Die Mittelalter-Band FAUN hatte seit ihrer Gründung Anfang 2000 eine Ausnahmestellung in der Szene inne und war neben OMNIA maßgeblich für das Genre bzw. Prädikat Pagan Folk verantwortlich. Zwar konnten sich FAUN in Szene-Kreisen einen sehr guten Namen machen, der große Erfolg ihrer Kollegen IN EXTREMO, SCHANDMAUL oder SUBWAY TO SALLY blieb ihnen dabei aber leider verwehrt. Deshalb sollte dieser wohl vor einiger Zeit regelrecht erzwungen werden und FAUN passten sich massiv dem Massengeschmack an, welcher im Moment durch erfolgreiche Bücher und TV-Produktionen zum Thema Mittelalter sowieso gerade recht offen ist. Mit dem Branchen-Riesen Universal und dem Produzenten-Team Valicon gewann man dafür passende Partner, mit denen man zusammen im vorigen Jahr das Album „Von den Elben“ veröffentlichte. Der völlig glattgebügelte Sound, die regelrecht erschreckend seichten deutschsprachigen Texte und insbesondere das Duett mit SANTIANO kamen in der Szene aber nicht besonders gut an und FAUN ernteten dafür massive Kritik. Durch einen Auftritt in der „Carmen Nebel Show“ erweckte man allerdings das Interesse der romantischen Schlager- und Volksmusik-Fans und „Von den Elben“ ging in den Charts auf Platz 7 und hat inzwischen sogar schon Platin-Status erreicht. Da das Eisen ja bekanntlich geschmiedet werden muss, wenn es noch heiß ist, folgt nun mit keinem Jahr Abstand ein neues Album, welches nach Aussagen der Band angeblich wieder mehr zu ihren Wurzel gehen und den externen Einfluss von Plattenfirma und Produzenten begrenzen sollte. Ob das die alten Fans ebenso sehen werden, ist mehr als fraglich, denn „Luna“ schließt nahtlos an „Von den Elben“ an und lässt weiterhin die Handschrift der beiden Produzenten Bernd Wendlandt und Ingo Politz deutlich erkennen. Diese sind mir übrigens schon zu DDR-Zeiten mit ihren Projekten nicht gerade positiv aufgefallen sind waren insbesondere auch nach der Wende mit ihrem furchtbaren Ostalgie-Eurodance namens SANDMANN’S DUMMIES ein regelrechtes Ärgernis. Später brachten sie Bands wie X-PERICENCE, BELL, BOOK & CANDLE und SILBERMOND auf den „richtigen“ Weg und versuchten mit ANGELZOOM oder EISBLUME künstliche Dark Pop-Projekte für die schwarze Szene zu schaffen. Mit FAUN haben sie jetzt aber scheinbar direkt aus der Szene ein passendes wie dankbares Vehikel gefunden, was sogar zu funktionieren zu scheint. Im einzelnen bietet das 8. Album von FAUN kitschigen wie märchen- bis schlagerhaften Mittelalter-Folk-Pop (inklusive Gastauftritt vom IN EXTREMO-Sänger Michael Rhein), der keinem wehtut oder besonders tiefe Atmosphären aufbaut. Der Erfolg scheint FAUN und Valicon jedoch recht zu geben, denn „Luna“ chartete gleich in der ersten Woche nach erscheinen auf Platz 4 und so können der Band (zumindest im Moment) die Meinungen der alten Fans absolut egal sein. Mann sollte FAUN also ihren momentanen Höhenflug einfach mal gönnen und schließlich kann niemand so richtig voraussagen, wie er sich selbst in so einer Situation verhalten würde. Neben der Standard-CD-Ausgabe ist übrigens auch eine Deluxe-Edition von „Luna“ erhältlich, die drei zusätzliche Songs und ein extra dickes Booklet enthält und in einen aufwendigen schicken Schuber gehüllt ist. Da kann die nächste „Wanderhure“ oder „Pestärztin“ getrost kommen! (Marco Fiebag)
Format: CD |
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