BUNNY LAKE Interview 2006

BUNNY LAKE oder der ewige Krieg gegen den Schlaf

Christian Fuchs aus Österreich ist in seiner Heimat ein renommierter Film- und Musik-Journalist, aber bekannt ist er auch als Sänger bei Projekten wie BLOW, TOXIC LOUNGE oder MELVILLE. Am produktivsten war er aber mit seiner Hauptband FETISH 69, die in den Jahren 1990 bis 2003 eine atemberaubende Mutation vom Death Metal über Noise Core hin zur Angst Electronica vollzog und 5 sehr gute Alben veröffentlichte. Auf ihrer letzten Tour in schon stark reduzierter Besetzung kündigte mir Christian Fuchs dann sein neues Projekt BUNNY LAKE an, welches sich drei Jahre später nun anläßlich des Debüts „The Late Night Tapes“ als seine neue Band entpuppt. Zusammen mit Doktor Nachtstrom und der Sängerin Suzy On The Rocks taucht er dabei in die glamouröse wie abgründige Welt des Großstadtnachtlebens ein und läßt uns am Geschehen hautnah teilhaben, doch lest selbst, wie es dazu kam:

? BUNNY LAKE besteht zu ¾ aus der letzten FETISH 69-Live-Besetzung und deren Homepage wurde inzwischen auch abgeschaltet – ist BUNNY LAKE nur ein weiteres Projekt oder gar das Ende von FETISH 69?

Fuchs: Das Ende von FETISH 69 wurde nicht besonders verlautbart, passierte aber bereits im Sommer 2003, als mir die restlichen Bandmitglieder damals ihren Ausstieg verkündeten. Ich begann daraufhin mit Nachtstrom intensiv an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten, auch um die Depression um die FETISH 69-Auflösung zu mildern.

Nachtstrom: Wir zwei kannten und schätzten uns ja bereits länger wegen unserer eher abseitigen Vorlieben in Film und Musik.

Fuchs: Es gab aber noch einige Gigs in Deutschland zu spielen, die bereits fixiert waren. Also probierten wir die geplante zukünftige BUNNY LAKE-Besetzung, inklusive dem Bassisten Christof Baumgartner als Bühnenverstärkung, gleich im Rahmen eines FETISH 69-Sets aus. Und es funktionierte prächtig, wir vermißten weder Drums noch Gitarre. Ich stürzte mich danach mit Nachtstrom intensiv in die Arbeit. Als plötzlich eine Pornofirma die FETISH 69-Website kaperte, war dieses langjährige Kapitel endgültig und etwas traurig beendet. Heute ist BUNNY LAKE meine einzige musikalische Obsession.

? Warum hatten Deine Mitmusiker keine Lust mehr auf FETISH 69 – Unmut über die musikalische Entwicklung oder zuwenig Verkaufszahlen?

Fuchs: Nun, die musikalische Entwicklung trieben wir ja gemeinsam voran, FETISH 69 war eine entschieden demokratischere Band als viele angenommen haben. Und mit besonders hohen Verkaufszahlen rechnete gar niemand bei dem Weg, den wir kompromißlos gegangen sind. Das waren alles nicht die Gründe. Statt dessen wollten der Gitarrist und der Drummer einfach ihre eigenen Projekte und künstlerischen Solokarrieren forcieren. Das sind ja extrem umtriebige Musiker, mit denen einen Probetermin zu vereinbaren, war am Ende so schwierig wie ein Meeting mit Spitzenmanagern auszumachen. Da reduziert sich der Lustfaktor dann auf Null.

? Gehe ich richtig in der Annahme, daß der Name BUNNY LAKE auf den gleichnamigen Film aus dem Jahre 1965 basiert, welcher übrigens gerade mit Reese Witherspoon ein Remake in Hollywood erfährt und wenn ja, warum wurde gerade dieser ausgewählt?

