EMIGRATE – Silent So Long (2LP/CD)

oo8Richard Kruspe ist als Gitarrist von RAMMSTEIN weltberühmt und gilt selbst als der extrovertierteste Musiker aus dem Ostberliner Kollektiv. Deshalb ging er auch schon 2007 mit dem Solo-Projekt EMIGRATE „fremd“, um ein musikalisches Ventil neben RAMMSTEIN zu haben. Leider war der Tech-Metal seines Debüt-Albums wenig gehaltvoll und auch wenn es sich im Fahrwasser seiner Hauptband ordentlich verkaufte, konnte man dem arg bemühten Material kaum Nachhaltigkeit attestieren. Vor allem war der Gesang doch recht „schwach auf der Brust“ und der Schatten von RAMMSTEIN wohl noch zu groß. So war ich dann doch etwas überrascht, als mit „Silent So Long“ jetzt ein Nachfolger angekündigt wurde und mittels einer illustren Schar von Gastsängern schien Richard Kruspe diesmal auf Nummer Sicher gehen zu wollen. Der erste Hördurchgang lies mich dann trotz aller Bedenken meinerseits ziemlich geplättet zurück, denn die 11 Songs von „Silent So Long“ gleichen einer entfesselten Dampfwalze, die unerbittlich vorwärts prescht. Die Begleitband ist inzwischen eingespielt, der Gesang von Richard Kruspe deutlich gereift und die Gastsänger fügen sich geschmeidig in den Fluss des Albums ein, ohne sich übermäßig in den Vordergrund zu drängen. So setzen zwar Frank Delle (SEEED), PEACHES, Lemmy Kilmister (MOTÖRHEAD), MARILYN MANSON, Margaux Bossieux und Jonathan Davis (KORN) mit ihren stimmlichen Beiträgen ordentliche Schlaglichter, lassen jedoch auch den anderen Songs noch genügen Luft zum atmen. Diese sind perfekt produzierte Industrial Metal-Hymnen mit Pop-Appeal und garniert mit Hard Rock-Gitarren-Solis, die es so wohl auf einem RAMMSTEIN-Album nicht geben würde. Mein Favorit des Albums ist übrigens „Rainbow“, dicht gefolgt von dem sich überschlagenden „Rock City“ mit Lemmy und dem mehr elektronisch hämmernden „Get Down“, welches von PEACHES dominiert wird. Gutes Album und da RAMMSTEIN auf unbestimmte Zeit pausieren, müssen sich die Fans wohl auch erst mal an EMIGRATE halten. Neben der Standard-CD-Ausgabe von „Silent So Long“ ist zusätzlich eine limitierte und aufwendig geprägte Digipack-Version im Umlauf. Unverständlich allerdings, warum für die Vinyl-Version bei gerade mal knapp über 40 Minuten Spielzeit, das Album auf zwei Platten bzw. vier Seiten zerrissen wurde. (Marco Fiebag)

Format: 2LP/CD
Vertrieb: Vertigo / Universal
 

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