Denovali gehen in die nächste Runde. Terminal Sound System aka Skye Klein aus Melbourne veröffentlicht nach dem schon sehr guten „a sun spinning backwards“erneut auf dem Qualitätslabel. Diesmal sind es die „Dust Songs“, und passend zur Label-Philosophie mit tollem Cover-Motiv erneut mal wieder so ein Stück Musik, das sich jeglicher Kategorisierung entziehen möchte. Weiß man um die Philosophie, die Herangehensweise des Australiers an Musik, so steht der künstlerische experimentierfreudige Ausdruck je im Vordergrund, wollte er sich auf bis dato keiner seiner Alben zuordnen lassen, und endete das oft in der losen Zuteilung experimentellen Postrocks letztlich wohl auch nicht falsch. Im Vergleich zu den Vorgänger-Alben experimentiert Klein auf dem neuen Long-player viel mit der akustischen Gitarre, benutzt seine Stimme flüsternd, irgendwie schemenhaft zu sehr Bruchstück artigen Stücken. Dunkel angehauchte Szenarien, klaustrophobische Ambient-Schnipsel, die mit der verloren klingenden Gitarre ein starkes Gefühl von Isoliert-sein vermitteln.
Zutiefst nächtliche cineastische Fragmente, Loops, Gitarren-Anschläge, die durch Katakomben driften, ein stetiges Kommen und Gehen von Sound-Schnipseln, gepaart mit dieser fast Hörspiel-artigen Erzählerstimme aus einer geisterhaften Schattenwelt. Klein lässt melodische Song-Fragmente Stück für Stück sogartig sich entwickeln, nur um diese wie aus dem Nichts einfach zu unterbrechen, arbeitet sogar mit wiederholten sekundenlangen Pausen. Dies erzeugt strange akustische Chamber-Electronica-Folk Spielwiesen, die einen sehr individuellen Touch besitzen, der sich nicht wirklich vergleichen lässt. Faszinierend dabei ist, dass der Australier es trotz vieler kaputter Störgeräusche, ständiger Umschichtungen, permanenten Herum-Experimentierens schafft, durch hypnotische kleine melodische ambiente Spuren in Verbindung mit der trostlos einsam klingenden akustischen Gitarre den Hörer an die Hand zu nehmen, und die düsteren, kaputten Alptraum-Welten nicht verjagen, sondern im richtigen Moment in dieses David Lynch-artige Szenario einsteigen lassen. was wie so oft vor allem zu später Stunde hervorragend funktioniert, ist diese Platte definitiv Nachtmusik pur.
Der permanent wabernde Electronica-Puls, leiernde Sound-Schleifen in Verbindung mit minimalen, aber sehr wirkungsvoll düsteren Flächen, erzeugt seine ganz eigene Sogkraft, hypnotisch, weltvergessen, alptraumartig, musiziert Klein aus einer selbstgeschaffenen Zwischenwelt, die im Spannungsfeld von Ambient, Drone,Postrock und Soundtrack-artiger Electronica in Anlehnung an Grossmeister wie Ulver, Amon Tobin, Autechre, Swans und Dream Into Dust begeistert. Alles an „Dust Songs“ klingt nach Dunkelheit, Einsamkeit, Stille, Reduktion…wird aber immer wieder durch die permanenten Brüche im Sound, einer stetig gefühlte Unruhe, die diese Platte durchzieht, aufgebrochen. Klein schien mehrfach seine Musik, seine Ideen neu zusammengesetzt zu haben, mit „Morning Star“(siehe Sunn O)))) werden sogar massive Sludge/Doom-Momente geschaffen. Diese verstehen sich auf der insgesamt fast durchgehend stillen, ambienten Platte als Ausreißer.
Es sind der Puzzleteile viele, die Klein dem Hörer serviert, die Bereitschaft, in dieses atmosphärische Labyrinth, dieses nebulöse Etwas abzutauchen, muss vom Hörer kommen und wird dann zu nächtlicher Stunde sicher auch belohnt. Hier hat ein Künstler seine Nische gefunden, und erweitert diese von Album zu Album um vielerlei kleine Nuancen im Sound, findet die perfekte Balance aus Experiment und atmosphärisch, melodischer Note. Aber dafür steht eben auch der Name Denovali!!
(R.Bärs)
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