Fuchs: Eigentlich war es gar nicht so sehr dieser Film Noir von Otto Preminger, der uns zum Namen inspirierte. Sondern die Künstlerin Georgina Starr und ihre Bunny Lake-Projekte, die natürlich auch auf den Film zurückgreifen. Sie macht Installationen, Fotos und Kurzfilme, die von den Abgründen hinter der schönen Oberfläche der Popkultur erzählen. Am meisten haben mich Bilder ihrer „Bunny Lake Collection“ fasziniert, da unterbrechen kleine Mädchen mit weißen Pelzhauben eine Modeschau und erschießen die Models auf dem Catwalk.

Nachtstrom: Es geht bei dem Namen um den Kontrast von Unschuld und Korruption, Süßlichem und Bedrohlichem, Glamour und Abgefucktheit. Wir sind vernarrt in solche Gegensätze.

? Kennt Ihr auch das andere gleichnamige Projekt unter gleichem Namen, welches man unter www.saveplanet.org/bunny_lake.html finden kann?

Nachtstrom: Nie gehört, ehrlich.

Fuchs: Oh je, ich auch nicht. Ich bin bei meinen Internetrecherchen neben den erwähnten Bezügen nur auf diverse Rennpferde und eine Pornodarstellerin gestoßen, die allesamt Bunny Lake heißen. Diese Referenzen haben mir aber gefallen.

? Der Sound des Demos von BUNNY LAKE, welches Christian mir auf der letzten FETISH 69-Tour zugesteckt hat, klingt noch deutlich Trip Hop‘iger und voller, als der jetzt so minimal-kompakte Disco-Clash auf „The Late Night Tapes“ – wie kam es letztendlich zu dieser Verschiebung im Soundbild und hat sich damit auch das ursprüngliche Grundkonzept geändert?

Nachtstrom: Wir mußten uns, ehrlich gesagt, erst einmal zusammen finden. BUNNY LAKE ging ja am Anfang auch musikalisch von ganz anderen Voraussetzungen aus.

Fuchs: Geplant war eine musikalische Hommage an die Giallo-Movies der 60er und 70er, also diese ganz speziellen italienischen Horrorthriller und ihre irren Soundtracks. Aber Bands funktionieren nicht nach einem Reißbrettschema, bald hat das ganze eine Eigendynamik entwickelt.

Nachtstrom: Speziell durch das Dazustoßen von Gerhard Potuznik alias GD LUXXE als Produzenten schälte sich nach der Anfangsphase dann zum ersten Mal eine Richtung heraus, die wir dann gemeinsam verfolgen konnten. Und diese Richtung war tatsächlich minimalistischer, reduzierter, gänzlich auf Samples verzichtend.

? Wie ist eigentlich Suzy On The Rocks zu BUNNY LAKE gestoßen, die mit ihren Model-Maßen und Look, sowie dem koketten Wodka-Konsum der feuchte Traum von abgehalfterten Rockstars, Club-Besitzern und Dealern sein dürfte?

Fuchs: Ich könnte jetzt sagen, wir haben Suzy in einem abgefucktem Karaoke-Club in Tokio kennengelernt. Aber die wahre Geschichte hat auch was. Als FETISH 69 am Ende waren, wollte dennoch ein Wiener Videokünstler einen Song verfilmen. Es sollte eine Art Road Movie-Hommage werden, mit einem Tarantino-Touch. Weil aber niemand von der Band mehr mitmachen wollte und ich selber nicht mal einen Führerschein besitze, mußten wir einen coolen Fahrer suchen. Es wurde letztlich eine Fahrerin, weil mir Fotos von Suzy bei einer Ausstellung aufgefallen waren, wo sie im Rock‘n‘roll-Outfit posierte. Ich dachte, die singt sicher in einer Band und habe sie beim Videodreh darauf angesprochen.

Nachtstrom: Tatsache war, sie hat vorher noch nie irgendwo professionell gesungen.

