilation-Tracks Verwendung gefunden hätten, aber man kann ja nicht immer alles auf einmal haben. Freuen wir uns also für die Wiederzugänglichkeit eines Ausnahmealbums des Angst Pop-Genres und eventuell gibt es ja bald einen Nachfolger. (Marco Fiebag)
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