Es ist schon irgendwie seltsam, dass bisher noch niemand auf die Idee gekommen ist, das erste Solo-Album von David Harrow im CD-Format wieder zu veröffentlichen, denn schließlich hat dieser Mann Musikgeschichte und richtige Welt-Hits geschrieben. Die bekanntesten davon sind natürlich „Sleeper In Metropolis“ und „Our Darkness“ für bzw. zusammen mit Anne Clark und heute keine 80er Wave-Party ohne diese beiden Songs. Anne Clark lernte David Harrow damals Anfang der 80er Jahre im Warehouse Theatre in Croydon kennen und ihre mehr als fruchtbare Zusammenarbeit erstreckte sich danach über die vier Alben „Changing Places“, „Joined Up Writing“, „Pressure Points“ und „Hopeless Cases“, welche bis heute die besten wie erfolgreichsten Werke der spröden Dame sind. 1987 trennten sich dann ihre Wege, da Anne Clark nie ein gutes Händchen bei der Wahl ihrer Labels und Manager hatte bzw. von diesen immer über den Tisch gezogen wurde. David Harrow soll bis heute noch nicht gut auf Anne Clark zu sprechen sein und sie selbst hat auch nie wieder so einen kongenialen musikalischen Partner finden können. David Harrow machte sich in Folge einen guten Namen als Remixer für unter anderem DEPECHE MODE, THE ORB und Bob Marley, bewegte sich im Dunstkreis des On-U Sound-Labels (Mark Stewart, TACKHEAD, Gary Clail) und veröffentlichte 1994 ein zweites Solo-Album namens „Technova“. Doch zurück zu „The Succession“, welches 1983 auf Vinyl erschien ist und seit dem nie wieder aufgelegt wurde. Im Stil noch deutlich rauer und experimenteller als seine Arbeiten für Anne Clark, lassen die 10 Tracks jedoch schon deutliche Hit-Qualitäten erahnen und auch das später bei „Our Darkness“ zu Ruhm gelangte Saxophon ist hier ständig präsent. Im Groben und Ganzen bewegt sich das Album in der seiner Zeit aufregenden Grauzone des Post Punk, New Wave und Synth Pop oder irgendwo zwischen alten CLOCK DVA, CABARET VOLTAIRE und NEW ORDER. Gerade an letztere erinnert vor allem das auch als Single ausgekoppelte „Our Little Girl“, welches selbst heute noch Tanzflächen füllen könnte. Neben dem direkt vom Vinyl geremasterten Album bietet die CD-Auflage von Klanggalerie ebenfalls die kompletten Tracks der später erschienenen vier 12“-Maxis „Our Little Girl“, „No Easy Targets“, „Sufferhead“ (mit Peter Hope) und „Bite The Hand That Feeds You“ (mit Pinkie Maclure). Dank Klanggalerie ist diese musikalische Geschichtsstunde also eine richtig runde Sache geworden, die im Digipack auf 500 Exemplare begrenzt ist und hoffentlich David Harrow wieder etwas mehr in das Gedächtnis der Szene zurück bringen wird. (Marco Fiebag)
Format: CD |
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