Fuchs: Aber Suzy vermittelt eine punkige Energie, die all diesen Studio-Session-Sängerinnen völlig abgeht. Sie ist mit uns mitgewachsen über die letzten beiden Jahre und bringt etwas ganz eigenes und enthusiastisches ein. Übrigens studiert sie Soziologie und der ganze Wodka-, Party- und BUNNY LAKE-Wahnsinn repräsentiert auch nur eine Facette ihrer Person. Aber dieser Teil ist authentisch und ähnlich ist es auch bei uns: Wir leben Teile von uns sehr obsessiv in dieser Band aus, haben aber natürlich auch ganz konträre Seiten.

? Wäre der Sound von BUNNY LAKE letztendlich nicht auch unter dem Banner FETISH 69 möglich gewesen, da ja unter diesem Namen schon eine gewaltige Entwicklungsmutation stattfand?

Fuchs: Sorry, da bin ich gänzlich gegenteiliger Meinung. Zum einen war für mich FETISH 69 schon mit bestimmten Musikern verbunden, die den Sound lange prägten. Andererseits fand ich es auch extrem wichtig, nach dem Auseinandergehen der Band einen radikalen Schnitt zu setzen. Schon aus therapeutischen Gründen. Aber auch Nachtstrom hätte längerfristig nie in einer dubiosen FETISH-Nachfolgecombo gespielt, von Suzy ganz zu schweigen. BUNNY LAKE ist etwas völlig Frisches, daß in eine ganz neue Richtung geht. Wo FETISH 69 auf eine beinharte Konfrontation mit der Trostlosigkeit der Welt und selbstzerrstörerischen Facetten der eigenen Person abzielte, geht es bei BUNNY LAKE um diesen erwähnten Romantizismus, der das Desolate und Bedrohliche verklärt, überhöht, sexy wirken läßt.

Nachtstrom: Weshalb es auch nirgends Hinweise bei uns auf Christians Vergangenheit gibt, das wäre sogar kontraproduktiv. Wir haben mit dem Release hier in Österreich nicht nur ein frisches Umfeld aus Produzenten, Labels und Remixern gewonnen, sondern vor allem auch ein zahlreiches und neues Publikum erspielt, daß überhaupt nicht an alte Zeiten anschließt.

? Für meine Ohren ist BUNNY LAKE ganz klar vom Sound des Gigolo-Labels und der DFA-Posse beeinflußt, weißt aber im Gegensatz dazu mehr richtige Song- und Vokal-Strukturen vor und entfaltet damit eine wesentlich längere Haltbarkeitszeit – sehe ich das richtig und wenn ja, war das auch Eure Absicht?

Fuchs: Man könnte viel weiter gehen und generell von Labels und Musikern reden, die in den letzten Jahren die Clubmusik wieder mit Stimmen, Gesichtern, von mir aus gerne auch mit Posen, belebt haben. Ich komme ja nicht aus der puristischen Techno-Ecke, meine ursprünglichsten Wurzeln liegen im Disco, New Wave und Industrial, in dieser Reihenfolge. Das Typen wie DJ HELL, James Murphy von DFA, aber auch das Output Label, Disko B, T.RAUMSCHMIERE, PEACHES und etliche andere den Song in den Club holten, war für mich der wichtigste musikalische Impuls im neuen Jahrtausend. Auf der anderen Seite haben wir auf „The Late Night Tapes“ aber auch ganz alte Sachen aus der dunkleren Ecke verarbeitet, wir ließen uns, gemeinsam mit unserem Produzenten Potuznik, auch von Bands wie BAUHAUS oder den frühen SISTERS OF MERCY inspirieren.

Nachtstrom: Da uns diese Stil-Amalgame auch schon immer in anderen Sparten, im Film etwa, sehr faszinieren, war es ein ganz natürlicher Prozeß, zu solchen Verschmelzungen zu kommen.

Fuchs: Es gibt ja überall die bizarrsten Verbindungsglieder. Simonetti, der Kopf der legendären Horrorsoundtrack-Götter THE GOBLIN gehörte zu den führenden Musikern des Italo-Disco. Wir könnten stundenlang über die Bezüge von Disco, Punk, Wave, Horrorfilmen, Techno und Rock‘n‘Roll referieren.

