Das zweite Album von COLD SPECKS beginnt zwar ähnlich minimalistisch, wie schon das gefeierte Debüt „Predict A Graceful Expulsion“, aber so reduziert bzw. karg und düster hatte ich die afroamerikanische Kanadierin nicht in Erinnerung. In der Zwischenzeit hat sich Al Spx von ihrem Debüt etwas distanziert bzw. ist damit wohl unzufrieden und war des weiteren auf den letzten Alben von MOBY, SWANS und Ambrose Akinmusiere zu hören. Letztere ist jetzt auf „Neuroplasticity“ für die gespenstisch-hallenden Trompeten zuständig und selbst SWANS-Kopf Michael Gira grummelt hier auf zwei Songs mit COLD SPECKS im Duett. Neben dem schleppenden Doom Jazz Soul offenbart das Album jedoch auch einige wenige lichtere Momente, wie zum Beispiel das schon fast beschwingte „Bodies At Bay“ oder „Living Signs“, welche die zermürbende Atmosphäre von „Neuroplasticity“ zumindest zeitweise etwas auflockern, zum Glück aber auch nicht verwässern. Die insgesamt 10 Songs des Albums sind somit ein dunkelrot glühender Schmelztiegel aus morbiden Doom, Soul, Blues, Gospel und Folk, der zwar eher auf Sparflamme köchelt, dafür aber stetig! Passend dazu präsentiert sich Al Spx auf dem Cover von „Neuroplasticity“ ähnlich dämonisch wie der Leibhaftige und erinnert mich dabei irgendwie an das Artwork der Kult-12“ „The Litanies Of Satan“ von DIAMANDA GALAS, welche in der Vergangenheit ja auch auf Mute Records zu Hause war. Fans von PJ Harvey, Anna Calvi oder Siouxsie in ihren eher geisterhaften Banshee-Phasen dürften bei „Neuroplasticity“ deshalb ruhig mal ein Ohr riskieren und dafür jedoch auch ein wenig Ausdauer mitbringen, da sich die dunkle Atmosphäre des Albums erst nach einigen Durchläufen so richtig erschließt. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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