Chvad SB „Crickets Were The Compass“ CD (Silber Records)
Das Cover scheint einen auf den Irrweg schicken zu wollen; das Gegenteil ist der Fall: Comic-Stil (und dann auch noch mit einem Hund als Charakter), das hat schnell etwas Niedliches. Bis nicht nur der „Gesichtsausdruck“ des Hundes ins Auge fällt, sondern eben auch der Zustand der Umgebung. Post-Apokalypse irgendwie. Wenn dann noch zu lesen ist, Chvad SB wollte mit „Crickets Were The Compass“ eine Art „Nachlassdokument von Verlust“ erstellen, dann kann das von visueller Seite schon mal als erfolgreich bescheinigt werden. Und mit Blick auf die Namen der Titel dann gleich darauf ein zweites Mal. Und aufgrund der Musik (natürlich) erst recht: schon die ersten Töne von „It Haunts Her“ mit ihrer Mischung von Gitarreneinsprengseln und dem in einer tieferen Tonlage als bekannt eine typische Sirene nachzeichnenden Synth versetzen die Hörer (kompliziert gesprochen) in eine tendenziell nicht wirklich komfortable Lage. Alles scheint stillzustehen, irgendwo (unortbar) scheint trotz allem etwas zu passieren; was es ist bleibt unklar, aber es kann nichts gutes sein… „A Hair Before Sundown“, die #2, nutzt das gleiche Instrumentarium, lässt den Synth jedoch nun lautmalerisch sowohl einschlagen als auch (seltsam verhalten aber dennoch) salvenartig, wie abstraktes Geschützfeuer, die Hörer angreifen… Die Beschreibung dieser ersten beiden Stücke ist absolut symptomatisch für die Stimmung auf „Crickets Were The Compass“; eine Ambient(?) VÖ, die alles andere als anschmiegsam sein will und die es, im Gegensatz zu Veröffentlichungen mit ähnlicher Attitüde eben nicht über möglichst noisige Sounds etc. erreicht, sondern allein über die Bilder, die die für sich betrachtet sogar eigentlich warmen Sounds in den Köpfen entstehen lassen. Geradezu unheimlich, und das mit fast schon einfachsten Mitteln. Gerade die Zurückhaltung, das Verhaltene erzeugt hier das Grauen viel stärker als es jeder Noiseüberfall könnte…
Collapse Under The Empire „Sacrifice & Isolation“ CD (Finaltune/ Broken Silence)
Nach einigen Eps und einer Split mit Mooncake aus Russland nun der zweite Teil der von vornherein zweiteilig angelegten Veröffentlichung aus „Shoulders & Giants“ (2011) und eben „Sacrifice & Isolation“. Und Collapse Under The Empire spinnen auch mit dieser neuen Veröffentlichung ihre Idee einer bildgewaligen Instrumentalmusik weiter, die sich traut in dem Grenzbereich zwischen (Post)Rock und Elektronik zu wandern und dort quasi ihren eigenen Korridor abzustecken. Atmosphärisch, oft auf Gitarrenmelodien gestützt, im Arrangement und Gestus aber durchaus abgesetzt von traditionell bandförmig agierenden Kollegen. Gerade die Konzentration auf ein Duo und der (meines Wissens bisher so praktizierte) bewusste Verzicht auf Live-Umsetzung/ Live-Auftritte überhaupt gibt dem Duo dabei offensichtlich ganz eigene Freiheiten im Aufbau der Tracks auf der einen Seite, speist aber, andererseits, natürlich auch kein Feedback aus einer eben solchen Umsetzung (und ihrer möglichen Konsequenzen auf das Songwriting) zurück in die Kompositionen. Collapse Under The Empire können es sich daher „erlauben“, einen aus einer Vielzahl verwobener Schichten entwickelten Breitwandsound zu fahren, der zusammen mit der Harmonieführung nahezu jedes der Stücke von „Sacrifice & Isolation“ unbeirrt nach vorne schiebt; Marke (Auto)Fahrt in Richtung der hellen Horizontlinie. Ein Sound, dem der Entstehungsort „Studio“ jederzeit anzuhören ist, der das aber auch weder zu verheimlichen sucht, noch dieses irgendwie müsste. Der so vielmehr der Band die Möglichkeit gibt, die einzelnen Melodien der Tracks in neuen Soundgewändern über die Laufzeit der 10 Tracks immer mal wieder anklingen zu lassen; die Stücke so zu verweben und einen Metazusammenhang anzulegen. Auch da, wo die Gewichtungen Gitarren vs Elektronik immer wieder neu verhandelt werden.
(N)
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