Nachtstrom: Reine Clubmusik könnten wir gar nicht so hinbekommen, da ist mir auch dieser funktionale Zugang auch einfach nicht spannend genug, das können andere sicher viel besser.

Fuchs: Ich lege so was als DJ aber schon gerne auf.

? Wie habt Ihr es geschafft bzw. was war nötig, um FOETUS an der Mitwirkung auf „The Late Night Tapes“ zu bewegen und warum sollte gerade er mit an Bord sein?

Nachtstrom: Ich kannte FOETUS früher nicht, wurde durch Christian auf diesen Ausnahmekünstler aufmerksam gemacht, von seiner dunkel- poetischen Ader her passen seine Spoken Word-Tracks natürlich wunderbar zur Idee hinter „The Late Night Tapes“.

Fuchs: Ich kannte Jim Thirlwell von gemeinsamen Gigs mit FETISH 69. Sein gnadenloses Ignorieren aller Grenzen, sein eigener Weg, aber auch die Offenheit für neue Sounds und Styles haben mich stets beeindruckt. Wir haben ihn höflich gefragt, ob er Spoken Word Vocals beisteuern will. Er ist sozusagen der dunkelste Pol auf dem Album, einer dieser Typen, der dir um 5h früh beim Heimweg entgegenkommt und verrücktes Zeug faselt, ob in Brooklyn oder im 15. Wiener Gemeindebezirk, wo ich wohne.

? Auf Eurer sehr edlen Homepage werden neben Suzy noch zwei weitere Sängerinnen geführt – wann kommen eigentlich diese zum Einsatz?

Nachstrom: BUNNY LAKE war ja lange als ein sehr offenes Projekt geplant. Aus der Testphase dieses Anfangs, in der sich gesangsmäßig auch noch mehrere Möglichkeiten boten, hat sich die heutige Besetzung, zu der Suzy fest dazugehört, einfach herausgeschält.


? Als Dorfbewohner und Nicht-Club-Gänger stellt sich mir die Frage, ob „The Late Night Tapes“ wirklich ein authentisches Bild des Wiener Nachtlebens widerspiegelt?

Nachtstrom: Da ist der Christian natürlich der größere Spezialist, da ich, auch wegen ausgiebiger Exzesse in meiner Jugendzeit, heutzutage eigentlich ganz aufs Fortgehen verzichte.

Fuchs: Ich habe es ja auch eine lange Zeit gut sein lassen: Als der Rock Ende der Neunziger mausetot schien und in Clubs nur funktionaler House lief, bin ich Zuhause geblieben. Vom vernünftigen Standpunkt her hätte ich es damals überhaupt sein lassen sollen, dann hätte ich heute oft weniger Kopfschmerzen am Tag danach. Aber plötzlich machte das Weggehen in Wien wieder Spaß. Die Gleichzeitigkeit aus diesem Neo-New Wave-Rock’n’Roll-Ding, dem Electro-Coming Out, all das hat mich voll erwischt.

Nachstrom: Weil es bei der Frage um Authentizität geht, meiner Wahrnehmung nach spielen bei Christians Texten sowohl genaue Beobachtung als auch künstlerische Überhöhung eine gleich große Rolle.

Fuchs: Ich verwandle mich beim Ausgehen immer in einen totalen Voyeur. Ich liebe vor allem die ganzen kleinen und großen tragischen Geschichten, die ja zu jeder Clubnacht gehören. Oder die drastischen Erlebnisse von Freunden und Bekannten, was Beziehungskriege, Sex und Drogen betrifft. Diese reale Ebene mischt sich dann aber noch mit Inspirationen aus Filmen, Büchern, Musik. Diese Überhöhung ist wichtig, für mich steht Pop, wenn ich den Begriff jetzt genreübergreifend gebrauche, ja immer für eine Übersteigerung der Wirklichkeit, siehe Typen wie David Bowie, ROXY MUSIC, die SEX PISTOLS, NINE INCH NAILS oder FISHERSPOONER.

