Nachdem ZOLA JESUS deutsches Hipster-Label Souterrain Transmission wieder in der Versenkung verschwunden ist, hat Nika Roza Danilova auch ihr jahrelanges Mutterlabel Sacred Bones in Amerika verlassen und weltweit bei Mute Records unterschrieben. Mit dieser vertraglichen Entscheidung bricht sie mit ihrem aktuellen Album „Taiga“ jetzt ebenfalls zu neuen musikalischen Ufern oder besser gesagt Horizonten auf, obwohl der Titel selbst eine Rückbesinnung auf ihre russischen Wurzeln ist. Die Taiga ist bekanntlich ja ein riesiges raues wie mystisches Waldflächengebiet in Russland, welche ähnlich so auch in Wisconsin zu finden ist, wo ZOLA JESUS ihre Kindheit verbracht hat. Wer nun jedoch ein ruhigen bis düsteren Opus erwartet, wird angesichts der insgesamt 11 neuen Songs auf „Taiga“ enttäuscht bzw. überrascht sein, denn das Album ist zumindest musikalisch gesehen ihr bisher luftigstes und zugänglichstes Werk geworden. Groovige R’nB-Beats, breakiger Drum’n Bass, Dubstep und erhabene Trip Hop-Rhythmen bilden das solide Fundament für ihre bekannt bauchige Ausdrucksstimme, die noch nie so klar und vor allem dominant im Vordergrund stand, wie hier auf „Taiga“. Das dabei eher Assoziationen mit Rihannna als mit Siousxie aufkommen, ist meiner Meinung nach völlig legitim und in Ordnung, denn die Zeiten des „Schlafzimmer-Industrial Gothics“ hatte sie ja schon auf ihrem letzten Album „Conatus“ weitestgehend hinter sich gelassen. Absolut empfehlenswerte Anspieltipps sind die erste Single „Dangerous Days“, das von hektischen Bläsern getriebene „Hunger“ oder die bombastische Hymne „Hollow“, welche in ihrer Summe perfekt die Soundbandbreite des ganze Albums repräsentieren. Textlich zumindest geht es gewohnt introvertiert zur Sache und Themen wie die Befreiung von Ängsten und Selbstzweifeln, die Rolle des Menschen in der Natur oder Architektur, werden in ein modernes Soundgewand gekleidet, zu dem man dann hervorragend tanzen kann. Damit ist sie nun zwar in ähnliche Regionen wie ihre Konkurrentin AUSTRA vorgestoßen, im Gegensatz zu ihrer Nachahmerin hat sie aber eine nachweisbare Entwicklung und schlüssigen musikalischen Werdegang vorzuweisen. So lasse ich mir Pop gefallen! (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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