DRITTE WAHL sind eine Punk Rock-Band aus Rostock, die sich 1988 in den Wirren der untergehenden DDR gegründet hat, jedoch in der Szene damals überhaupt keine Rolle mehr gespielt hat. Erst 1992 verschaffte der Band ihr Debüt „Fasching in Bonn“ bei dem heimischen Amöbenklang eine gewisse gesamtdeutsche Popularität, welche sie durch eine stetige Kontinuität über die Jahre hinweg ausbauen konnten. Ab dem vierten Album bzw. 1998 veröffentlichte DRITTE WAHL über ihr eigenes Label, was dem Trio relative Unabhängigkeit und ein Überleben sicherte. Musikalisch ist der Sound von DRITTE WAHL recht schlicht gestrickt und die Betonung von Punk liegt dabei eher auf Rock, was auch nicht weiter verwunderlich ist, da man ja mit AC/DC sozialisiert worden ist. Ihr inzwischen 9. Album „Geblitztdingst“ wurde jetzt von Jörg Umbreit (Principal Studio) produziert, welcher ja schon für DIE TOTEN HOSEN, IN EXTREMO oder die BROILERS gearbeitet hat und was dem Endergebnis ganz deutlich anzuhören ist. Zwar ergeben die insgesamt 12 neuen Songs das wohl bisher abwechslungsreiche wie persönlichste Album der Rostocker Band, ein schaler Nachgeschmack bleibt aber zumindest bei mir zurück. Insbesondere der vermehrte Einsatz von elektronischen Sounds soll wohl für etwas frischen Wind sorgen, im Endeffekt klingen diese aber nur plump und erschreckend billig. Auch der Titelsong mit seiner auffälligen Anbiederung an die widerlichen KRAFTKLUB stößt mich sauer auf und was DRITTE WAHL nun wirklich nicht nötig haben. Beim folgenden „Stillstehen“ muss man dann leider unweigerlich an Campino und dessen aktuelle nationale „An Tagen wie diesen“-Mitgröhl-Phase denken. Der folgende Rest ist eine eher harmlose Mischung aus Punk Rock mit dezenten Metal-, Hardcore-, Country- und NDW-Anleihen, so das für jeden und alle irgendwie was dabei ist. Mein persönlicher Favorit darunter ist das maritime „Sirenen“, der jedoch fatal an ihre Rügener Freunde von COR erinnert, mit denen DRITTE WAHL auch aktuell auf Tour sind. Fans von DRITTE WAHL werden auf keinen Fall von dem Album enttäuscht sein, ich möchte an dieser Stelle aber lieber auf das letzte Werk „Aufsteh’n“ der altgedienten ostdeutschen DIE SKEPTIKER verweisen, welches ähnlich breit wie „Geblitztdingst“ aufgestellt war, musikalisch jedoch wesentlich gehaltvoller wie authentischer dargeboten wurde. Ironie der Geschichte ist dabei, das DIE SKEPTIKER selbst schon mal auf dem Label von DRITTE WAHL veröffentlicht haben, das Album „Wehr Dich!“ dann leider für damalige Verhältnisse gefloppt ist und die Band sich bis zu ihrem großartigen Comeback 2006 auflöste. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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