Nachtstrom: Die beste Methode, mit sinistren Alltagsstimmungen umzugehen, ist, sie eben zu überhöhen. Auf die Spitze zu treiben.

Fuchs: Oder auch völlig haltlos einen Romantizismus zu entwickeln, der das Bedrohliche verklärt. Da sind wir uns einig.

? Die Cover-Version kommt diesmal von LAID BACK bzw. ist der Disco-Klassiker „White Horse“ – warum gerade dieser bzw. von der Band?

Fuchs: Es hätte sicher rarere oder hippere Stücke zum Covern gegeben. Aber es passiert bei BUNNY LAKE ja vieles aus einer Eigendynamik heraus. „White Horse“ feierte ein Comeback bei etlichen DJ’s und als ich es wieder einmal beim Weggehen hörte, dachte ich, daß könnte zu meiner Stimme passen. Die ist ja durchaus eingeschränkt, unsere stimmlichen und musikalischen Möglichkeiten diktieren schon auch den Sound. Wir haben es dann mal probiert und während wir sonst ewig an Stücken rumschrauben, wurde der Song an einem Tag fertig. Uns gefiel natürlich auch der Hintergrund: Da ist diese 80er-Disco-Band, die „Sunshine Reggae“ verbrochen hat und plötzlich bringen die einen Song raus, der von harten Drogen erzählt. Live spielen wir ja eine Art Drogen-Medley, wo wir „Cold Turkey“ von John Lennon mit „White Horse“ verschmelzen…

? Welche Kriterien mußte eigentlich BUNNY LAKE erfüllen, um durch den Österreichischen Musikfond gefördert zu werden… die offensiv zur Schau gestellte Faszination von Sex, Drugs & Rock‘n Roll doch nicht oder etwa doch?

Fuchs: Ha, da geht es schon um andere Kriterien, etwa ob das Projekt innovativ und zukunftsorientiert ist. Und es geht eindeutig um Pop-Bezüge, rein experimentelle Musik hat eher wenig Chancen.

? Doktor Nachtstroms liebstes Spielzeug ist eine DDR-Fahne und Erich Honecker mit sein wichtigster Einfluß – was verbindet der Herr denn mit dem letzten wahren Staatsratsvorsitzenden meines Landes?

Nachtstrom: Grundsätzlich haben mich politische Extreme aus verschiedenen Richtungen immer schon stark interessiert, ohne deswegen letztendlich meine Distanz zu verlieren. Im Falle der DDR, deren geschmähte Überreste ich auch bei zahlreichen Berlin-Besuchen bewundern durfte, interessierte mich hauptsächlich die Illusion eines Staatswesens, das ohne ständige Finanzhilfe Rußlands niemals so lange bestehen hätte können. Die Starrheit und Unfähigkeit Erich Honeckers, im Zuge von Glasnost und dem Zusammenbruch des Eisernen Vorhangs vor allem das wirtschaftliche Gefüge der DDR zu modernisieren bzw. anzupassen, nötigt mir. ehrlich gesagt, noch heute ziemliche Faszination ab.


? Schon die letzte FETISH 69-Tour war eine recht reduzierte Angelegenheit und ich habe gelesen, daß BUNNY LAKE in New York zum Beispiel nur als Duo aufgetreten sind – was erwartet den geneigten Besucher der in Aussicht gestellten Tour?

Fuchs: Wenn die Veranstalter nicht fast pleite sind, wie so oft dieser Tage, dann gibt es uns zu viert, inklusive Bassisten und Visuals. Mehr Musiker wären überflüssig, Schlagzeuger passen nicht zu unserer Soundästhetik und Gitarren auch eher weniger.

