Wäre Ennio Morricone noch jünger und statt mit einem Orchester zu arbeiten, Musik mit Laptop und Gitarre machen, würde seine Vertonung der amerikanischen Steppe eventuell ähnlich ausfallen, wie jetzt das Debüt-Album von PRAIRIE. PRAIRIE ist das musikalische Projekt des Niederländers Marc Jacobs, welcher hauptberuflich für die bildende Kunst in Brüssel arbeitet. Da er dort sehr viel mit dem Medium Film zu tun hat (Brüsseler Film Festival), färbt dies natürlich auch auf seine Musik ab. Die rund 47 Minuten von „Like A Pack Of Hounds“ sind nämlich eine aufregende Soundtrack-Reise, die irgendwo zwischen Field Recordings, Drone Ambient und Post Rock angesiedelt und bezaubernd wie gefährlich zugleich ist. Trotz allem Minimalismus bei der Instrumentierung entwerfen die insgesamt 9 Tracks atmosphärische Breitbandbilder im Kopf des Hörers, der somit die flirrende Hitze des Tages, das Heulen der Kojoten und die fröstelnden Nächte in der Prärie hautnah miterleben kann. Zwar beginnt das Album noch mit dem erwartbaren bedrohlich brummenden Dark Ambient LUSTMORD’scher Prägung, welcher jedoch schnell und überraschend durch digitale Slap-Bass-Schläge und verzerrten Gitarren-Sounds gestört wird. Dieses Muster wird im folgenden Score beibehalten und selbst die lieblichsten Drone-Flächen wiegen einen nie in Sicherheit, sondern werden immer wieder durch eruptive Ausbrüche erschüttert. Mitten drin dann mit „Closed For Thirty Midnights“ plötzlich ein karger-brüchiger Folksong mit der schüchternen Stimme von Marc Jacobs selbst. Zuvor rezitiert Lucille Calmel bei „Elle See“ französische Wortfetzen über an- und abschwellende Gitarren- und Drum-Akkorde, was sich letztendlich zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit entwickelt. Langeweile kommt deshalb nie auf und so ist „Like A Pack Of Hounds“ ein regelrechter Überlebenstrip durch die nordamerikanische Landschaft geworden. Als Bonus enthält die CD-Version des Albums übrigens noch die 6 Tracks der EP „I’m So In Love I Almost Forgot I Survivied A Disaster“, welche im Jahre 2013 als 10“ im Vinyl-Format bei Spank Me More Records erschienen ist und auf 300 Exemplare limitiert war. Auf dieser war PRARIE noch wesentlich schrammliger unterwegs und insbesondere der Track „Bitch“ offenbart dabei regelrechte 90er Jahre Noise Rock-Qualitäten. Beim DL-Code der Vinyl-LP von „Like A Pack Of Hounds“ ist diese EP ebenfalls inklusive. Sehr interessantes Album mit wenig Abnutzungseffekt und selbst für Shitkatapult-Verhältnisse eine eher ungewöhnliche Veröffentlichung für das Berliner Minimal-Label. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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