Am 25.10.2014 findet nun schon die 13. Auflage des Morphonic Lab in Dresden statt, welches seit vielen Jahren eine faszinierende Mischung aus Licht, Klang, Performance, Video und Installation bietet bzw. experimentelle Musik mit bildender Kunst übergreifend fusioniert. Insbesondere das Ambiente des Veranstaltungsorts eines unsanierten Barock Palais im großen Garten, welches an diesem Abend aufwendig Illuminiert ist, dürfte schon allein anziehend wirken. Die jeweiligen Themen des Morphonic Lab sind dazu mit Bedacht und großer Sorgfalt ausgewählt und sprechen immer verschiedene musikalische wie künstlerische Genres an. Aus diesem Anlass stellte ich Organisator und SARDH-Kopf Detlef Schweiger einige Fragen zu dieser absolut empfehlenswerten Veranstaltung, die weltweit sicher seines gleichen sucht.
? Das Morphonic Lab in der „morbiden Atmosphäre des Barock Palais im großen Garten“ geht in diesem Jahr schon in die 13. Auflage und sorgt so mit seiner visionären Verbindung von experimenteller Musik und bildender Kunst für eine gewisse Nachhaltigkeit in der „Fürstenstadt“ Dresden – bist Du mit der bisherigen Resonanz zufrieden und kannst Du kurz die Höhepunkte der vergangenen Jahre anreißen?
Im Allgemeinen bin ich mit der Resonanz zufrieden, denn immerhin hat das Publikumsinteresse und die Wertschätzung der Förderer kontinuierlich dafür gesorgt, dass sich dieses nahezu einmalige Veranstaltungsprofil schon so lange halten kann, obwohl es jedes Jahr mit Projektbewerbungen u.a. neu errungen werden muss. Sicherlich lassen sich Höhepunkte der vergangenen Jahre ausmachen, etwa die begeisternden Auftritte bekannterer Künstler wie FM EINHEIT + IRMLER, CO CASPAR, COLUMN ONE, INADE… oder die experimentierfreudigsten Labore „Time Period“ mit sechs Soundinseln, „White Noise“ mit über 40 Tänzern… Darauf kommt es aber nicht an, denn ganz im Sinne des Grundcharakters des Morphonic Lab wird jedes Lab unter ein anderes Titelthema gestellt, mit mehr oder minder großem experimentellen Wagnis. Ich möchte keines der bisherigen zwölf Morphonic Labs missen. Gerade die Morphonic Labs, welche, wie das vorjährige, die Geister schieden, erinnere ich besonders gern, weil sie wertvolle Grenzerfahrungen erbracht haben.
? Dieses Jahr wird nun die Krautrock-Legende ROEDELIUS zusammen mit u.a. ANTLERS MULM und SARDH beim Morphonic Lab seinen 80. Geburtstag feiern und als „verlorener Sohn“ Dresdens quasi an einen wichtigen Ort seiner Lebensgeschichte zurückkehren – wie kam es eigentlich zu diesem Kontakt und welche Erwartungen knüpfst Du persönlich an diesen Abend?
Den Kontakt zu Hans Joachim ROEDELIUS hat Eric Byrne von Tower Promotions vermittelt. Es hat eine Weile gedauert, bis der Altmeister „angesprungen“ ist – das war dann genau in dem Moment, als er unsere außergewöhnliche Location wahrgenommen hatte. Seine historische Verbindung zu Dresden ist zwiespältig: Einerseits entstammt er einer alten sächsischen Apothekerfamilie und versteht diesen Auftritt auch als Rückkehr zu den Wirkungsstätten seiner Vorfahren, andererseits sind mit Dresden, Bautzen u.a. auch die schmerzhaften Erinnerungen an Stasi-Verhöre und Gefängniszeiten in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts verbunden. Der betagte aber frisch und agil wirkende ROEDELIUS lässt immer mehr durchblicken, dass es für ihn ein ganz besonderer Auftritt im Barockpalais Großer Garten Dresden wird. Genau das erwarte ich auch für die weiteren beteiligten Künstler und das Publikum.
? Was wird dem geneigten Besucher neben dem sicher denkwürdigen Auftritt von ROEDELIUS noch beim XIII Morphonic Lab erwarten bzw. geboten werden?
Die Live-Auftritte in der Reihenfolge PHY; ANTLERS MULM; SARDH; ROEDELIUS bilden eine Abfolge stilistischer Kontraste und stimmungsvoller Wechselbäder, wie es eigentlich nur der laborative Rahmen des Morphonic Lab zusammenbringen kann. Verbunden mit den Installationen und gebäudeumfassenden Illuminationen erwartet den Besucher in und um den unsanierten morbiden Festsaal wieder eine zauberhafte Atmosphäre, die auch zu Wandelgängen innerhalb und um das Palais einlädt. Wer noch kein Morphonic Lab erlebt hat, sollte sich auf unserer Internetseite im Archiv der bisherigen Veranstaltungen mittels zahlreicher Fotoimpressionen von der einzigartigen Charakteristik des Morphonic Lab überzeugen, wie hier auch weitere Infos zum Programm zu entnehmen sind.
? Das Layout der Flyer und Poster für das Morphonic Lab XIII erinnert mich fatal an Factory Records bzw. das Design der legendären Hacienda in Manchester – war dieses so beabsichtigt?
Nein, wir wollten nur der sächsischen FDP zeigen, wie die Schwarzgelb-Streifen richtig SCHRÄG kommen…
? Im Vorfeld der Veranstaltung sickerten Informationen durch, das die öffentliche Förderung der Veranstaltung nicht mehr so üppig wie sonst ausfällt und vor allem die Kosten für die Miete des Palais teurer geworden ist. Allerdings senkt Ihr dafür jetzt sogar den Eintrittspreis von 20 Euro auf 15 Euro, was zwar absolut begrüßenswert, aber auch verwirrend ist – warum?
Die öffentliche Förderung bleibt auf niedrigem Niveau konstant, wofür ich sehr dankbar bin. Das Problem ist der Hausbesitzer, der sich vor zwei Jahren vom einstigen Mitveranstalter des Morphonic Lab zum bloßen Mieteinnehmer gewandelt hat. Und dieses Jahr schlägt die Miete im Low-Budget des Morphonic Lab noch etwas höher zu. Vor diesem Hintergrund mag die Senkung des Eintrittspreises von 20 auf nun schlappe 15 € vielleicht absurd erscheinen. Doch dadurch erwarten wir mehr Einnahmen, denn wir wissen aus Erfahrung, dass die 20 € vor allem für interessiertes jüngeres Publikum bisher schon über der Schmerzgrenze liegen. Also ein Test-Ballon und die deutliche Einladung an alle schlechter verdienenden Besserhörer: KOMMT !
? Da bekanntlich beim Morphonic Lab weit im Voraus geplant wird, kannst Du uns eventuell schon einen Ausblick auf 2015 geben?
Ja, wir werden 2015 beim Morphonic Lab XIV mit einer ganz besonderen Versuchsanordnung versuchen, einen FELDREKORD aufzustellen…
? Ich danke Detlef Schweiger für dieses Interview und wünsche der absolut empfehlenswerten Veranstaltung viel Erfolg, in deren Fahrwasser sich für von außerhalb anreisende Gäste eventuell auch gleich ein Kulturaufenthalt in Dresden kombinieren lässt.
(Marco Fiebag)
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