Nachtstrom: Da wir aber in verschiedenen Städten Österreichs wohnen, ist es manchmal ein wenig schwierig, verschiedene Arbeitszeiten zu koordinieren, da kann es schon mal vorkommen, das BUNNY LAKE in etwas abgespeckter Form auftritt. Grundsätzlich bemühen wir uns aber immer, in unserer Stammbesetzung zu spielen.

Fuchs: In New York und Wien haben Suzy und ich zu zweit gerockt, auch das funktionierte. Zu viert ist BUNNY LAKE aber eine sehr verschwitzte, offensive Angelegenheit. Wo die Platte viele kühle Stellen hat, sind wir live Rock’n’Roll total!

? Du hattest mir damals BUNNY LAKE in luxuriösen Verpackungen angekündigt – kommt da noch was oder meintest Du die Hochglanzlackierung des Digipacks damit?

Fuchs: Aber ja. Also, bereits dieses hochglanzlackierte Digipack ist ja so teuer, daß wir als Band nie einen Groschen vom Release sehen werden. Wir leben ja in der Ära, in der CDs bald aussterben und damit das Album als Kunstform. Indielabels schreiben nur mehr Verluste. Wir hoffen aber vor dem totalen Download-Sieg wenigstens noch ein richtiges Album zu machen, ein Digipack mit Videos und Bonusremixen – 2007 soll es soweit sein.

? Eine Vinyl-Remix-12″ ist schon angekündigt, aber was ist für die Zukunft mit BUNNY LAKE geplant?

Fuchs: Die 12“ wird auf dem befreundeten Label Klein Records erscheinen, weil unser Label Angelika Koehlermann kein Vinyl rausbringt. Es gibt auf der einen Seite sehr hysterische Remixe vom Wiener DJ Gigolo Christopher Just, die den Disco-Irrsinn brutal auf die Spitze treiben. Auf der anderen Seite ist ein eisiger, reduzierter und düsterer Electro-Mix von DJ GLOW, der das tolle Wiener Label Trust betreibt.

Nachtstrom: Ansonsten schreiben wir zur Zeit schon fleißig an Material für eine neue CD.

Fuchs: Die wird sehr von Sachen aus den Sixties inspiriert sein, es gibt Orgeln á la IRON BUTTERFLY und auch VELVET UNDERGROUND inspiriert uns auf eine abstrakte Weise. Wir sagen Gospel-Electro dazu. Laßt euch überraschen.

? Da eine Frage nach Deinen aktuellen musikalischen Favoriten wieder etwas ausufern würde, bitte ich Dich lieber um einen Momentaufnahme des aktuellen Kinogeschehens, da Du ja auf diesen Gebiet journalistisch unterwegs bzw. äußerst versiert bist?

Fuchs: Uff, auch ein extrem ausuferndes Thema. Ich liste einfach mal Filme auf, die mich bislang 2006 sehr beeindruckt haben: An erster Stelle steht sicher „Requiem“ von Hans Christian Schmidt, nebenbei der beste deutsche Film seit Jahren, ein Meisterwerk, daß mir eine Gänsehaut bescherte. Ganz toll fand ich auch „The Proposition“ von John Hillcoat, ein brutaler australischer Antiwestern, zu dem Nick Cave ein grandioses Drehbuch und einen ebensolchen Soundtrack beisteuerte. Mir fällt das Scheidungsdrama „The Squid & The Whale“ noch ein, das zwischen Tragik und schwarzem Humor pendelt. Und ich goutiere aktuelle Horrorfilme wie „Hills Have Eyes“ und „Hostel“ sehr. „Walk The Line“ mochte ich auch, als ewiger Johnny Cash-Jünger. Vor allem sind es aber in den letzten zwei Jahren die DVD-Boxsets von genialen TV-Serien wie „Lost“, „Six Feet Under“ oder „Carnivale“, die mich fesseln.

? Ich danke Christian Fuchs und Doktor Nachtstrom für dieses Interview und wünsche für die Zukunft alles Gute. Des weiteren geht Dank an Constanze Pfeiffer von Chateau Du Pop für ihre Unterstützung.

(M.F.)

 

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